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FC Bayern: "Es geht um seine Karriere" – Effenberg mit Appell an Leon Goretzka


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Leon Goretzka beim FC Bayern
Das ist extrem bitter

MeinungVon Stefan Effenberg

Aktualisiert am 08.11.2024Lesedauer: 6 Min.
Musste gegen Benfica draußen bleiben: Leon Goretzka ist beim FC Bayern aktuell nur Ergänzungsspieler.Vergrößern des Bildes
Leon Goretzka: Er ist beim FC Bayern aktuell nur Ergänzungsspieler. (Quelle: IMAGO/Frank Hoermann/SVEN SIMON/imago-images-bilder)
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Leon Goretzka muss sich beim FC Bayern nun eine wegweisende Frage stellen, meint t-online-Kolumnist Stefan Effenberg. An die Münchner Konkurrenz hat er eine Mahnung.

Ein Spiel, wie es der FC Bayern am Mittwoch beim 1:0 gegen Benfica Lissabon durchgemacht hat, habe ich zu meiner aktiven Zeit sehr, sehr gerne gespielt. Du musst bis zur letzten Minute ans Limit gehen, wirst gefordert, musst kämpfen, um dein Ziel zu erreichen. Und so ein Spiel haben auch Trainer am liebsten. Viel lieber als ein 9:2 gegen Dinamo Zagreb oder ein 6:1 bei Holstein Kiel, in dem du überhaupt nicht gefordert wirst.

Vincent Kompany hat es nach der Partie ja richtig gesagt: "Auch mal so ein Spiel zu gewinnen, ist sehr wichtig für uns" – das ist es nämlich. So ein hart erkämpftes 1:0 ist von enormer Bedeutung für das Selbstvertrauen, für den Glauben der Mannschaft an sich selbst, auch für die Fitness, da du über 90 Minuten da sein musst und nicht schon nach einer guten Stunde einen Gang runterschalten kannst.

Leroy Sané hat nach seiner Einwechslung den Sieg mit auf den Weg gebracht. Dass er dazu immer die Qualität hat, ist hinlänglich bekannt. Mit seiner aktuellen Situation als Einwechselspieler bei den Bayern wird er nicht zufrieden sein. Aber: Er hat momentan keine Argumente für einen Startelf-Einsatz auf seiner Seite – und Kompany überhaupt keinen Grund, in der Offensive zu wechseln. Das Quartett aus Jamal Musiala, Michael Olise, Serge Gnabry und Harry Kane ist eingespielt, ihnen vertraut der Trainer. Ich rechne es Sané zwar hoch an, wie seriös er mit seinem Status umgeht. Ob das für ihn aber wirklich eine Dauerlösung ist – das ist die Frage.

Goretzka muss seine Situation langsam erkennen

Ungleich auswegloser scheint die Situation indes für Leon Goretzka. Wenn du schon zur Einwechslung bereitstehst und dann doch wieder auf der Bank Platz nehmen musst – das ist schon extrem bitter. Und für ihn ist das noch ein Zeichen, dass seine Entscheidung, bei den Bayern zu bleiben und den Konkurrenzkampf anzunehmen, vielleicht doch nicht die richtige war. Ganze 134 Minuten stand er in dieser Saison bisher auf dem Platz – ein Spieler seines Kalibers muss aber den Anspruch haben, in 40, 45 Spielen eines Jahres gesetzt zu sein. Das ist komplett ernüchternd.

Er muss langsam erkennen, dass er offenbar wirklich kaum eine Chance hat – und sich nun Gedanken machen, ob er nicht schon im Winter den Schritt gehen will, den er im vergangenen Sommer nicht gehen wollte. Er sollte ernsthaft an einen Wechsel denken. Kompany setzt nicht auf ihn, das ist mehr als deutlich geworden, und das kann und sollte Goretzka nicht noch ein weiteres halbes Jahr durchstehen. Er möchte spielen, er möchte in die Nationalmannschaft zurück – wie soll das funktionieren bei dem schweren Stand, den er in München hat? Ich bin mir auch sicher, dass ihm die Bayern keine Steine in den Weg legen würden. Es geht um seine Karriere.

Für die Bayern ging es gegen Benfica dagegen darum, die Chance auf die nächste Runde am Leben zu erhalten. Das muss schließlich das Ziel sein und nicht die Play-offs, durch die sie dann noch zwei Spiele mehr hätten. Dieser Sieg war enorm wichtig. Die nächsten Gegner der Bayern in der Champions League sind Paris Saint-Germain zu Hause (26. November) und Schachtar Donezk in Gelsenkirchen (10. Dezember). Das sind zwei Pflichtsiege, in denen die Bayern, wenn sie die Spiele weiter so seriös angehen, die Punkte holen sollten, die sie benötigen.

Warum schafft Leverkusen das nicht mehr?

Bayer Leverkusen hat beim 0:4 in Liverpool – einem zugegebenermaßen enorm starken Gegner – unterdessen zwei komplett unterschiedliche Gesichter gezeigt: eine ansprechende erste Hälfte, in der sie gut mitgehalten haben – und dann der dramatische Einbruch nach der Pause. Aber: Zwei Gesichter haben wir von der "Werkself" auch schon in der Bundesliga gesehen. Da haben sie teilweise aufgespielt wie in der vergangenen Saison – auch wenn selbst bei guten Auftritten das Ergebnis nicht immer gestimmt hat – und dann hatten sie aber auch Duelle wie beim FC Bayern, als sie im Ansatz überhaupt nicht wiederzuerkennen waren.

Die Frage ist nur: Warum schafft es Leverkusen in dieser Saison nicht mehr, eine starke Leistung über die volle Spielzeit und darüber hinaus noch in der Nachspielzeit abzurufen, wie es vergangenes Jahr so häufig und spektakulär der Fall war? Daran muss Xabi Alonso mit seiner Mannschaft noch arbeiten. Trotzdem sind sie in der Champions League aber im Soll, haben jetzt zwei Heimspiele gegen Red Bull Salzburg (26. November) und Inter Mailand (10. Dezember). Da müssen sie sich die noch nötigen Punkte holen, die reichen, um die nächste Runde zu erreichen, ob direkt oder über die Play-offs.

Zwei Gesichter hat auch RB Leipzig gezeigt: In der Bundesliga waren sie bis zur 1:2-Niederlage bei Borussia Dortmund am vergangenen Spieltag die konstanteste Mannschaft nach den Bayern. In der Champions League aber stehen sie weiter bei null Punkten. Das hätten nur wenige gedacht. Natürlich hatten sie auch die mit Abstand schwersten Gegner aller deutschen Mannschaften: Atlético Madrid, Juventus Turin, FC Liverpool und nun Celtic Glasgow. Jetzt müssen sie noch bei Inter Mailand und zu Hause gegen Aston Villa bestehen – da kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass sie da noch die nötigen Punkte holen. Verschenken sollten sie zwar nichts, aber trotzdem wird da schon jetzt der Fokus sicher mehr Richtung Bundesliga und DFB-Pokal gehen.

Und genau da muss Trainer Marco Rose jetzt aufpassen, dass seine Mannschaft nun nicht in ein Loch fällt: 1:2 in Dortmund, 1:3 in Glasgow, am Wochenende wartet Borussia Mönchengladbach – da hoffe ich für Leipzig und für die Spannung in der Bundesliga, dass sie jetzt nicht durch ein Tief gehen. Denn ansonsten haben wir schnell eine Situation, in der die Bayern mit 12, 15 Punkten an der Spitze davonziehen.

Dem VfB Stuttgart wird die 0:2-Niederlage gegen Atalanta Bergamo wehtun, zumal sie auch noch zu Hause verloren haben. Aber: Auch Trainer Sebastian Hoeneß und seine Spieler können optimistisch in die Zukunft blicken. Stuttgart trifft in der Königsklasse nun auswärts erst auf Roter Stern Belgrad, dann auf die Young Boys Bern und empfängt danach Slovan Bratislava. Das sind Spiele, in die Stuttgart als Vizemeister mit dem Selbstbewusstsein gehen muss, sieben oder sogar neun Punkte zu holen.

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Nmecha kann zentral wichtig für den DFB werden

Neben dem Tagesgeschäft stehen aber auch noch die letzten beiden Länderspiele des Jahres gegen Bosnien-Herzegowina und gegen Ungarn an. Ich freue mich sehr für Stuttgarts Chris Führich, dass er von Bundestrainer Julian Nagelsmann wieder nominiert wurde. Führich hatte zuletzt auch verletzungsbedingt wenig Spielzeit beim VfB. Er bringt beste Voraussetzungen für Nagelsmanns Spiel mit und passt auch charakterlich zum Team. Auch Stefan Ortega hat sich seine Nominierung verdient, der als Nummer zwei bei Manchester City das zeigt, was er schon früher als Stammtorwart in Bielefeld gezeigt hat: Er ist da, wenn er gebraucht wird, und nun als Backup ein echter Teamplayer.

Spannend finde ich die Nominierung von Felix Nmecha. Wenn er mal verletzungsfrei bleibt, kann er ein zentral wichtiger Spieler in der DFB-Elf werden, auch wegen seiner Physis. Beim 2:1 gegen Leipzig war er einer der besten beim BVB, nun bekommt er seine Belohnung dafür.

Ansonsten sind Überraschungen bei der Kadernominierung ausgeblieben – und das ist auch richtig so. Der große Schnitt kam bereits im Sommer mit den Rücktritten von Toni Kroos, İlkay Gündoğan, Thomas Müller und Manuel Neuer. Nun geht es für Nagelsmann darum, seinem Kader ein Gesicht zu geben, einen festen Stamm an Spielern zu haben, und da ist er auf bestem Wege. Nur zu jedem Länderspieltermin wild neue Dinge, neue Formationen, neue Spieler auszuprobieren, das sollte er unbedingt vermeiden. Da muss jetzt eine Einheit zusammenwachsen. Dann haben wir auch im kommenden Jahr und darüber hinaus wieder viel Freude an der deutschen Nationalmannschaft.

Transparenzhinweis
  • Stefan Effenberg ist Botschafter des FC Bayern München und sagt dazu: „Ich repräsentiere den FC Bayern, insbesondere im Ausland. Mein Engagement hat keinen Einfluss auf meine Kolumnen bei t-online. Hier setze ich mich weiterhin kritisch und unabhängig mit dem Fußball auseinander — auch und insbesondere mit dem FC Bayern.“
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