Corona-Chaos in Europa Die Länderspiele drohen zum Reinfall zu werden
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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Die Saison biegt auf die Zielgerade ein, die Klubs wollen die Corona-geplagte Saison endlich hinter sich bringen. Doch es stehen Länderspiele an. Und die bergen ein gewisses Konfliktpotenzial.
Für Bundestrainer Joachim Löw und die deutsche Nationalelf stehen im März wichtige Spiele an. Drei Partien der WM-Quali gilt es zu bewältigen. Doch Löw geht es nicht nur um eine gute Ausgangslage im Kampf um ein Ticket für Katar, sondern um die Vorbereitung auf die EM im Sommer. Denn das nächste Länderspiel steht erst wieder im Juni (gegen Lettland) an. Viele Chancen zum Einspielen bleiben ihm und der Mannschaft nicht mehr.
Daher ist es umso wichtiger, einen möglichst kompletten Kader zur Verfügung zu haben. Und genau da gibt es ein Problem. Denn die Länderspiele kommen für die Vereine der Nationalspieler zum denkbar schlechten Zeitpunkt. Die Saison hat nur noch wenige Wochen, es geht um Meisterschaft, Klassenerhalt, DFB-Pokal oder Champions League.
Eine Corona-Infektion inklusive Quarantäne für einzelne Akteure könnte zum Schicksalsschlag werden. Und genau dieses Risiko birgt eine Reise zur Nationalmannschaft, wo Akteure aus verschiedenen Vereinen in verschiedenen Ländern zusammenkommen. Dazu gilt für manche Länder ohnehin bei einer Reiserückkehr eine Quarantänepflicht. Ein Szenario, das den Klubs nicht gefällt.
Kehl behält sich Nicht-Abstellung vor
Dortmunds Lizenzspielerleiter Sebastian Kehl verfolgt die Entwicklungen täglich. Dem "Kicker" sagte er: "Viele Verbände haben sich schon bewusst für neue Spielorte entschieden, um eine anschließende Quarantäne für die Spieler zu vermeiden. Wir werden uns aber im Einzelfall das Recht vorbehalten, Spieler nicht abzustellen, falls es für uns zu einem Nachteil kommen sollte."
Kehls BVB ist nicht der einzige Klub, der so handeln könnte. Durch die ansteigenden Inzidenzen in Deutschland und in anderen europäischen Nationen könnte es noch einige Diskussionen geben. Sollten infolgedessen einige Spieler nicht abgestellt werden, könnten die Länderspiele für den Bundestrainer zum Reinfall werden.
Österreich reagiert drastisch
Um solche Konflikte zu vermeiden, hat der Österreichische Fußball-Bund eine überraschende Entscheidung getroffen. Denn die Mannschaft von Trainer Franco Foda hat ein Länderspiel in Schottland. Bundesligaspieler müssten aufgrund der Restriktionen in Deutschland anschließend in Quarantäne.
Daher entschied sich Foda, keinen von ihnen zu nominieren. Das heißt: Österreich tritt zur WM-Qualifikation ohne Leistungsträger wie David Alaba (FC Bayern), Marcel Sabitzer (Rasenballsport Leipzig) oder Martin Hinteregger (Eintracht Frankfurt) an. Beim letzten Länderspiel im November standen gleich zwölf Bundesligaprofis in Österreichs Kader. Die Partien ohne sie zu bestreiten, wird für Foda zu einer Mammutaufgabe.
- Eigene Recherche
- Kicker: "BVB stellt Nationalspieler womöglich nicht ab"