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Warum Englands Coach BVB-Star Jadon Sancho bei der EM übergeht


BVB-Star bisher nur Randfigur
Warum Englands Coach Jadon Sancho übergeht

  • Dominik Sliskovic
Aus London berichtet Dominik Sliskovic

Aktualisiert am 29.06.2021Lesedauer: 3 Min.
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Jadon Sancho: Der BVB-Star kam bisher erst auf einen sechsminütigen Kurzeinsatz bei der EM.Vergrößern des Bildes
Jadon Sancho: Der BVB-Star kam bisher erst auf einen sechsminütigen Kurzeinsatz bei der EM. (Quelle: Shutterstock/imago-images-bilder)

Beim BVB spielte Jadon Sancho einmal mehr eine starke Saison, holte mit den Dortmundern den DFB-Pokal. Im englischen Nationalteam ist der 21-Jährige dennoch außen vor. Warum? Ein Erklärungsversuch.

Stellen Sie sich vor, Ihnen gelingen in einer Spielzeit 20 Torbeteiligungen in 26 Einsätzen für Ihren Klub, mit dem Sie auch noch den nationalen Pokal gewinnen, Ihr Marktwert übersteigt laut "Transfermarkt" die 100-Millionen-Euro-Marke und der englische Rekordmeister will Sie händeringend verpflichten – und trotz allem übergeht Sie Ihr Nationaltrainer.

Genau so ergeht es aktuell Jadon Sancho. Borussia Dortmunds Superstar kann bisher nur sechs Minuten Einsatzzeit für England bei der Fußball-EM vorweisen. Auch im Achtelfinale gegen Deutschland (ab 18 Uhr im t-online-Liveticker) gehen die meisten englischen Journalisten davon aus, dass der 21-Jährige nicht in der Startelf stehen wird. Dabei hatte sich sein Teamkollege Marcus Rashford öffentlich für Sancho ausgesprochen.

England-Star Rashford spricht sich für Sancho aus

"Ich bin mir sicher, dass Jadon die deutschen Spieler, ihre Charakteristika, Stärken und Schwächen, bestens kennt und dies auszunutzen weiß", sagte Rashford vor dem Prestigeduell im Londoner Wembley-Stadion. Doch ausgerechnet Englands Nationaltrainer Gareth Southgate gewichtet die Argumente für einen Einsatz Sanchos gegen die DFB-Elf nicht so stark. Eine von "vielen explosiven" Lösungen sei der Dortmunder, so der 50-Jährige. Eine schwammige Aussage, die die Frage aufwirft, ob Southgate überhaupt im Detail weiß, über was für einen Spieler er da eigentlich spricht.

Archie Rhind-Tutt hat da so eine Vermutung. Der in Köln lebende Reporter des britischen Sportsenders ESPN UK sagt im Gespräch mit t-online: "Dass Southgate Sancho dermaßen ignoriert, muss in gewissem Maße daran liegen, dass die Bundesliga bei ihm nicht den höchsten Stellenwert hat und er zu wenige seiner herausragenden Spiele in der Rückrunde gesichtet hat." Anders könne er sich die Situation kaum erklären, so der englische Journalist. Denn eines sei klar: "Sancho ist der beste Eins-gegen-eins-Dribbler, den England hat. Jede Mannschaft auf der Welt wünscht sich einen solchen Spieler, der seinen Verteidiger auf engstem Raum austanzen kann."

Warum verzichtet Southgate also freiwillig auf einen solch einzigartigen Spielertypen? Die Antwort könnte in Sanchos Charakter stecken.

Spielt Sancho nicht, weil Southgate die Bundesliga nicht wertschätzt?

Beim BVB erlaubte sich der Londoner bereits mehrere Undiszipliniertheiten, insbesondere bei der Pünktlichkeit mangelte es dem Flügelflitzer, den die Dortmunder einst aus der Jugend von Manchester City verpflichteten. Jedoch sind solche Verfehlungen Sanchos aus dem Kreise der Nationalmannschaft nicht bekannt. Auch deshalb suchen insbesondere deutsche Medien die Erklärung in einem vermeintlichen Snobismus Southgates gegenüber der deutschen Bundesliga.

Solche Vorwürfe kommen nicht von ungefähr, hatte Southgate doch in der Vergangenheit erklärt, das fußballerische Niveau der deutschen Bundesliga liege deutlich unter dem der englischen Premier League. Ein seit Monaten diskutierter Wechsel Sanchos vom BVB zu Manchester United würde sicherlich seinem Stellenwert innerhalb der Nationalmannschaft guttun, glaubt auch Rhind-Tutt. "Das würde seine Situation in der Nationalmannschaft verändern", pflichtet der Experte der These bei, "weil er dann in der Premier League spielt, der ohne Wenn und Aber besten Liga der Welt".

Dieses "inselige" Denken, wie es Rhind-Tutt bezeichnet, ist ohnehin im Fall Sancho erkennbar. Zwar hat mit Rio Ferdinand ein ehemaliger Kapitän der englischen Nationalmannschaft mehr Einsatzzeit für den Dortmunder gefordert, jedoch erreichen solche Aussagen die englischen Sportspalten eher als Randnotiz. "Die alles bestimmenden Themen in England sind: Warum trifft Harry Kane nicht und warum durfte Jack Grealish erst im letzten Gruppenspiel von Beginn an ran?", ordnet Rhind-Tutt ein. "Sancho ist in Deutschland ein wesentlich größeres Thema als in England."

Weil der öffentliche Druck auf Southgate, der nach einer souveränen, aber von der Leistung her durchwachsenen EM-Gruppenphase vor einer Vertragsverlängerung steht, eben so überschaubar ist, dürfte sich am Schicksal Sanchos bei den "Three Lions" vorerst nichts ändern. Auch nicht gegen seine Wahlheimat Deutschland.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche und Beobachtungen
  • Gespräch mit Archie Rhind-Tutt
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