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Mario Mandzukic fällt bei Atlético Madrid in Ungnade


Falscher Stolz, falsche Spielweise
Mandzukic fällt bei Atlético Madrid in Ungnade

Von t-online
17.03.2015Lesedauer: 4 Min.
Erzielte bislang 20 Pflichtspieltreffer für Atlético Madrid: Mario MandzukicVergrößern des BildesErzielte bislang 20 Pflichtspieltreffer für Atlético Madrid: Mario Mandzukic (Quelle: MIS/imago-images-bilder)
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Von Florian Haupt

Die Fans lieben ihn noch. Beim letzten Heimspiel gegen Valencia feierte ihn die Kurve des Estadio Vicente Calderón. Als er sich warmlief. Als er eingewechselt wurde. Ersatzbank und Jokerrolle – die neue Wirklichkeit des Mario Mandzukic.

Es war nicht leicht, sie kommen zu sehen. Bis einschließlich des Hinspiels im Champions-League-Achtelfinale bei Bayer Leverkusen galt die Integration des kroatischen Neuzugangs bei Atlético Madrid als überwiegend gelungen. Die Nummer neun des spanischen Meisters kam nicht auf die Torquote seines Vorgängers Diego Costa, aber doch auf 20 Treffer in allen Wettbewerben. Sein Kampfgeist war über alle Zweifel erhaben, er bescherte ihm Popularität auf den Tribünen und schien ihn gar zum Prototypen eines Atlético-Profis zu machen. Nur: Trainer Diego Simeone, "El Cholo", der gottgleiche Vorarbeiter des Malocherklubs, sieht das offenbar etwas anders.

Das Valencia-Spiel war insofern der endgültige Beweis. Ja, es gibt ihn, den "Fall Mandzukic", von dem die spanischen Medien schreiben. Dass der Kroate bereits in den Pokalspielen gegen Real Madrid und den FC Barcelona seinen Platz in der Anfangself an den zum neuen Jahr zurückgekehrten Fernando Torres freiräumen musste, konnte man noch als Rotation zwischen den Wettbewerben interpretieren. Dass er vor zwei Wochen gegen Sevilla nur auf der Bank saß, mit viel gutem Willen noch mit Müdigkeit und Blessuren begründen. Die Wiederholung gegen Valencia indes ließ nur noch einen Schluss zu - der ehemalige Bayern-Profi hat die Gnade des Trainers verloren.

Mandzukic in den wichtigsten Spielen auf der Bank

Sevilla und Valencia waren nämlich nicht irgendwelche Gegner. Simeone beharrt vielmehr seit Wochen auf der These, dass der Titelverteidiger diesmal nicht mit dem Spitzenduo Barcelona und Real Madrid um die Meisterschaft konkurriert, sondern gegen Valencia und Sevilla seine eigene kleine Liga spielt um Platz drei und damit die direkte Champions-League-Qualifikation. Die beiden Spiele waren nach dieser Logik die wichtigsten der ganzen Saison bisher. Und gleichzeitig die ersten beiden Ligapartien des gesamten Spieljahres, die Mandzukic, obwohl einsatzfähig, nicht begann.

Zwischen diesen beiden Spielen sagte Simeone über Mandzukic: "Er ist enorm wichtig für uns." Er weiß ja, dass er den Angreifer noch gut gebrauchen kann, etwa am Dienstag im Rückspiel gegen Leverkusen (ab 20.30 Uhr im t-online.de Live-Ticker), wenn es gilt, ein 0:1 wettzumachen. Womöglich wird der Kroate dann sogar wieder in der Startelf stehen. Die zu erwartend kratzbürstige Partie sollte sich ideal für seine Qualitäten eignen.

"Niemand ist wichtiger als die Mannschaft"

Andererseits war es just sein Engagement, beziehungsweise: der Mangel davon, der Simeone beim Spiel in Sevilla beinahe zur Verzweiflung brachte. Mehrmals sah man den Trainer an der Seitenlinie vergeblich seinen Stürmer zum Pressing oder der Deckung der Gegenspieler auffordern – und das obwohl Mandzukic ja nur eine Viertelstunde spielte. Danach lobte Simeone, ungefragt und in anderem Zusammenhang, die Einsatzfreude des ebenfalls eingewechselten Torres: "Solche Leute brauchen wir, die verstehen, dass niemand wichtiger als die Mannschaft ist."

Die Botschaft war ziemlich eindeutig: von zwei Einwechselspielern akzeptierte einer seine Rolle, und ein anderer nicht. Dass Mandzukic den ungewohnten Teilzeitjob erstmal verdauen musste und ein gewisses Schmollen also verständlich sein mochte, sind keine Erwägungen für Simeone. Der Argentinier verlangt Unterordnung, Professionalität und den völligen Verzicht auf Egotouren. So formte er aus Atlético trotz erheblicher Budgetnachteile einen Meister und Champions-League-Finalisten.

Mal kampfeslustig, mal desinteressiert

Regelmäßige Trainingsbeobachter berichten davon, dass Mandzukic' Verhalten in den letzten Wochen zunehmend unkalkulierbar geworden sei - mal gewohnt kampfeslustig, mal betont desinteressiert. Ähnliches wurde voriges Jahr auch vom FC Bayern überliefert, wo Trainer Pep Guardiola und Mandzukic nie ein Feeling füreinander entwickelten. Der bei Vorgänger Jupp Heynckes fest gesetzte Angreifer war für dessen Nachfolger nur eine von mehreren Offensivoptionen: je nach Gegner und sonstigen Erfordernissen einer spezifischen Partie einzusetzen. Oder eben auch nicht.

Simeone verhält sich zu Guardiola in punkto Fußballästhetik so gleich wie englischer Rasen einem Kartoffelacker, aber was Mandzukic betrifft, ist er zu einer ähnlichen Schlussfolgerung gelangt. Und so geht es jenseits vom Rebellen Mandzukic auch in der aktuellen Gemengelange vor allem um den Spielertypen Mandzukic.

Simeone fordert die Verpflichtung von Torres

Der Kroate ist ein Berserker im hohen Pressing, ein zuverlässiger Abnehmer für Flanken und ein brauchbarer Partner für Kombinationsfußball. Weniger gut liegt es ihm, den Raum zu attackieren. Vulgo: zu kontern. Das aber war Atléticos traditioneller Spielstil unter Simeone, insbesondere vorige Saison mit der Ein-Mann-Büffelherde Diego Costa an vorderster Front. Nachfolger Mandzukic ist weniger explosiv und weniger versiert im Dribbling. Auch deshalb verlangte Simeone im Winter die Verpflichtung des antrittsstarken Fernando Torres. "Er hat sehr gute Anlagen für das Spiel in die Tiefe", lobte er nach der Valencia-Partie, die Torres in Abwesenheit des gesperrten Antoine Griezmann als einziger Stürmer begonnen hatte.

Für Mandzukic bedeutet das unter dem Strich: Gilt es, die eigenen Linien weit vorn aufzuziehen und tief stehende Gegner auszuspielen, bleibt er der Mann. Zieht sich Atlético zurück und attackiert nur punktuell, läuft es eher auf Torres hinaus.

Kommt Cavani für Mandzukic?

Vor diesem Hintergrund wird auch eher verständlich, warum Mandzukic ausgerechnet in den letzten Spielen - dieses Wochenende bei Espanyol war er wegen der zehnten Gelben Karte gesperrt - außen vor blieb: die unerwartete Niederlage in Leverkusen, wo Atlético mit den eigenen Waffen der Intensität und Aggressivität geschlagen wurde, hat zu einem konservativen Reflex geführt. In Krisenzeiten besinnen sich nicht nur Fußball-Trainer gern auf die Basics - und die sind bei Atlético eher das Konterspiel.

Gegen Leverkusen wird das allein aber wohl nicht reichen, und wie es danach weiter geht, ist völlig offen. Simeone und der Klub befinden sich gerade in Verhandlungen, den sowieso noch bis 2017 laufenden Vertrag des Trainers bis 2020 zu verlängern. In der Presse heißt es, der Argentinier habe dafür eine Bedingung gestellt: Alles müsse unternommen werden, um im Sommer den Uruguayer Edinson Cavani von Paris St. Germain zu verpflichten. Anstelle von Mandzukic.

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