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König Charles III. wird 75: "Eine Art kollektiver Nervenzusammenbruch"


"Immer häufiger Schwierigkeiten"
Das könnte zu einem Problem für Charles III. werden

Von Benedikt Amara

Aktualisiert am 14.11.2023Lesedauer: 4 Min.
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König Charles III.: Er feiert am 14. November 2023 seinen 75. Geburtstag.Vergrößern des Bildes
König Charles III.: Er feiert am 14. November 2023 seinen 75. Geburtstag. (Quelle: Aaron Chown - WPA Pool/Getty Images)

Er galt als ewiger Thronfolger, seit dem 8. September 2022 ist er König. Aber wie lange wird Charles III. diesen Titel wohl noch innehaben?

König Charles III. feiert am heutigen Dienstag seinen 75. Geburtstag. Für ihn startete sein neuer "Job" erst vor gut einem Jahr – in einem Alter, in dem die meisten Menschen längst in Rente sind. Gerade dies habe für Charles aber auch Vorteile, so erklärt es der britische Historiker und Adelsexperte Ed Owens im Gespräch mit t-online. "Teile der britischen Gesellschaft sind mit ihm warm geworden, weil er schon etwas betagter ist und die Rolle des sorgenden Großvaters der Nation gerne annimmt." Sein Ansehen sei gewachsen, so Owens.

Ähnlich beurteilt es auch Dr. Ulrike Grunewald, Journalistin und Autorin zahlreicher Dokumentationen über das britische Königshaus. "Die Briten haben inzwischen realisiert, dass Charles ihnen sehr vertraut ist", sagt sie t-online. Drei Jahre war er alt, als seine Mutter, Queen Elizabeth II., den Thron bestieg. 70 Jahre lang war Charles dann Thronfolger – ein Novum in der Geschichte der königlichen Familie. Das bringt positive Aspekte mit sich, wie Grunewald erläutert.

"Nach seiner langen Zeit als Thronfolger wissen die Menschen, welche Überzeugungen er vertritt. Die Queen war während ihrer Zeit auf dem Thron ein Mysterium, was ihre politischen Ansichten anging. Charles dagegen hat sich als Prince of Wales ein markantes Profil erarbeitet. Er steht für Klima- und Naturschutz und engagiert sich immer deutlicher gegen die Verschwendung von Nahrungsmitteln. Das ist ein Zeichen an die Bevölkerung, dass er sich der Wirtschaftskrise und der Nöte der weniger Privilegierten bewusst ist", so Grunewald weiter.

Die Zwischenbilanz als König

Schon als Prince of Wales hatte sich Charles seinem Motto verschrieben: "Ich diene". Diesem bleibe er als König treu, sagt Ed Owens: "Er möchte die Botschaft senden, dass Pflichtbewusstsein und der Dienst am Volk vor der persönlichen Erfüllung stehen."

Wohl auch deswegen fällt die Zwischenbilanz von König Charles III. für Dr. Ulrike Grunewald gut aus. "Er hatte einen unerwartet guten Start in sein Amt. Nach dem Tod der Queen wurde in Großbritannien befürchtet, die Nation könne eine Art kollektiven Nervenzusammenbruch erleiden, da diese eiserne Monarchin, die 70 Jahre auf dem Thron saß, das Vereinigte Königreich als Stabilitätsfaktor zusammengehalten hat. Doch schon am zweiten Tag seiner Regentschaft hat Charles bewiesen, dass er bereit und fähig ist, den Kontakt zu seinem Volk herzustellen." So habe er sich während der Trauerzeit vor dem Palast gezeigt, Hände geschüttelt, Trost empfangen sowie gespendet.

"Sie kann seine innere Dunkelheit nicht verbergen"

Seine Achillesferse allerdings sei sein Privatleben, so Grunewald weiter: "Viele, die sich an seine skandalträchtige erste Ehe mit Prinzessin Diana erinnern, nehmen ihm seinen Ehebruch mit Camilla immer noch übel, den er 1994 eingestanden hatte. Damals fällten viele Menschen das Urteil, er habe nicht das Zeug zum König. Und ganz aktuell bekommt er seinen Streit mit Sohn Harry nicht in den Griff."

Clive Irving, Autor der Elizabeth-II.-Biografie "The Last Queen", äußert sich dazu ähnlich: Charles habe stets mit seinem geringen Selbstwertgefühl und seiner fehlenden Fähigkeit zur Selbstreflexion zu kämpfen gehabt. "Seine zutiefst gestörte Jugend, in der er seinen Vater, Prinz Philip – diesen Alphamann –, als zu weicher und verträumter junger Mann enttäuschte, und seine dysfunktionale Ehe mit Prinzessin Diana hinterließen eine psychische Qual."

Dies zeige sich bis heute in seinen Launen, so Irving weiter. Beispielweise beim ersten kleinen Fauxpas seiner Regentschaft, als er wegen eines defekten Füllfederhalters im September 2022 vor laufender Kamera die Fassung verlor. Damals sah man laut Irving aber auch: "Königin Camilla kennt all diese Eigenarten von Charles besser als jede andere. Sie hat sich als sehr geschickt im Umgang mit dem Temperament des Königs erwiesen, aber auch sie kann seine innere Dunkelheit nicht verbergen."

"Die Monarchie wird auf Dauer vielleicht nicht überleben"

Charles' größte Herausforderung dürften aber nicht die unliebsame Familie in den USA oder defekte Schreibutensilien sein, sondern die Stärkung, vielleicht sogar die Rettung der Krone: "Die Monarchie wird auf Dauer vielleicht nicht überleben", sagt Historiker Ed Owens.

"Weil sie immer häufiger Schwierigkeiten damit hat, die breite britische Öffentlichkeit für sich zu gewinnen. Gerade die jüngeren Menschen kann sie kaum noch erreichen. In den nächsten zehn bis 15 Jahren wird die Monarchie vielleicht noch genügend Zustimmung im Volk haben", betont er, merkt jedoch an: "Wenn sich das britische Königshaus nicht bald bemüht, wieder die breite Öffentlichkeit zu erreichen, dann könnte das ein großes Problem werden: In zwanzig oder dreißig Jahren haben wir dann vielleicht keine Monarchie mehr in Großbritannien."

Nach Einschätzung von Grunewald täte Charles allerdings gut daran, die Monarchie nicht revolutionär zu verändern. Vielmehr müsste sie Stabilität in einer unruhigen Zeit gewährleisten: "Sein großes Ziel, die Monarchie zu verschlanken und damit ein Zeichen der Sparsamkeit zu senden, hat sich beinahe schon von selbst eingestellt: mit dem Weggang von Harry und Meghan und der öffentlichen Entfernung von Bruder Andrew aus allen Ämtern. Die grundsätzliche Modernisierung wird Charles seinem Thronfolger William überlassen."

Dies könne laut Clive Irving schon bald der Fall sein, um die jüngeren Menschen für die Monarchie gewinnen zu können: "Womöglich hat Charles längst beschlossen, im Alter von 80 Jahren den Thron an William zu übergeben."

Verwendete Quellen
  • Eigenes Interview mit Ed Owens
  • Eigenes Interview mit Dr. Ulrike Grunewald
  • Eigenes Interview mit Clive Irving
  • Eigene Recherchen
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