EM 2024 | İlkay Gündoğan brilliert für Deutschland gegen Schottland: Endlich!

Dass İlkay Gündoğan ein Weltklasse-Fußballer ist, daran gibt es wenig Zweifel. Doch im Deutschland-Trikot war das bisher nur selten zu sehen. Am Freitag aber glänzte er.

"Am Ende des Tages, so leid es mir tut, euch auf den Schlips treten zu müssen, interessiert es mich nicht, was ihr über meine Spieler diskutiert", stellte Julian Nagelsmann in der Pressekonferenz vor dem EM-Eröffnungsspiel gegen Schottland (Endstand 5:1) klar. Gesagt hatte der Bundestrainer den Satz, als es um Manuel Neuer ging. Der formschwache Stammtorwart war nach seinen wechselhaften Auftritten in den Testspielen gegen die Ukraine und Griechenland von mehreren Experten angezählt worden. Nagelsmann hielt trotzdem an ihm fest.

Nagelsmann hätte den Satz aber genauso gut sagen können, wenn es um İlkay Gündoğan gegangen wäre. Der Mittelfeldstratege vom FC Barcelona hatte sich monatelang viel Kritik anhören müssen, weil die Leistungen im DFB-Dress hinter den Erwartungen zurückgeblieben waren.

Rekordnationalspieler Lothar Matthäus sah Gündoğan deshalb zuletzt als Bankspieler, Ex-Profi Dietmar Hamann hatte bereits im Herbst gesagt, dass für den 33-Jährigen kein Platz im Team sei. Auch nach den Länderspielen im März klang die Kritik nicht ab.

Für Bundestrainer Nagelsmann aber gab es gar kein Vertun. Gündoğan durfte trotz aller Forderungen von außen gegen Schottland von Beginn an ran. Eine Entscheidung, die der 36-Jährige nicht bereuen sollte.

Eine Schlüsselfigur in allen Spielphasen

Gündoğan orchestrierte das deutsche Pressing, gab seinen jüngeren Offensivkollegen Florian Wirtz, Jamal Musiala und Kai Havertz stets Anweisungen, wie sie den Gegner unter Druck zu setzen haben. Auch im Offensivspiel war der 33-Jährige eine Schlüsselfigur, setzte sich immer wieder in die richtigen Räume ab, leitete das 2:0 ein und holte den Elfmeter zum 3:0 raus. 91 Prozent seiner Pässe kamen an, er eroberte mehrere Bälle zurück und präsentierte sich bissig im Zweikampf.

Deutschland bekam endlich den İlkay Gündoğan, der seit Jahren zu den besten Mittelfeldspielern der Welt zählt. Der mit Manchester City 2023 das Triple gewonnen hat. Der von Pep Guardiola einst als einzigartig bezeichnet wurde. Der nach seinem Wechsel im vergangenen Jahr beim FC Barcelona auf Anhieb zum Leistungsträger wurde. Jetzt war er da.

Thomas Müller holte zu einer kleinen Lobeshymne aus. "Eine Weltklasse-Leistung. Gerade mit dem Druck, der auch schon immer auf ihm lastet von außen", sagte er in der Mixed Zone. "Wenn man sich die ersten drei Tore anschaut, überall hat er seinen Fuß mit drin. Auch beim ersten übrigens. Mit dem Laufweg macht er die Tür auf, das sieht am Ende immer keiner."

"İlkay hat ein Tor verdient"

Die in der EM-Qualifikation so gut strukturierte schottische Defensive wurde besonders im Zentrum immer wieder durch das Positionsspiel Gündoğans überlistet. Die vielen Passkombinationen auf engem Raum mit Musiala, Wirtz, Havertz und eben jenem Gündoğan stellten die Briten vor erhebliche Probleme.

Daher gab es auch von Bundestrainer Nagelsmann ein Sonderlob: "İlkay hat ein Tor verdient. Er wurde zweimal gut geblockt, er ist immer in torgefährlichen Räumen gewesen."

Umso größer war der Schreck, als der Kapitän kurz vor der Pause schwer gefoult wurde und minutenlang behandelt werden musste. Doch der Routinier konnte weitermachen und gab nach dem Spiel Entwarnung. "Alles gut. Die Bänder sind stabil. Ich hatte schon Schlimmeres", sagte er im ZDF.

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Einem Einsatz am Mittwoch gegen Ungarn sollte also nichts im Wege stehen. Und angesichts der Leistung gegen Schottland werden es wohl auch Lothar Matthäus und Dietmar Hamann akzeptieren, wenn Gündoğan erneut in der Startelf steht.