Ein Kind tot, sieben krank Rätselhafte Krankheit in Frankreich – zwei Metzgereien geschlossen

Ein Kind ist tot, sieben weitere liegen auf der Intensivstation. In Nordfrankreich grassiert eine mysteriöse Durchfallerkrankung. Sind Lebensmittel schuld?
Die Behörden im nordfranzösischen Departements Aisne mobilisieren derzeit "alle verfügbaren Ressourcen". Die Krankenhäuser der Region Hauts-de-France koordinieren sich. Es herrscht Großalarm: In der Gegend rund um die 53.000-Einwohnerstadt Saint-Quentin wird bei immer mehr Kindern eine gefährliche Erkrankung festgestellt – und noch weiß niemand, was die Ursache ist. Eine Elfjährige ist bereits gestorben. Ihr Turnverein teilte mit, Elise sei brutal aus der Mitte der Gemeinschaft gerissen worden. "Sie hinterlässt eine riesige Lücke in den Herzen ihrer Familie und ihrer Freunde."
Inzwischen wurde bekannt, dass die Behörden in Frankreich zwei Metzgereien geschlossen haben. Alle betroffenen Kinder hätten wenige Tage zuvor Fleisch oder Fleischprodukte einer der beiden Metzgereien, die in Saint-Quentin ansässig sind, gegessen, teilte die Präfektur des Départements Aisne am Freitag mit. Ein Zusammenhang sei noch nicht belegt, erklärten die Behörden. Sie riefen aber dazu auf, keine Waren mehr aus den beiden Fleischereien zu essen. Die Laborergebnisse sollen Anfang kommender Woche vorliegen.
Rätselhafter Ursprung: Keine gemeinsamen Mahlzeiten
Derweil bangen Eltern noch immer um das Leben von sieben weiteren Kindern. Alle Kinder im Alter von einem bis zwölf Jahren sind binnen weniger Tage mit schweren Durchfallerkrankungen auf die Intensivstation der Klinik in Saint-Quentin gekommen, mehrere leiden unter akutem Nierenversagen.
Bei fünf der Kinder trat das hämolytisch-urämische Syndrom (HUS). Das heißt: blutiger Durchfall und häufig multiple Organschäden. Das Syndrom führt zur Bildung von Blutgerinnseln, die vor allem Gehirn, Herz und Nieren blockieren.
Die Krankheit grassiert seit dem 12. Juni. Die Behörden suchen nun fieberhaft nach der Ursache und möglichen Zusammenhängen. Eine Spur: Auslöser der Darminfektionen könnte eine Lebensmittelvergiftung sein. Allerdings haben die Kinder keine gemeinsamen Mahlzeiten eingenommen und besuchen unterschiedliche Gemeinschaftseinrichtungen.
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"Die Untersuchungen konzentrieren sich daher auf sämtliche Versorgungswege", teilte die zuständige Präfektur bereits am Donnerstag mit. Biologische Untersuchungen würden laufen, um den genauen bakteriellen Erreger zu identifizieren.
Universitätskliniken koordinieren sich
Sicher sei bisher immerhin, dass das Leitungswasser nicht mit Bakterien verunreinigt sei. Das habe eine Kontrolle ergeben. Auch die Analyse des Wassers eines Schwimmbads habe kein Ergebnis gebracht.
Unterdessen bereiten sich die Behörden auf mögliche weitere Infektionen vor. Die Krankenhäuser der Region sowie die Universitätskliniken in Amiens und Lille hätten sich organisiert, um bei Bedarf koordiniert Patienten aufzunehmen, teilte die Präfektur mit. "Die Aufnahmekapazitäten reichen derzeit aus, um alle Patienten zu versorgen."
Eltern wurden aufgerufen, die Rettungskräfte zu alarmieren, wenn sie bei ihren Kindern schwere Durchfallerkrankungen feststellen. Diese seien ansteckend, weshalb Hygiene wichtig sei. Außerdem sollten kleine Kinder keine Lebensmittel aus Rohmilch verzehren oder Wasser trinken, das nicht aus der Flasche oder der Trinkwasserleitung stammt. Auch das Verschlucken von Wasser beim Schwimmen in einem Fluss oder Teich könne ungesund sein.
- aisne.gouv.fr: "Plusieurs cas d’intoxications alimentaires sévères" (Französisch)
- calameo.com: "Intoxications alimentaires sévères dans l'agglomération de Saint-Quentin" (Französisch
- facebook.com: Mitteilung des Turnvereins Saint-Quentin Gymnastique vom 17. Juni 2025 (Französisch)
- leparisien.fr: "Saint-Quentin : un 8e cas d’intoxication alimentaire sévère chez un enfant, la cause toujours inconnue" (Französisch)
- msdmanuals.com: "Hämolytisch-urämisches Syndrom (HUS)"
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa