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RTL wirft nach Hetzvideo Naidoo bei DSDS raus
Soul-SĂ€nger Xavier Naidoo bringt sich mit Videoschnippseln um seinen Job in der DSDS-Jury. Er singt von Gefahr durch FlĂŒchtlinge und nennt die "Wir sind mehr"-Bewegung "deutschlandfeindlich".
"Ihr seid verloren, ihr macht nicht mal den Mund fĂŒr euch auf", beginnt der selbst aufgenommene Clip, der momentan durch die sozialen Netzwerke geistert, noch recht harmlos. Xavier Naidoo, Juror der RTL-Show "Deutschland sucht den Superstar", singt dort in einem knapp einminĂŒtigen Ausschnitt von einer Gefahr, die von der Einreise von FlĂŒchtlingen in Deutschland ausgehen wĂŒrde. Es ist eines von mehreren kurzen Videos, in denen sich Naidoo deutlich rechts positioniert. RTL reichte es: Naidoo fliegt zumindest in der Samstagshow aus der Jury.
Im Text des bekannt gewordenen Lieds wiederholt er eine in rechten Kreisen gern verbreitete, aber völlig falsche Darstellung von Morden durch Zuwanderer. Naidoo singt, dass "fast jeden Tag ein Mord geschieht, bei dem der Gast dem Gastgeber ein Leben stiehlt". TatsÀchlich registrierte das BKA in den ersten neuen Monaten des vergangenen Jahres 14 FÀlle, in denen Deutsche getötet wurden und Zuwanderer des Totschlags oder des Mordes verdÀchtigt wurden. Richtig wÀre also, dass etwa alle 20 Tage eine Tat begangen wird, bei der ein Deutscher stirbt und ein Zuwanderer als TÀter verdÀchtigt wird.
Das Video ist eines von drei, die nach Recherchen von t-online.de am Montag in einer Telegram-Gruppe hochgeladen wurden. In zwei anderen nimmt er direkt Bezug auf den Tod von Daniel H. in Chemnitz, der von einem 24-jĂ€hrigen Syrer mit einem Messer getötet wurde. An die Adresse der Menschen, die damals mit dem Motto "Wir sind mehr" gegen Instrumentalisierung und Hetze demonstriert hatten, heiĂt es in einem der Videos von Naidoo: "Doch in Wahrheit seid Ihr einfach nur peinlich und deutschlandfeindlich, denn Ihr seid leer."
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RTL erklĂ€rte auf Nachfrage zunĂ€chst, der Sender sei "irritiert von dem aufgetauchten Video. Wir erwarten klare Antworten von Xavier." Es sei auch nicht das erste Mal, dass Naidoo Fremden-Hass und Rassismus vorgeworfen werde. Am Abend teilte RTL mit, dass es zunĂ€chst zur Trennung kommt: "Er bleibt dem Sender viele Antworten schuldig." Das Statement auf Facebook war fĂŒr den Sender nicht ĂŒberzeugend: "Die Aussagen im Video und seine Kommentierung danach passen ĂŒberhaupt nicht zusammen."
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Im Text dieses Liedes heiĂt es etwa auch: "Eure Töchter, eure Kinder sollen leiden, sollen sich mit Wölfen in der Sporthalle umkleiden." "Wir" â gemeint ist von dem Soul-SĂ€nger vermutlich die deutsche Bevölkerung; wer genau das ist, bleibt allerdings im Vagen â wĂŒrden nur am Rand stehen und bei dem "Schauspiel zuschauen". Es sei in unserem Land "kein Mann" in der Lage, uns noch "zu retten".
"Keine BĂŒhne fĂŒr Rassisten"
Das mindestens verschwörungstheoretisch anmutende und faktisch falsche Geschwurbel sorgte umgehend fĂŒr Kritik. "Keine BĂŒhne fĂŒr Rassisten und geistige Brandstifter. Erst recht nicht nach Hanau, Halle, Kassel!", forderte etwa "Monitor"-Moderator Georg Restle in Richtung des Senders RTL. Auf der Plattform Change.org wurde nach Bekanntwerden eine Petition gestartet, die den Rauswurf von Naidoo aus der Jury fordert. Die hatte sich am Abend zunĂ€chst erledigt.
DafĂŒr gewann eine Petition schnell Unterzeichner, die fordert, den Rauswurf rĂŒckgangig zu machen. Vor allem im rechten Spektrum wird dem SĂ€nger applaudiert. So finden sich unter einem auf YouTube hochgeladenen Video unzĂ€hlige Reaktionen, die Naidoo fĂŒr seine "deutlichen Worte" loben: "Der wohl beste KĂŒnstler im Land erhebt seine Stimme, obwohl er selbst mehrfach kritisiert wurde. Danke von ganzem Herzen", heiĂt es da zum Beispiel. Der Kommentar endet mit den Worten "patriotische GrĂŒĂe".
Kritik an Xavier Naidoo nicht neu â Rolle von RTL
Schon mehrfach wurde Xavier Naidoo in der Vergangenheit fĂŒr seine VerschwörungsbeitrĂ€ge und das rechte Gedankengut in seinen ĂuĂerungen kritisiert. So behauptete er unter anderem, Deutschland sei eine GmbH und stĂŒnde unter der Kontrolle der Alliierten â typische Muster aus rechten Verschwörungskreisen, die der Bundesrepublik Deutschland ihre SouverĂ€nitĂ€t absprechen wollen. Auch der Sender RTL geriet in die Kritik, weil er den SĂ€nger in die Jury fĂŒr die neue Staffel der Castingshow DSDS aufnahm.
"Xavier N." gibt in Gruppe Vorgeschmack auf Album
Die Ursprungsquelle der nun aufgetauchten Videos ist nach Recherchen von t-online.de eine Naidoo-Fan-Gruppe in dem Messenger Telegram. Dort hat ein Nutzer mit dem Namen Xavier N. die kurzen Clips gepostet. In der Gruppe wird gerÀtselt, ob es sich um Naidoo selbst handelt. Sprachnachrichten von Xavier N. als Antworten auf Fragen klingen aber sehr nach Naidoo.
"Xavier N." schreibt dort auch, das neue Album werde "heftig und sehr patriotisch". Es komme nach DSDS. In der Gruppe gibt es Unmut ĂŒber einige dort vertretene rechte YouTuber, die entgegen Absprachen in ihren KanĂ€len das Video weiterverbreitet haben sollen. In der Gruppe vertreten sind etwa der frĂŒhere NPD-Aktivist Carsten Jahn und "Lilly ThĂŒringen", die von einer Demonstration mit Rechtsextremen gegen den WDR live berichtet hatte.
AuĂerhalb von Telegram war das Video zu Morden von Migranten zunĂ€chst am Montagabend auf Facebook von einem Nutzer hochgeladen, hatte aber kaum Aufmerksamkeit erregt. Am Dienstagabend gegen 19.30 Uhr Ă€nderte sich das, als dieses Video von diversen Nutzern aus der AFD und dem UnterstĂŒtzerumfeld verbreitet wurde. Einer der ersten, der das Video neu hochlud, war der AfD-Bundestagsabgeordnete Stephan Protschka.
Der Text wurde mit Informationen zu der mutmaĂlichen Quelle der Videos und der Information aktualisiert, dass von dem Nutzer Xavier N. mehrere Videos hochgeladen wurden. Der Text wurde nach der Entscheidung von RTL erneut aktualisiert.