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Schon gehört? "Die Ärzte" finden die AfD "superschwul"


Schon gehört?
Der Soundtrack der Woche (23. Oktober)

MeinungVon Sebastian Berning

Aktualisiert am 23.10.2020Lesedauer: 4 Min.
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Die Ärzte: Mit "Hell" erscheint nun ihr 19. Studioalbum.Vergrößern des Bildes
Die Ärzte: Mit "Hell" erscheint nun ihr 19. Studioalbum. (Quelle: Jörg Steinmetz)

t-online hat offene Ohren für die wichtigsten Alben der Woche und gibt Ihnen Musiktipps. Auch in das neue Die Ärzte-Album hören wir rein. Und die ziehen die AfD gehörig durch den Kakao.

Wenn Sie mal wieder richtig Lust auf neue Sounds haben, Ihnen aber die Zeit fehlt, sich durch die Veröffentlichungen der Woche zu hören, stimmt t-online Sie mit der wöchentlichen Rubrik "Schon gehört?" ein.

Die Ärzte – Hell

Acht Jahre Pause und da sind sie wieder, Die Ärzte. Die Punk-Institution macht dann auch direkt alles richtig und startet mit einem Rap/EDM-Song. Da hört man auf. Die 17 Songs danach allerdings sind Die Ärzte in Bestform. "Plan B" rockt fröhlich vor sich hin, "Warum spricht niemand über Gitarristen" geht in eine ähnliche Richtung.

Nummer sicher gibt's dennoch nicht bei Bela, Farin und Rod. Bei "Morgens Pauken" trifft Drei-Akkord-Punk-Wut auf Kraftwerk-Gedächtnis-Roboter-Stimme. Hier wird gegen Aluhüte und andere Schwurbler gewettert. Das können sie sogar noch besser in "Woodburger", welches kein neuer Veggie-Burger ist, sondern sich auf Wutbürger bezieht. "Wo kommen alle die zornigen Männer her mit ihrer panischen Angst vor Analverkehr?", fragt Farin Urlaub direkt zu Beginn des Songs. "Ich trete ein in die AfD und werde schwul, superschwul", säuselt er im chilligen Refrain. Mega! So wütend hat man die Band schon länger (auch ohne die Albenpause eingerechnet) nicht gesehen.

Aber es gibt auch viel zum Schmunzeln und Schunkeln: "True Romance" etwa, welches einer der eingängigsten Songs der Platte ist. Oder das an "Westerland" erinnernde und supermelodische "Das letzte Lied des Sommers". Zum Anfangsriff kann man doch wirklich "Ooooh, ich hab solche Sehnsucht" summen, oder?

Trotzdem: Anders als AC/DC können Die Ärzte auf ihrem 19. Studioalbum "Hell" noch neue Akzente setzen. Einzig die Asi-Oi-Nummer "Alle auf Brille" ist wohl nur beim ersten Mal ansatzweise witzig.

Bruce Springsteen – Letter to You

Na, der Springsteen hat aktuell aber auch Hummeln im Hintern. Das letzte Album "Western Stars" ist nicht einmal anderthalb Jahre alt, da legt der Boss mit "Letter to You" nach.

Nun, was soll ich Ihnen sagen? Das Album klingt nach Bruce Springsteen, wie man es sich als Fan wünscht. Bei Kritikern steht der Boss auch weit oben. Nur ich wurde nie wirklich warm mit ihm. Der heilige Grahl war seine Musik für mich noch nie. Trotzdem fand ich "Western Stars" erstaunlich nett. "Letters to You" wirkt wie gute alte Hausmannskost. "Burnin' Train" lässt an die "Born in the USA"-Phase erinnern. "Janey Needs A Shooter" klingt ebenfalls wie eine erwachsene Version des 80er-Springsteens. "The Power of Prayer" dank seinem Saxofon-Solo ebenso. Gut, die "Born in the USA" ist auch keine schlechte Referenz, also kann man die Platte schon gut hören. Aber zum Fan macht mich das noch immer nicht.

Michelle – Anders ist gut

"Anders ist gut" – das wird Thomas Anders freuen! Aber den meint Schlagerqueen Michelle gar nicht. Auf ihrem neuen Album singt die Helene Fischer der 90er Jahre viel über Liebe in all ihren Facetten. Verliebtsein, Trennung, zweite Chancen – alles dabei.

"Vorbei vorbei" ist schon mehr Pop als Schlager und Michelle muss sich damit nicht vor den jüngeren Kolleginnen wie Helene, Vanessa Mai oder Beatrice Egli verstecken. Viel Bumm-Bumm-Beats, 80er-Keyboards und ein dermaßen eingängiger Refrain, dass es schon fast wehtut. Geht aber gut rein und deutscher Schlager war wohl seit Helenes "Achterbahn" nicht mehr so kraftvoll.

Michelle schafft es auf "Anders ist gut", modern zu klingen, aber gleichzeitig das mitklatschende Silbereisen-Publikum nicht zu vergraulen. Auch die Balance zwischen Pop und Ballade ist gut. Michelle drückt nicht so oft auf die Tränendrüse. Selbst "Brief an meinen Vater" (hat nichts mit Franz Kafka zu tun) ist trotz der schmerzhaften Erinnerungen an den gewalttätigen Vater nicht zu kitschig.

Pearl Jam – MTV Unplugged

Wir erinnern uns: "MTV Unplugged" war in den 90ern immer etwas ganz Besonderes. Vor allem für die Grunge-Welle war das ein Format der Superlative. Das Unplugged von Nirvana ist ein zeitloser Klassiker, das von Alice in Chains ist weniger gehyped, dennoch zu Recht ein Millionenseller. Pearl Jam hatten sowas auch 1992. Und das kommt jetzt endlich regulär als CD raus.

Dennoch ist es leider ein kurzes Vergnügen. Sieben Songs gibt es von Eddie Vedder und Co. zu hören, darunter auch die Klassiker "Alive" und "Jeremy". Im reduzierten Unplugged-Stil kann besonders Vedders Stimme glänzen. Kraftvoll und ausdrucksstark schallt der damals noch junge Frontmann aus den Boxen. Und obwohl das hier ein starkes Release ist, muss man sagen: An Nirvana und Alice in Chains ziehen Pearl Jam nicht vorbei.

Howard Carpendale – Symphonie meines Lebens 2

Da der erste Teil der Retrospektive samt dem Londoner Royal Philharmonic Orchestra schon so gut lief, veröffentlicht Howard Carpendale (nein, keine "Hello Again"-Witzchen!) prompt einen zweiten Teil.

Den konnte der Schlagersänger aber nicht in London aufnehmen, sondern musste das in München machen, während das Orchester in den legendären Abbey Road Studios arbeitete. Und Howie gibt hier vielen alten Nummern wie "Das Mädchen von Seite 1" oder "Ruf mich an" (zusammen mit Giovanni Zarrella) zum Besten und die klingen durch die Symphoniker ganz anders. Der perfekte Soundtrack zum Weihnachtsessen bei Oma!

Alle Alben sind am 23. Oktober in digitaler sowie physischer Form erschienen. Haben Sie "Schon gehört", wer nächste Woche dabei sein wird? Stevie Nicks, Bring Me The Horizon und andere. Wir hören uns wieder!

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