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İlkay Gündoğan packt aus: Das sind die Probleme in der Nationalmannschaft


Gündoğans ehrliche Antworten
Der Kapitän legt die Probleme in der deutschen Mannschaft offen

Von Benjamin Zurmühl

Aktualisiert am 17.09.2023Lesedauer: 4 Min.
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İlkay Gündoğan: Der 32-Jährige sprach am Montag Punkte an, bei der sich die kriselnde Nationalelf verbessern kann.Vergrößern des Bildes
İlkay Gündoğan: Der 32-Jährige sprach am Montag an, wo sich die kriselnde Nationalmannschaft verbessern kann. (Quelle: IMAGO/BEAUTIFUL SPORTS/Wunderl)

Die Laune wird stets als gut beschrieben, die Leistung auf dem Platz ist es aber nicht. Was läuft schief bei der Nationalmannschaft? İlkay Gündoğan klärt auf.

Aus Dortmund berichtet Benjamin Zurmühl

Es war die letzte große Entscheidung, die Hansi Flick in seiner Amtszeit als Bundestrainer traf. Er machte İlkay Gündoğan vor dem Spiel gegen Japan zum Kapitän, gab dem Mann mit dem größten Selbstbewusstsein im DFB-Kader die Binde. Eine nachvollziehbare Entscheidung, denn Gündoğan gewann im Sommer als Kapitän von Manchester City das Triple aus Meisterschaft, Pokal und Champions League, erfüllte sich anschließend mit dem Wechsel zum FC Barcelona einen Traum.

Die Wende brachte der neue Kapitän bekanntlich nicht. Deutschland verlor mit 1:4 gegen Japan, Flick musste gehen. Gündoğan bleibt aber der Anführer der DFB-Elf, auch unter dem Interimstrainer für ein Spiel, Rudi Völler. "Auch wenn wir verloren haben und er sich sein erstes Spiel (als Kapitän, Anm. d. Red.) sicherlich anders vorgestellt hat, hat er das wunderbar gemacht", erklärt Völler am Montag vor dem Spiel gegen Frankreich am Dienstag (ab 21 Uhr im Liveticker bei t-online).

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Der neue Kapitän habe auch eine Rede bei Flicks Abschied von der Mannschaft gehalten. Über deren Inhalt gab Völler nichts preis. Aber Gündoğan selbst deutete an, dass auch eine Entschuldigung dabei war. "Ich habe als Spieler das Gefühl, Hansi im Stich gelassen zu haben und ich glaube, es geht einigen Spielern genauso", sagte er bei der Pressekonferenz am Montag.

Der Kapitän hinterfragt die Einstellung

Gündoğan nahm die Mannschaft auf der PK in die Pflicht, denn die Gründe für die aktuelle Krise sieht er auch bei sich selbst und seinen Teamkollegen. Dabei sprach er zwei konkrete Probleme innerhalb der Mannschaft an.

Das erste Problem sei die Einstellung einiger Spieler, wenn es um Länderspiele geht: "Am Ende des Tages dürfen wir uns selbst nicht überschätzen. Wir müssen selbstkritisch sein, uns hinterfragen und jeder einzelne Spieler muss für sich selbst beantworten, ob er in Vorbereitung auf Länderspiele (...) die richtigen Dinge macht, um topfit zu sein. Das kann ich nur für mich selbst beantworten und nicht für alle anderen." Jeder müsse dafür sorgen, in guter Form zur Nationalmannschaft zu kommen, damit dann der Bundestrainer den richtigen Plan erstellen könne. "Es geht um Basics", ergänzte Gündoğan.

Fans und Beobachtern der DFB-Elf ist es seit Jahren ein Rätsel, wie eine Mannschaft, deren Spieler von Teams wie Bayern München, FC Barcelona, Real Madrid, Arsenal oder Borussia Dortmund kommen, es nicht schafft, mit der Weltspitze mitzuhalten. Gündoğan sieht das ähnlich: "Es geht nur als Kollektiv. Das hat deutsche Nationalmannschaften immer stark gemacht. Obwohl wir nicht immer viele Weltklasse-Spieler hatten, waren wir immer eine Weltklasse-Mannschaft. Jetzt haben wir zwar viele Spieler auf Weltklasse-Niveau, schaffen es aber nicht, das auf den Platz zu bringen."

Das zweite Problem sind laut Gündoğan die Barrieren zwischen den Spielern: "Es gibt Scheu. Nicht jeder ist in der Lage, sich so auszuleben, wie er es aus seinem privaten Umfeld oder seinem Verein kennt. Das merkt man schon ein bisschen, ehrlich gesagt. Vielleicht auch gerade bei jüngeren Spielern, dass sie noch nicht diesen Mut haben, sich zu 100 Prozent zu entfalten. Sowohl im Training als auch außerhalb des Platzes."

Was könnte die Lösung sein?

Für eine erfolgreiche Heim-EM braucht es aber eine Lösung für beide Probleme: Formstarke Nationalspieler mit der richtigen Einstellung, die als Kollektiv funktionieren sowie junge Talente, die sich komplett ausleben können und so auch auf dem Platz eine Bereicherung sind. Denn der Erfolg der Nationalmannschaft hängt maßgeblich an Spielern wie Florian Wirtz (20 Jahre), Malick Thiaw (22), Nico Schlotterbeck (23) oder Jamal Musiala (20).

Aber auch an Talenten aus der zweiten Reihe, die die älteren Nationalspieler unter Druck setzen und sie auf diese Weise anspornen. Dazu zählen Kevin Schade (21), Felix Nmecha (22) oder auch Armel Bella-Kotchap (21).

Bei der Lösung für diese Themen blickte Gündoğan auf seine Erlebnisse mit Manchester City zurück. "Die besten und erfolgreichsten Mannschaften (...) sind die, die sich auf dem Platz zu 100 Prozent vertrauen können. Das geht manchmal über das Training und über die Spiele hinaus. Das geht neben dem Platz weiter. Obwohl wir eine positive Atmosphäre hier bei der Nationalmannschaft haben, glaube ich, dass wir das noch besser machen können. Dass wir eine noch bessere Einheit sein können."

Damit will er direkt gegen Frankreich anfangen. Die vielen Fehler, die die Mannschaft in der Vergangenheit gemacht habe, dürfe man in Zukunft nicht mehr einfach so hinnehmen, so Gündoğan. "Als ich mit City letztes Jahr die Champions League gewonnen habe, habe ich viele Fehler gemacht. Aber meine Mitspieler oder ich selber haben sofort versucht, die so schnell wie möglich wieder wettzumachen. Darauf müssen wir uns als Mannschaft auch wieder verlassen können. Das ist unsere größte Aufgabe momentan."

Verwendete Quellen
  • Eigene Teilnahme an der Pressekonferenz vor dem Spiel Deutschland gegen Frankreich
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