Harald Schmidts Show-Reihe feiert Premiere
Stuttgart (dpa) - Dunkelheit, Choralgesang, ein Vorhang, der sich langsam hebt, und eine Gestalt, die aus einem Lichtschein heraus nach vorne auf die BΓΌhne tritt - an Theatralik und Selbstbewusstsein mangelte es Harald Schmidts Auftritt am Samstagabend im Stuttgarter Schauspielhaus nicht.
"Echt Schmidt" halt - so auch der Titel der Show-Reihe, die ihre Premiere feierte.
"Ein bunter Abend fΓΌr AbgehΓ€ngte" hieΓ die erste Folge. Was genau die Zuschauer erwarten wΓΌrde, war im Vorfeld unklar. Hauptsache Schmidt - das schienen auch die zahlreichen Fans im fast voll besetzten Schauspielhaus zu denken. Sie bejubelten den 62 Jahre alten Schauspieler, Moderator und Kabarettisten bereits nach dessen Einlauf ausgiebig - bevor dieser ΓΌberhaupt das Wort ergriffen hatte.
"Frontalunterricht der hΓ€rtesten Sorte" versprach Schmidt dann fΓΌr den Abend. Und tatsΓ€chlich hΓ€tte man als SchΓΌler bei dem Tempo kaum mitschreiben kΓΆnnen. Flugscham bei Thomas Cook und Condor, die Aussprache der CDU-Vorsitzenden Annegret Kramp-Karrenbauer ("Kombination aus SaarlΓ€ndisch und Zahnstellung"), 800 Seiten Klimareport zusammengefasst - Schmidt jagte von einem Thema zum nΓ€chsten. "Die ersten 20 Minuten war das Tempo echt Hammer", sagte eine Zuschauerin nach der Show.
Mehr als fΓΌnf Jahre nach dem Aus der "Harald Schmidt Show" schienen sich MitteilungsbedΓΌrfnis des Unterhalters und Sehnsucht der Fans zu treffen. FΓΌr fast jede Pointe gab es Lacher. Mitunter verbat sich Schmidt gar Applaus. "Das kΓΆnnen Sie auf Kabarettfestivals machen. Ich weiΓ ja, dass ich gut bin." Darauf folgte - noch mehr Applaus.
Nicht nur was die Stimmung anging, war der Abend ein Heimspiel. 1978 begann Schmidts Karriere mit dem Schauspielstudium in Stuttgart, und zwischen 2007 und 2013 war er am hiesigen Theater engagiert. Derzeit tritt er vor allem als Videokolumnist auf "Spiegel Online" in Erscheinung und kommentiert alles von Greta Thunberg bis zum Tag des Deutschen Butterbrotes.
Zuletzt trieb sich Schmidt wieder hΓ€ufiger auf und hinter Stuttgarter BΓΌhnen herum. Er stand mit einer Sprechrolle auf der OpernbΓΌhne und hat fΓΌr das aktuelle Spielzeitbuch des Staatstheaters das "Kabinett der rΓ€tselhaften Theaterfunde" geschrieben, ein Kommentar zu Theaterutensilien - vom Federdolch bis zum Tutu-StΓ€nder.
In diesem Zusammenhang sei auch die Idee fΓΌr "Echt Schmidt" entstanden, teilte Schauspiel-Intendant Burkhard Kosminski mit. Eine solche Show-Reihe habe es seines Wissens hier noch nicht gegeben. GenieΓt Schmidt bei den Stuttgarter Staatstheatern Narrenfreiheit? "Was uns ΓΌberzeugt, setzen wir um", teilte Intendant Kosminiski mit. Ein "Harald-Schmidt-Privileg" gebe es nicht.
Rund eine Stunde dauerte der Abend. Inklusive Gastauftritt des Stuttgarter Generalmusikdirektors Cornelius Meister, dem Schmidt erklΓ€rte, warum aus ihm kein Spitzenpianist geworden sei ("Elfenbeinallergie"). Einige Zuschauer zeigten sich nach der Show von deren KΓΌrze enttΓ€uscht. Schmidt verwies noch wΓ€hrend des Programms auf die nΓ€chste Folge. "Das hier habe ich alles noch nicht gemacht. Das kommt alles im Oktober", sagte er, wΓ€hrend er demonstrativ sein Notizheft durchblΓ€tterte. GenΓΌgend Stoff also fΓΌr die nΓ€chste Ausgabe am 31. Oktober im Schauspielhaus.