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Militär-Weltspiele in Wuhan: Ging das Coronavirus schon ab Oktober um die Welt?


Militär-Weltspiele in Wuhan
Ging das Coronavirus schon ab Oktober um die Welt?

sid, Thomas Nowag

Aktualisiert am 08.05.2020Lesedauer: 3 Min.
Mitglieder der chinesischen Volksarmee: Athleten der Militärweltspiele erheben Corona-Vorwürfe.Vergrößern des BildesMitglieder der chinesischen Volksarmee: Athleten der Militärweltspiele erheben Corona-Vorwürfe. (Quelle: Xinhua/imago-images-bilder)
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Das Coronavirus könnte deutlich länger weltweit im Umlauf sein, als bisher angenommen. War eine internationale Großveranstaltung im chinesischen Wuhan ein gefährlicher "Superspreader"?

Maatje Benassi lebt in ständiger Angst. "Es ist, wie von einem Albtraum in den nächsten zu stürzen", klagt die Radsportlerin und Reservistin der US Army. Seit sie Ende Oktober von den Militärweltspielen in Wuhan heimkehrte, ist nichts, wie es vorher war: "Wenn jemand meinen Namen googelt, wird dort für immer stehen: Patient null."

Maatje Benassi, 52, erhält Morddrohungen. Sie wurde zwar weder positiv auf das Coronavirus getestet noch hatte sie je die einschlägigen Symptome, es ist schlicht alles Unfug. Doch ein bekannter Verschwörungstheoretiker mit großer YouTube-Reichweite hat beschlossen, sie habe Wuhan damals als lebende Biowaffe betreten: Um China zu schaden, das den USA den Platz an der Sonne streitig macht.

Dies ist die abwegige Seite. Interessant ist allerdings: Mehrere Indizien nähren die Theorie, die Armee-Weltspiele mit fast 10.000 Athleten aus 110 Ländern seien ein sogenannter Corona-"Superspreader" gewesen. Womöglich sogar der erste.

"Als wir in Wuhan eingetroffen sind, sind wir alle erkrankt"

Italiens Fecht-Olympiasieger Matteo Tagliariol ist sich da ziemlich sicher. "Als wir in Wuhan eingetroffen sind, sind wir alle erkrankt. Alle sechs Personen in meiner Wohnung waren krank, auch viele Athleten anderer Delegationen", berichtete der 37-Jährige der italienischen Zeitung "Corriere della Sera".

Er habe schwer gehustet, nach der Rückkehr bekam er "sehr hohes Fieber, ich konnte kaum atmen. Auch Antibiotika halfen nicht." Schließlich habe sich sein zweijähriger Sohn infiziert, dann seine Freundin: "Als man begonnen hat, vom Virus zu sprechen, dachte ich: Ich habe mich angesteckt. Das war Covid-19."

Zwar wird der erste offizielle Corona-Fall weiterhin auf Anfang oder Ende Dezember datiert, doch Studien legen einen früheren Ausbruch nahe. Ein deutsch-britisches Forscherteam hat laut "Süddeutsche Zeitung" errechnet, dass dieser mit 95-prozentiger Wahrscheinlichkeit zwischen dem 13. September und 7. Dezember stattgefunden hat – die Weltsoldatenspiele liefen vom 18. bis 27. Oktober.

Fünfkampf-Weltmeisterin Clouvel: "Wir waren alle krank"

10.000 Menschen, die sich aus aller Welt kommend an einem Ort versammeln und nach zehn Tagen wieder zurückreisen, dazu 230.000 freiwillige Helfer, alles in einer 11-Millionen-Stadt. Das klingt als Verteilerkreisel für ein Virus geradezu logisch. Die Sommerspiele von Tokio, eigentlich geplant für diesen Sommer, wurden aus der Angst verlegt, eine ähnliche Drehscheibe zu werden.

Laut der französischen Sporttageszeitung "L'Equipe" haben sich die frühere Fünfkampf-Weltmeisterin Elodie Clouvel ("Wir waren alle krank") und ihr Kollege Valentin Belaud, Weltmeister 2019, wahrscheinlich ebenfalls bei den Spielen in Wuhan infiziert. Weitere Fälle werden aus Italien gemeldet, in Luxemburg gibt es zumindest einen Verdacht.

Deutsche Delegation bemerkte nichts Außergewöhnliches

Und in Deutschland? "Im Nachhinein haben wir natürlich schon gescherzt: Wuhan, da waren wir doch, das kannte vorher ja keiner", sagte Luftpistolenschützin Sandra Reitz aus Regensburg der Nachrichtenagentur sid am Freitag. Reitz hat bei den Militärspielen Gold gewonnen, Außergewöhnliches hat sie unter den 243 deutschen Sportlern und auch insgesamt nicht bemerkt: "Es gab auch in unserem Umfeld verschiedene Erkrankungen. Das ist aber nichts Verwunderliches, das war eigentlich immer so."

Laut Auskunft des deutschen Delegationsleiters Christian Lützkendorf lag die Zahl der Erkrankungen im deutschen Team sogar unter jener vergangener Spiele. "Wir haben gar nichts davon gehabt", sagte er dem sid.

Maatje Benassi auch nicht. Dennoch steht ihr Leben kopf, besonders, seit chinesische Medien die Verschwörungstheorie als willkommene Ablenkung entdeckt haben. "Was immer auch als nächstes geschieht", sagte Benassi im CNN-Interview, "der Schaden ist längst angerichtet."

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur sid
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