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Elmar Paulke analysiert die Darts-WM: "Für van Gerwen geht es um enorm viel"


Favoritencheck zur Darts-WM
Paulke: "Für van Gerwen geht es um enorm viel"

InterviewVon Benjamin Zurmühl

Aktualisiert am 16.12.2020Lesedauer: 7 Min.
Interview
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Elmar Paulke: Der deutsche Fernsehmoderator und DAZN-Kommentator ist der deutsche Darts-Experte schlechthin.Vergrößern des Bildes
Elmar Paulke: Der deutsche Fernsehmoderator und DAZN-Kommentator ist der deutsche Darts-Experte schlechthin. (Quelle: Revierfoto/imago-images-bilder)

Es ist Dezember und das bedeutet: Darts-WM. Im "Ally Pally" werfen sich die besten Sportler der Welt die Dartpfeile um die Ohren. Doch wer nimmt den Titel mit nach Hause?

Seit Dienstag ist die Darts-WM in vollem Gange. Peter "Snakebite" Wright gab sich die Ehre und auch ein paar Außenseiter sind bereits am Start gewesen. Wie immer ist Elmar Paulke mit dabei. Der TV-Kommentator ist auch dieses Jahr wieder für DAZN im Einsatz. Bei t-online schätzt er die Chancen der Topfavoriten ein, beschreibt die Lage der deutschen Starter und nennt ein paar Geheimtipps.

Über die Fans vor Ort:

"Es wird anders dieses Jahr, das ist klar. Wir müssen uns alle etwas reinfühlen in das Turnier. 1.000 Fans sind am ersten Tag erlaubt. Kostüme und Gesänge sind verboten. Ab Mittwoch gibt es bis zum 23. Dezember Geisterspiele, wie die britische Regierung am Montagabend verkündete. Normalerweise sind gut 3.000 in der Halle. Ein Drittel der Zuschauer zu haben, wäre eine gute Sache gewesen."

Über Underdogs ohne Fans:

"Wenn wir auf die letzten Monate zurückschauen, hatten wir so viele Überraschungen wie nie zuvor. Das gab es in der Phil-Taylor-Zeit nicht. Da gab es mal Kirk Shepherd, aber der war die absolute Ausnahme. Mit der WM 2018 und Rob Cross ging es mit den Überraschungen richtig los, dazu stand ein Jahr später mit Nathan Aspinall ein absoluter Außenseiter im Halbfinale. Und dieses Jahr gewinnt Dimitri van den Bergh als Nummer 26 der Welt das World Matchplay und Damon Heta, als jemand aus den 80ern der Rangliste, gewinnt ein Pro Turnier. Dazu de Sousa beim Grand Slam.


Das wird sich fortsetzen und ich glaube, das hat mit den Fans zu tun. Unerfahrene Spieler werden von den Fans leichter beeinflusst. Sie haben nicht nur mit dem Gegner zu kämpfen, sondern auch mit der Aufmerksamkeit der Zuschauer. Das ist ein gewisser Druck, der für die erfahreneren Spieler kein Problem ist, für die neuen schon."

WEN MAN AUF DEM ZETTEL HABEN SOLLTE

#1: José de Sousa

"Letztes Jahr spielte er noch keine Rolle. Durch seinen Sieg beim Grand Slam of Darts hat er einen großen Sprung gemacht, ist jetzt auf Platz 13 der Weltrangliste. So ein Sprung in die Top 16 dauert normalerweise sehr lang. Nehmen wir Max Hopp: Der war lange die Nummer 25, aber weiter voran kam er nicht. Was wie ein plötzlicher Erfolg aussieht, ist aber auch eine Entwicklung über mehrere Jahre. Er war eine Zeit lang weg, hat dann E-Darts gespielt, dann kam er wieder zurück. Was er jetzt gespielt hat, war Weltklasse.

Er kann für eine große Überraschung sorgen. Im Darts ist es wichtig, dass du mit den eigenen Emotionen in der Balance bist. Er ist komplett auf einer Linie und sehr konstant. Das macht ihn so gefährlich. Geil an ihm ist, dass er sich manchmal brutal verrechnet. Durch seine Jahre im E-Darts hat er immer wieder ein paar Patzer drin. Mir fällt da zuletzt ein Match ein, bei dem er mit 126 Rest die 136 checkt und dann blöd dasteht. Das war zum Schreien. Deshalb ist er ja auch 'The Special One'."

#2: Dimitri van den Bergh

Er ist inzwischen Top 10 und er hat nicht nur das World Matchplay gut gespielt. Er hat es ohnehin zweimal ins Viertelfinale der WM geschafft. Mit dem Turnier verbindet er sehr viel Positives. Auf der Pro Tour bekommt er wenig auf die Kette, aber wenn die große Bühne ansteht und die Kameras angehen, dann dreht er auf.

WER UNTER BEOBACHTUNG STEHT

#1: Glen Durrant

"Glen Durrant hat es leider mit Corona ziemlich erwischt. Er wurde im Oktober positiv getestet und hat seitdem gesundheitliche Probleme. Bis dahin hat er ein tolles Halbjahr gespielt, hat die Premier League gewonnen, ist aber danach echt eingebrochen durch seine Covid-19-Erkrankung. Der weiß eigentlich, wie man große Turniere spielt. Aber ob er in der Verfassung dazu ist, werden wir sehen. Gerade beim Grand Slam of Darts war seine Leistung furchtbar. Ich kann ihn deswegen nicht wirklich einschätzen. Gabriel Clemens hat mir aber erzählt, dass er zuletzt wieder gute Trainingsleistungen hatte. Wenn Durrant zur WM rechtzeitig in Topform ist, ist er ein sehr guter Mann und wird weit kommen. Wenn er aber wie zuletzt spielt, wird er keine Rolle spielen."

#2: Michael van Gerwen

"Van Gerwen könnte mit seinem letzten Sieg bei den Player's Championship Finals die Kurve bekommen haben. Er hat eng gewonnen und Gerwyn Price geschlagen. Das wird ihm Selbstvertrauen für die WM geben. Aber er ist der Corona-Verlierer. Er braucht mehr Matches, mehr Rhythmus. Der flog im Juli im Finale beim World Matchplay raus und spielte erst wieder Ende August in der Premier League. Damit kommt er nicht gut klar."

#3: Rob Cross

"Rob Cross ist seit Wochen in einer absoluten Formkrise. Mit dem Titel wird er meiner Meinung nach bei der WM nichts zu tun haben."

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DIE FAVORITEN

"Mit Michael van Gerwen, Peter Wright und Gerwyn Price gibt es drei Spieler, die so einen Tick besser sind als der Rest. Van Gerwen ist, wie vorhin beschrieben, aktuell schwer einzuschätzen, er kämpft. Aber die Art und Weise wie er das macht, ist beeindruckend. Er weiß, dass er eine harte Zeit hat und da durchmuss. Für ihn geht es um enorm viel. Er muss den WM-Sieg holen.

Wenn Price oder Wright die WM gewinnen, ist van Gerwen nicht mehr die Eins der Welt. Selbst dann, wenn er im Finale steht. Er hat einfach zu viele Punkte zu verteidigen. Wright und Price haben vor zwei Jahren die WM sehr schlecht gespielt und können daher viele Punkte aufholen. Dieses Jahr könnte es die Wachablösung geben."

Gerwyn Price:

"Ich traue ihm den nächsten Schritt, also den Titel, bei der WM zu. Seit Ende August/September ist er richtig gut drauf. Das weiß er auch. Und wenn er gut spielt, ist er nur ganz schwer zu schlagen. Der war auch im letzten Jahr bei der WM sehr gut, ist dann knapp an Peter Wright gescheitert. Dieses Jahr will er das nicht zulassen."

DIE FRAUEN IM TURNIER

#1: Lisa Ashton

"Sie ist die erste Frau, die sich eine Tour-Card erspielt hat. Damit hat sie jedes Turnier der Pro Tour mitgespielt. Sie ist die konstanteste und beste Frau. Sie hat Rob Cross geschlagen, sie hat Gabriel Clemens geschlagen. Alle haben Respekt vor ihr, weil sie gut spielen kann.

Sie hat es noch nicht auf der großen Bühne gezeigt, ist auch nicht der extrovertierte Typ. Aber es ist ihr zweites Mal im "Ally Pally" und wird mit der Erfahrung besser geworden sein. Sie ist gefährlich und keiner will gegen sie spielen, gerade nicht in der ersten Runde."

#2: Deta Hedman

"Von Deta Hedman haben wir lange nichts gehört. Sie hat auch eine lange Pause gehabt zwischendrin, aber hat davor auch PDC-Turniere gespielt. Jetzt hat sie nach langer Zeit wieder einen großen Auftritt. Sie gehört zu einer Handvoll Frauen, die richtig richtig gut sind."

DIE DREI DEUTSCHEN STARTER

#1: Max Hopp

"Max Hopp hatte vielleicht das schwierigste Jahr von den drei Deutschen. Max hatte vor zwei Jahren die beste Saison seiner Karriere. Das heißt, er musste dieses Jahr viele Punkte verteidigen. Jedoch konnte er das teilweise nicht, weil es weniger Turniere gab – wegen Corona. Er hat sich deshalb in der Rangliste deutlich verschlechtert.

Aktuell ist er auf Platz 39 und damit aus den Top 32 rausgerutscht. Am Ende war er froh, sich überhaupt für die WM qualifiziert zu haben. Im Juli/August haben wir noch gedacht: Das wird eng für Max. Dass er jetzt dabei ist, ist für ihn ein positives Erlebnis. Trotzdem ist er nicht in der Form von 2018. Er ist etwas verunsichert und hofft, bei der WM eine Wende zu schaffen."

#2: Nico Kurz

"Nico Kurz hat nicht die Tour gespielt, das ist der Unterschied zu Hopp und Clemens. Aber er kommt mit dem guten Erlebnis der letzten WM zurück in den "Ally Pally". Das war ein überragendes Turnier, bei der auch alle Engländer gesagt haben: Wahnsinn. Viele haben sich gewundert, dass er nicht um die Tour-Card gespielt hat. Aber er ist der Erste, der zum zweiten Mal den Titel verteidigen konnte im Qualifikationsturnier, der Super League of Darts.

Ich bin gespannt auf das Match gegen Andy Hamilton in der ersten Runde. Hamilton stand 2012 im WM-Finale, ist aber längst nicht mehr der von damals. Er bringt viel Erfahrung mit und ich habe ein bisschen Sorge, dass man ihn unterschätzt. Nico wird das aber nicht tun, denn er ist schlau genug. Er muss aber auch mit seinen eigenen Erwartungen umgehen. Jetzt ist er zudem nicht mehr der, den keiner kennt. Doch er hat dazu ein hohes Niveau und seine Technik ist sauber.

Nico kommt aus einer richtigen Darts-Familie. Er ist im E-Darts groß geworden und hat da viel Erfahrung gesammelt. Obwohl er erst 23 Jahre jung ist, ist er sehr gefährlich. Er kann weit kommen, das muss man ihm zutrauen."

#3: Gabriel Clemens

"Gabriel hat 2020 trotz Corona den nächsten Schritt gemacht. Er hat sich zum ersten Mal reihenweise für die großen TV-Turniere qualifizieren können, das war echt klasse. Ihm fehlt noch das richtig gute Ergebnis, denn er hat da mal eine Runde gewonnen, aber er war nie im Viertel- oder Halbfinale. Vielleicht schafft er das bei der WM.

Ich finde Gabriels Entwicklung deshalb so gut, weil er kontinuierlich besser wird und das ist auch in seiner Weltranglistenposition zu sehen. Er genießt großen Respekt in England. Ich weiß, dass beispielsweise Wayne Mardle, ehemaliger Top-5-Spieler und jetzt Experte bei SkySports England, hatte ihn dann bei Grand Slam of Darts als einen Außenseiter-Tipp für den Sieg auf dem Zettel. Und das heißt schon was."

Anfang Dezember kam Elmar Paulkes neues Buch "Perfect Game" auf den Markt. Der Kult-Kommentator blickt hinter die Kulissen der ungewöhnlichen Darts-Szene, porträtiert und analysiert die größten Stars und interessantesten Newcomer. Er berichtet von kuriosen Erlebnissen und bietet viele Hintergründe und Insider-Informationen.

Verwendete Quellen
  • Ein Gespräch mit Elmar Paulke
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