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El Clasico: Real Madrid fürchtet ein Debakel


Angst vor Clasico-Debakel
Präsident Perez, Bale und Ronaldo: Wer zerstört wen bei Real?

Von t-online
20.03.2015Lesedauer: 4 Min.
Die Real-Superstars Gareth Bale (li.) und Christiano Ronaldo sind derzeit nicht gut aufeinander zu sprechen.Vergrößern des BildesDie Real-Superstars Gareth Bale (li.) und Christiano Ronaldo sind derzeit nicht gut aufeinander zu sprechen. (Quelle: ZUMA Press/imago-images-bilder)
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Von Florian Haupt

Meeresfrüchte sind reich an Vitamin C. Manche Spezies werden auch als Aphrodisiakum geschätzt. Nur die Wirkung auf Fußballerseelen ist bislang wenig erforscht, doch am Sonntag ab 21 Uhr sind wichtige empirische Erkenntnisse zu erwarten. Dann tritt Real Madrid beim FC Barcelona zum Clasico an - und es wird sich zeigen, was Krabben und Muscheln so drauf haben.

Als "Fischessen der Verschwörung" bezeichneten Madrider Medien jedenfalls den spontanen Teamlunch, den Real-Trainer Carlo Ancelotti am Mittwoch nach dem Vormittagstraining ausgab. Viel mehr als solchen Hokuspokus können sie ja auch nicht vorbringen, wenn es gilt, der Anhängerschaft ein bisschen Hoffnung zu machen vor dem schweren Gang ins Camp Nou. Dort wurde zuletzt Manchester City demontiert, wesentlich deutlicher, als es das 1:0-Endergebnis vermuten ließ. Und dort warten sie auf Madrid mit reichlich "ganas": hochmotiviert.

Vorzeichen haben sich umgedreht

Für Barca geht es um eine Richtigstellung. Nach dem madrilenischen 3:1 im Hinspiel schien sich noch eine Zyklenwende zu verfestigen, der Machtübergang vom Champions-League-Sieger 2011 auf den Champions-League-Sieger 2014. Real legte eine Serie von 22 Siegen am Stück hin, die Katalanen mühten sich zu knappen Resultaten. Fünf Monate später haben sich die Vorzeichen umgedreht. Ein famoser Lionel Messi führte Barcelona zu 17 Siegen in den letzten 18 Spielen und verblüfft das Publikum wie eh und je. Derweil sich Real Madrid vor zehn Tagen beim 3:4 gegen Schalke 04 vor aller Augen lächerlich machte und nur haarscharf dem Champions-League-Exit entging.

Seitdem geht die Angst um vor einer Blamage im Camp Nou, vergleichbar dem 0:5 im ersten Clasico-Duell von Jose Mourinho mit Pep Guardiola. Ein routinierter Sieg gegen den Abstiegskandidaten Levante samt Rückkehr der verletzten Luka Modric und Sergio Ramos vertrieben vorerst nur einen kleinen Teil der Alarmstimmung. In Barcelona geht es für Real und seinen mittlerweile umstrittenen Trainer darum, wieder Zuversicht zu verbreiten. Und verlieren sollte man besser auch nicht - nach dem frühen Pokalaus im Achtelfinale gegen Atletico Madrid wäre bei dann vier Punkten Rückstand auf Barca auch der zweite Titel so gut wie sicher verloren.

Selbstzerstörung das Wort der Stunde

Vom Champions-League-Sieg spricht fürs erste sowieso kaum einer bei dem Klub, der sonst so gern Zahlen beschwört: Nach der "decima“ im letzten Jahr wäre nun eigentlich die "undecima“ dran, der elfte Titel im wichtigsten Europacup. Stattdessen war nach dem Erreichen des Viertelfinales jedoch erst einmal autodestruccion“ das Wort der Stunde: "Selbstzerstörung". Die geißelte Präsident Florentino Perez zwei Tage nach dem Schalke-Desaster bei einer spontan einberufenen, aber inhaltlich wohl kalkulierten Pressekonferenz, während der er vor allem die Medien für die Krise am Königshof verantwortlich machte. Die Gazetten würden Nachrichten erfinden wie jene, dass Ancelotti bei einem Debakel im Camp Nou sein Amt verliere.

Allerdings kann Selbstzerstörung ja eigentlich nur der Klub selbst betreiben. Tatsächlich berichten Insider immer wieder von lancierten Meldungen und interessierten Intrigen aus dem Umfeld des Präsidenten. "Autodestruccion" könnte man auch das Verhalten von Cristiano Ronaldo nennen, der das 1:0 gegen Levante durch seinen Teamkollegen Gareth Bale nicht etwa feierte oder wenigstens wohlwollend zur Kenntnis nahm - sondern beleidigt abwinkte, als der Ball im Netz zappelte. Offenkundiger Grund: Sein eigener Fallrückzieher war zuvor auf der Linie geklärt worden.

Ronaldo sauer über fehlende Dankbarkeit

CR7 dürfte die ihm gegenüber besonders feindselige Atmosphäre im Camp Nou diesmal als geradezu wohltuend empfinden, denn mit dem heimischen Estadio Santiago Bernabeu hat er es derzeit noch weniger. "Que vergüenza", was für eine Schande, zischte er während des Schalke-Spiels zu Teamkollege Karim Benzema, als die Zuschauer die eigene Mannschaft auspfiffen. Gar ein "foda-se" sahen ihn die Lippenleser gegen Levante dem Publikum entgegen schleudern, portugiesisch für: Fuck you. Dass die bekannt kritische Kundschaft zuletzt nicht mal ihn vor ihrem Groll verschonte, kann er einfach nicht verstehen - und verhängte sich lieber gleich selbst einen Maulkorb bis Saisonende. Jedenfalls außerhalb des Platzes, gegenüber der Presse.

Ronaldos Frust über fehlende Dankbarkeit ist durchaus nachvollziehbar nach 293 Toren in 284 Spielen für Real Madrid. Das Gedächtnis allerdings ist kurz im Fußball und in Madrid ganz besonders. Dort gilt es schon als mittlere Katastrophe, dass er im Jahr 2015 in 14 Partien erst neunmal getroffen hat. Bei Ronaldo gelten eben andere Maßstäbe – vor allem, wenn seine Formschwäche von so vielen Mätzchen begleitet wird wie momentan: seine als exzessiv empfundene Geburtstagsparty nach dem 0:4 bei Stadtnachbar Atlético, eine peinliche Rote Karte mit arroganter Geste in Cordoba, die derzeit besonders manifeste Egozentrik auf dem Platz.

Beerbt Prinz Bale schon bald König Ronaldo?

Wer halbwegs klar sieht unter den Wutbürgern im Bernabeu, ahnt trotzdem, dass ohne Ronaldo alles wohl noch schlimmer wäre – gegen Schalke retteten Real nur seine zwei Tore. Was die spanische Liga betrifft, kursierte diese Woche allerdings eine unangenehmere Statistik. Danach hat Bale zwar nur zwölf Tore geschossen (Ronaldo: 30), diese sicherten Madrid jedoch sechs Punkte (Ronaldo: fünf).

Eine Erhebung, die Perez gefallen dürfte. Dem Präsidenten wird nachgesagt, er sehe allmählich den Zeitpunkt für die Abdankung des Königs Ronaldo zugunsten des Prinzen Bale gekommen. Motive gibt es einige: Bale kostet die Hälfte an Nettojahresgehalt, ist fünf Jahre jünger und nicht von chronischen Knieproblemen geplagt. Der Unternehmer Pérez sieht in Fußballern nicht zuletzt Wertanlagen - und bei Ronaldo den Kurs schon allein aus biologischen Gründen mittelfristig in der Abwärtsbewegung.

Perez will nicht im Stich gelassen werden

Bale ist allerdings keinesfalls besser gelitten beim Fanvolk, auch er steht unter erhöhtem Egoismusverdacht. Weil er dafür weniger Meriten vorzuweisen hat, soll auch den Teamkollegen in seinem Fall noch übler aufstoßen, dass er häufig die Abwehrarbeit verweigert. Das Schalke-Spiel förderte diesen Zwist offen zu Tage, der Auftritt von Perez vor der Presse diente daher nicht zuletzt der Verteidigung seines 100-Millionen-Euro-Lieblings. Prompt zeigte sich der Waliser gegen Levante engagierter, traf nach acht Spielen ohne Tor doppelt und überzeugte ausnahmsweise sogar defensiv.

Perez hat mit seiner Ansprache viel riskiert. Der Präsident stellte sich vor die Mannschaft und legte sich zur Ablenkung mit der Presse an. Im Gegenzug will er nicht im Stich gelassen werden. Vor allem nicht im Camp Nou.

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