Nach Remis gegen England Flick muss aufpassen
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Hansi Flick blieb auch im zwölften Spiel unter seiner Ägide ungeschlagen. Doch auch wenn sich seine Mannschaft spielfreudig zeigte, gibt es dennoch Anlass zur Sorge.
1:1 im März gegen die Niederlande, 1:1 am Samstag gegen Italien – und nun ein 1:1 gegen England. Die Serie an Remis gegen Top-Teams wurde auch am Dienstagabend fortgesetzt.
Die deutsche Mannschaft stand kurz davor, ihren allerersten Sieg unter Bundestrainer Hansi Flick gegen ein Spitzenteam einzufahren. Doch wenige Minuten vor Abpfiff sorgte ein von Englands Kapitän Harry Kane verwandelter Foulelfmeter für späte Ernüchterung – wieder ein Unentschieden.
Auch wenn die deutsche Mannschaft ihr zwölftes Spiel unter Hansi Flick damit nicht verlor, muss sie aufpassen – und ihr Trainer gleich mit.
Die Zeit rennt
Nur noch vier Partien stehen auf dem Programm, ehe der frühere Bayern-Coach seinen finalen Kader für die Winter-WM in Katar bestimmen muss. Zwei Spiele in den kommenden Tagen (in Ungarn und gegen Italien), sowie im September die Rückspiele gegen Ungarn und in Wembley gegen England – dann muss Flicks Kader stehen. Die Zeit, um eine A-Elf und gleichzeitig titelfähige Mannschaft zu formen, rennt.
Gegen Italien bildete ein Bayern-Block (sieben Münchner standen in der Startelf) das Gerüst der Mannschaft. Im Duell mit den "Three Lions" veränderte Flick sein Team dann auf insgesamt sieben (!) Positionen. Die ordentliche Leistung gab seiner Entscheidung sicher recht. Doch sie wirft auch Fragen auf.
Auf wen kann sich Flick in Katar verlassen? Jamal Musiala zeigte einen deutlich engagierteren Auftritt als zuletzt Leroy Sané. Doch ist er bereit und konstant genug, Stammspieler zu sein? Kai Havertz spielte passabel im Sturmzentrum, doch ist er wirklich der Neuner, der dem Flick-Team die nötigen Tore garantiert? Und welche Rolle wird und soll eigentlich Thomas Müller einnehmen, der als Zehner zuletzt kaum ins Offensivspiel eingebunden war?
Der Makel des Durchschnitts
Ein Sieg gegen eine vermeintlich große Mannschaft wie die Niederlande, Italien oder nun England hätte zudem geholfen, das von DFB-Seite auserkorene Ziel Halbfinale bei der WM euphorischer und optimistischer anzupeilen. So bleibt am DFB-Team aber weiter der Makel des Durchschnitts haften.
Zeigte die deutsche Mannschaft seit Flicks Übernahme nach der EM 2021 ordentliche bis gute Auftritte? Ja. Reicht die bisher gezeigte Qualität, um unter die besten vier Mannschaften der Welt zu kommen? Nein.
Spiele wie das gestrige gegen England sind der Gradmesser. Und das Ergebnis spiegelt wie auch schon gegen Italien realitätsgetreu das Leistungsniveau wider. Torschütze Jonas Hofmann sagte es nach Abpfiff im ZDF selbst: "Es war ordentlich." Ja, aber eben auch nicht mehr.
Diese deutsche Mannschaft ist aktuell sicher nicht in der Lage, Wunderdinge zu vollbringen und jeden Gegner aus dem Stadion zu schießen. Das muss sie gar nicht zwingend. Aber es darf – und muss – ein bisschen mehr sein, wenn die Elf um Kapitän Neuer seinem Anspruch, zur Weltspitze zu gehören, gerecht werden will.
Die Zeit rennt. Und auf den Bundestrainer wartet noch eine Menge Arbeit.
