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Rammstein-Ikone: Richard Kruspe kritisiert die 2G-Regel


Richard Kruspe von Rammstein
Das kritisiere ich an der 2G-Regel

InterviewVon Sebastian Berning

Aktualisiert am 12.11.2021Lesedauer: 4 Min.
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Richard Kruspe: Der Musiker lebte lange Zeit in New York City, ist seit 2011 wieder in Berlin ansässig.Vergrößern des Bildes
Richard Kruspe: Der Musiker lebte lange Zeit in New York City, ist seit 2011 wieder in Berlin ansässig. (Quelle: Tobias Ortmann)

Mit Rammstein wurde er zum Rockstar, mit seiner anderen Band Emigrate tobt sich Gitarrist Richard Kruspe musikalisch aus. Im t-online-Interview spricht er über Erschöpfung nach einer Rammstein-Tour und erklärt, warum er 2G nicht für die beste Idee hält.

Das neue Album von Emigrate, der zweiten Band von Rammstein-Gitarrist Richard Kruspe, trägt den Titel "The Persistence of Memory", also die Hartnäckigkeit der Erinnerung. In Erinnerungen kann man schwelgen, manche mag man vielleicht lieber vergessen. So auch der 54-Jährige? "Ich wollte nichts verdrängen, sondern habe mich versucht zu erinnern, warum ich wieder Musik machen will", verrät der Musiker im Gespräch mit t-online.

Und gerade das wirkt von außen betrachtet möglicherweise etwas befremdlich. Mittlerweile zählen die Berliner Rammstein nämlich zu den erfolgreichsten Rockbands der Welt, sind seit Kraftwerk und Nena der wohl größte musikalische Exportschlager unseres Landes. t-online hakt beim Telefonat mit dem Musiker, der an Songs wie "Engel", "Du hast", "Mein Teil" oder "Links-2-3-4" beteiligt war, nach.

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t-online: Sie sagten mir, dass Sie sich erinnern mussten, warum Sie Musik machen wollen. Hatten Sie überlegt damit aufzuhören?

Richard Kruspe: Ja, nach der letzten Rammstein-Tour fühlte ich mich verloren und fiel in ein Loch. Ich habe nach diesen Konzerten dann erst einmal wieder versucht mich selbst zu finden.

Die letzte Rammstein-Tour war doch ein weltweiter Erfolg. Sie haben in ausverkauften Stadien und Arenen von Berlin bis New York gespielt. Wieso fielen Sie nach einem solchen Hoch dann so tief?

Gerade weil man jeden Abend vor so vielen Menschen spielt und jeder einem sagt, wie toll alles ist, dann entsteht eine Art Rausch, der abhängig macht. Wenn der nach einer Tour nicht mehr da ist, dann kann man – so wie ich – in ein Tal geraten. Überspitzt formuliert ist man wie ein Junkie, der kein Heroin hat.

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Und deswegen mussten Sie sozusagen in die Vergangenheit flüchten?

Genau, ich brauchte das, um das Feuer wieder zu entfachen. Musik ist ein Transportmittel, welches einen auch in die eigene Vergangenheit befördert. Das hat mir sehr geholfen aus diesem Tief herauszukommen.

Statt einer Rammstein-Platte veröffentlichen Sie jetzt ein neues Album Ihres Projekts Emigrate. War diese Arbeit das Vehikel, das Sie brauchten, um wieder in Gang zu kommen?

Emigrate ist etwas ganz Persönliches. Da konnte ich mich nur um mich selbst kümmern. Bei Rammstein gibt es noch fünf andere Leute, mit denen man sich arrangieren und abstimmen muss. Ich hatte immer gesagt, dass ich drei Emigrate-Alben mache und dann ist Schluss. Jetzt gibt es dieses Vierte. Vielleicht ist das ein Abschluss mit dem Thema Rockmusik und Emigrate.

Wie darf man das verstehen?

Mittlerweile finde ich, dass Rockmusik heutzutage irgendwie vorbei ist.

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Woran machen Sie das fest?

Die Rebellion von früher ist heute einfach nicht mehr da.

Wo ist sie hin?

Die findet jetzt eher im Rap statt.

Könnten Sie sich also musikalisch etwas anderes vorstellen?

Ich möchte mich nicht nur auf die Gitarre beschränken. In der Pandemie habe ich angefangen Klavier zu lernen. Ein elektronisches Album wäre eine Herausforderung. Immerhin mache ich Gitarrenmusik seit fast 30 Jahren.

Und das sehr erfolgreich.

Mit Rammstein schon. Aber bei Emigrate geht es mir nur um die Musik und den kreativen Output. Ich mag es mal mit anderen Menschen zu arbeiten. Bei Rammstein kennen wir uns sehr gut und wissen, worauf es ankommt. Bei Emigrate ging es mir nie um Wirtschaftlichkeit. Das ist auch der Grund, warum wir nie live auftreten. Auch wenn es Angebote gab.

Angebote auszuschlagen und da nein zu sagen, das muss man sich in der Branche ja erst mal erarbeiten. Fällt Ihnen nein sagen leicht?

Es fällt mir leichter nein als ja zu sagen.

Wieso? Bei den meisten ist es ja eher umgekehrt.

Das liegt einfach in meiner Natur. Mir ist es wichtig nein zu sagen. Ich hasse es wie die Pest, wenn die Leute nicht ehrlich nein sagen können. Das ständige Jasagen finde ich viel schlimmer als ein klares Nein zu hören. Ein Nein ist doch nichts Schlimmes.

Sie sagen zwar nein zu Emigrate-Liveangeboten, Rammstein hingegen werden – Klopf auf Holz – ihre Stadiontour nächstes Jahr nachholen. Roland Kaiser hat jüngst ein Konzert vor 10.000 Menschen in Hamburg gespielt. Dort herrschte die 2G-Regel. Wie blicken Sie da auf Ihre eigenen Konzerte?

Wir gehen stark davon aus, dass die Rammstein-Tour stattfinden wird.

Auch unter 2G dann?

Ich persönlich würde mir eine 3G-Regelung wünschen. Ich bin sehr liberal eingestellt und ich finde, dass jeder selbst entscheiden sollte, was er tut.

Das könnte natürlich dazu führen, dass Konzerte vielleicht doch nicht stattfinden. Aber man sollte den Menschen dennoch die freie Wahl lassen?

Genau. Das große Problem der Politik aktuell ist, dass den Leuten durch 2G ein Stück weit die Entscheidungsmöglichkeit genommen wird. Es kann sich ja noch immer jeder testen lassen.

Sie sind also gegen den Ausschluss und für freies Handeln?

Genau. 2G könnte als Zwang wahrgenommen werden sich impfen zu lassen. Was ich vermisst habe, war, dass man uns ein Stückchen Hoffnung mit auf den Weg gibt.

Verwendete Quellen
  • Eigenes Interview mit Richard Kruspe
  • Instagram-Profil von Richard Kruspe
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