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Michael Wendler nach seinem Comeback: 11.000 Abrufe für einen Song


Er verschweigt die Gründe für den Absturz
11.000 Abrufe für einen neuen Wendler-Song


Aktualisiert am 27.05.2025 - 15:11 UhrLesedauer: 5 Min.
Michael Wendler: Ob ihm der Blick in die Zukunft behagt?Vergrößern des Bildes
Michael Wendler: Ob ihm der Blick in die Zukunft behagt? (Quelle: imago stock&people via www.imago-images.de)
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Michael Wendler hat gut fünf Jahre nach seinem letzten Konzert wieder auf einer deutschen Bühne gestanden. Verändert hat sich wenig – besonders inhaltlich.

Er habe sich jahrelang gar nicht mit Politik beschäftigt, "aber jetzt schon", sagt Michael Wendler in einem Interview mit dem Portal "Auf1". Die Plattform aus Österreich ist bekannt für ihre rechtsextremen Inhalte, verbreitet Thesen von Corona- oder Klimawandelleugnern und schreibt, Wladimir Putin trage keine Schuld am Angriffskrieg gegen die Ukraine.

Verschwörungsmythen aller Art finden dort ihren Weg in die Öffentlichkeit. Eine Sendelizenz erhält "Auf1" seit seiner Gründung 2021 nicht. Es wird von verschiedenen Behörden in Österreich und Deutschland als Desinformationsportal eingestuft. Für Michael Wendler ist es nun die Plattform seiner Wahl, um dort passend zu seinem Bühnencomeback nach mehr als fünf Jahren Abstinenz ein "Exklusivinterview" zu geben.

Michael Wendler sei "schockiert über die Dinge, die hinter dem Vorhang waren", lässt er in dem Videogespräch wissen. Er meint, die "Mainstream-Medien" würden entscheidende Informationen "vorenthalten". "Ich bin jetzt seit zwei Tagen in Deutschland, gucke Nachrichten und schüttle mit dem Kopf, weil ich sage: 'Warum wird das nicht anders erzählt?'"

"Man sieht sich als Widerstandskämpfer"

Beispiele nennt der 58-Jährige nicht. Alles bleibt in einem diffusen bis nebulösen Zustand der Unklarheit. Eine Strategie, die hierzulande spätestens seit dem Aufkommen der "Querdenker"-Szene bestens bekannt ist. Wendler, der sich im Zuge der Corona-Pandemie mit antisemitischen Vergleichen ins Abseits beförderte, benutzt diese Methode seit seinem Rauswurf bei RTL vor rund fünf Jahren.

"Wenn man überzeugt ist, gegen eine angebliche Verschwörung zu kämpfen, kann man sich selbst aufwerten", ordnete die Expertin Pia Lamberty dieses Phänomen in der Vergangenheit bei t-online ein. "Man sieht sich als Widerstandskämpfer oder als Person, die über eine Art Geheimwissen verfügt." Mehr dazu lesen Sie hier.

Michael Wendler inszeniert sich als ein solcher Widerstandskämpfer. Er wirkt aufgebracht, mehrfach beschwert er sich darüber, wie mit ihm in den vergangenen Jahren umgegangen wurde. Das Interview hat er wenige Stunden vor seinem Auftritt in der Bochumer Großraumdiskothek "Prater" gegeben. Dort spielte er anschließend 45 Minuten lang ein knappes Dutzend Lieder und beklagte auf der Bühne, dass sein neues Album von keiner offiziellen Verkaufsstelle angeboten werde. Er sieht sich als Opfer einer Kampagne.

Das Desinformationsportal "Auf1" – welches auch Verschwörungserzählungen über einen angeblichen "Großen Austausch" verbreitet, also behauptet, die europäische Bevölkerung werde per Regierungssteuerung durch Nichtweiße und Muslime ersetzt – bleibt Wendlers letzte Hoffnung. Denn dort wird sein Album zum Verkauf angeboten. CDs wie "Höllisch gut" oder "Unfassbar stark" stehen in dem dortigen Onlineshop zur Verfügung – Unternehmen wie Saturn, Media Markt oder Amazon lehnten die Verbreitung der neuen Wendler-Platte zuvor ab.

11.000 Abrufe für einen neuen Wendler-Song

Aktuelle Verkaufszahlen gibt es nicht. Womöglich ahnt Michael Wendler, dass die Erfolgsaussichten für eine Reaktivierung seiner musikalischen Karriere schwinden. Auch bei der Streaming-Plattform Spotify, wo sein neues Album zum Abruf bereitsteht, bewegen sich die Zahlen in vergleichsweise homöopathischen Dimensionen. Der Song "Das werde ich auch noch überleben", komplett in Großbuchstaben geschrieben, rangiert mit 89.000 Abrufen auf Platz eins. "Tanz nie wieder ohne mich" kommt lediglich auf 11.000 Wiedergaben – und damit ungefähr auf so viel wie die Werke minderjähriger Newcomer, deren Namen noch nie jemand gehört hat.

Dennoch sieht Michael Wendler den Auftritt in Bochum nur als Startpunkt einer größeren Comeback-Tour. Tatsächlich spricht der Sänger von dem Wort "Tour" und meint damit einen anstehenden Termin im Juni in einem Festzelt in Datteln mit einer Kapazität für etwa 500 Menschen und ein seit vergangenem Jahr angekündigtes Konzert in Oberhausen – beide Termine sind nicht ausverkauft.

Viel Aufsehen erregt seine Bühnenrückkehr in Bochum bislang nicht. Vorzugsweise die üblichen Verdächtigen feiern Michael Wendler nach dem Auftritt: darunter sein Anwalt Markus Haintz, ein bekennender Putin-Fan, oder aus "Querdenker"-Programmen bekannte Persönlichkeiten wie Daria Szmelter. Auch Bodo Schiffmann, eine Führungsfigur der deutschen Coronaleugner-Szene, verbreitet in den sozialen Medien seit Samstag Beiträge, in denen Wendler bejubelt wird.

Ansonsten: Stille. Medienberichte über seinen Auftritt drehen sich hauptsächlich um seine Kritik an dem Verkaufsverbot. Da passt es gut, dass Michael Wendler auch in dem Interview mit dem Verschwörungsportal zum politischen Rundumschlag ausholt – und damit belegt, wie wenig er sich seit seiner Holocaustverharmlosung im Jahr 2021 verändert hat.

"Meine Frau ist OnlyFans-Millionärin"

"Jede Medaille hat zwei Seiten und man zeigt einfach nur die eine, weil das politisch so gewollt ist", weiß Wendler zu berichten und fügt raunend das an, was er seit Jahren auf seinem Telegram-Account verbreitet: "Die Medien", sagt er, ohne genau zu erklären, welche er meint, seien "dem System dienlich" – und auch hier wird nicht klar, worauf der Schlagersänger hinauswill. "Man sieht, und das war ja auch mein Vorwurf 2020, wie gleichgeschaltet die Medien sind", wundert er sich und stellt die These in den Raum, dass die "Vielzahl an Medien, die es gibt, nur einem einzigen Menschen gehören".

Als Nachrichtenportal, das nichts mit dem "Spiegel", der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung", der "Tagesschau", "Bild", "Zeit" oder den diversen anderen Medienangeboten im Land zu tun hat, kann t-online bekräftigen: Nein, auch diese Wendler-These erweist sich als falsch. Viel interessanter als das, was der Schlagersänger sagt, ist auch das, was er nicht sagt.

Der Mann aus den USA, der 2016 dorthin auswanderte und seit 2019 mit seiner 28 Jahre jüngeren Frau Laura Müller und den zwei gemeinsamen Söhnen in Florida lebt, verschweigt geflissentlich, warum er von Medien, Sponsoren und Partnern gemieden wird. Seine Darstellung lautet: Er habe die Corona-Maßnahmen kritisiert. Doch das stimmt nur teilweise. Richtig ist, dass er die Corona-Impfung als "Injektionsgenozid" bezeichnete und antisemitische Texte verbreitete, in denen von "hebräischen Mistkerlen" die Rede war, die am liebsten "noch die Luft versteuern" wollten. Dort war auch zu lesen, die Flutkatastrophe im Ahrtal sei gezielt durch "Wetterwaffen" verursacht worden.

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Und als Russland die Ukraine überfiel und die ersten Bilder von Kriegsverbrechen um die Welt gingen, zweifelte Wendler deren Echtheit an und sprach von einem Ablenkungsmanöver, das Putin zum "Sündenbock" für Inflation, die Abschaffung des Bargelds und die "Fake-Pandemie" machen wolle.

Die alternativen Realitäten, in denen Michael Wendler sich da bewegt, finden sich nur in den hintersten Winkeln des Internets – oder eben bei dem Portal "Auf1", wo er nun zum Exklusivinterview geladen wurde. Aber womöglich ist es dem einstigen Schlagerstar auch gar nicht so wichtig, wie massentauglich seine Musik oder seine Ansichten sind und ob er in Zukunft weiterhin eine Bühne geboten bekommt. Denn der dreifache Vater – seine Tochter Adeline aus erster Ehe ist inzwischen 23 Jahre alt – bekundet über seine finanzielle Situation: "Grundsätzlich müsste ich es nicht mehr tun, weil meine Frau ist OnlyFans-Millionärin und die sorgt gut für mich."

Verwendete Quellen

Quellen anzeigenSymbolbild nach unten

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