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Arabella Kiesbauer im Interview: Das hält sie heute von ihrer TV-Talkshow


Arabella Kiesbauer
So anders kommt "Bauer sucht Frau" in Österreich an

Von Janna Halbroth

Aktualisiert am 06.06.2019Lesedauer: 8 Min.
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Arabella Kiesbauer: Seit 2014 moderiert sie in Österreich "Bauer sucht Frau".Vergrößern des Bildes
Arabella Kiesbauer: Seit 2014 moderiert sie in Österreich "Bauer sucht Frau". (Quelle: imago images / K.Piles)

In den 90er-Jahren kam kaum ein TV-Nachmittag ohne "Arabella" und ihre schrillen Gäste aus. Wie die 50-Jährige heute darüber denkt und was sie mit "Bauer sucht Frau" zu tun hat, verrät sie im Interview mit t-online.de.

Vaterschaftstest, Fremdgehskandale und fiese Intrigen wurden damals vor laufenden Kameras aufgelöst. "Arabella" war eine der ersten Talkshows im deutschen Fernsehen. Am 6. Juni 1994 feierte die Show von Arabella Kiesbauer Premiere.

Wir haben uns für 12 Uhr Mittags zum Telefoninterview mit der Österreicherin verabredet. Um Punkt 12 klingelt das Telefon. Angesprochen auf ihr Timing sagt Frau Kiesbauer im herrlichen Wiener Dialekt: "Na, sicher. Sonst kommt man im Leben zu gar nichts." Im Hintergrund zwitschern Vögel, die einstige Talkshow-Moderatorin, die in ihrer Sendung am Nachmittag ohne Punkt und Komma plapperte, spricht auch heute noch gerne, aber überlegter und nachdenklicher.

t-online.de: Arabella Kiesbauer, die Talkshow "Arabella" wurde vor 25 Jahren zum ersten Mal ausgestrahlt …

Arabella Kiesbauer: Da sind Sie besser informiert als ich! Ein Vierteljahrhundert? Wahnsinn!

Hatten Sie das gar nicht auf dem Schirm?

Nein, gar nicht, muss ich ehrlich sagen. Danke, dass Sie mich darauf aufmerksam gemacht haben. Für mich selbst liegt das alles sehr weit zurück. Aber sehr viele Zuschauer können sich anscheinend ebenfalls erinnern und wenn sie mich sehen, huscht ein Lächeln über ihr Gesicht. Ich nehme an, sie denken dann an die guten alten Zeiten.

Und wie sind Ihre Gefühle, wenn Sie an diese Zeit zurückdenken?

Mir geht es genauso. Eigentlich bin ich jemand, der im Hier und Jetzt lebt, aber wenn Sie mich auf den Talk ansprechen, dann erinnere ich mich mit einem Lächeln daran zurück. Es waren zehn sehr intensive Jahre meines Lebens und es war sicherlich etwas, womit wir die deutsche Fernsehlandschaft geprägt haben.

Erinnern Sie sich noch, wie Sie sich damals bei der ersten Sendung gefühlt haben?

Wir haben im Vorfeld ein paar Monate darauf hingearbeitet und obwohl es eine Aufzeichnung und keine Livesendung war, war ich wahnsinnig nervös. Ich habe prinzipiell auch eine schüchterne und zurückhaltende Seite und mich hat es damals viel Überwindung gekostet, die Leute dann mit der ersten Show in meinen Bann zu ziehen. Obwohl ich damals schon viele Jahre beim Fernsehen war.

Sie haben eine schüchterne Seite? Wann kommt die zur Geltung?

Wenn ich auf der Bühne stehe, dann hat diese Seite einfach nichts zu suchen. Ich habe aber viele Facetten. Ich war zum Beispiel ein sehr schüchternes Kind. Ein Teil dieser Seite habe ich mir bis heute bewahrt. Wenn ich vor der Kamera stehe, lebe ich das natürlich nicht aus. Ich werde ja nicht fürs Schweigen bezahlt, sondern dafür, dass da was passiert (lacht).

Wie bewerten Sie heute diesen Talkshow-Boom, der in den 90er-Jahren begann?

Wir waren die ersten, die damals einen Talk für ein junges Publikum gemacht haben. Wir waren selbst in dem Alter, in dem unsere Zuschauer waren, wir haben dieselbe Sprache gesprochen wie unser Publikum. Die Themen, die das Publikum beschäftigt haben, waren auch unsere Themen. Es war uns wichtig, Tabus zu brechen, sehr tolerant und weltoffen zu sein. Das ist die Aufgabe der Jugend, daran hat sich auch heute nichts geändert. Wir haben zum Beispiel viel über Homosexualität gesprochen. Wir hatten Transgender bei uns in der Sendung, da gab es den Begriff noch gar nicht, erst jetzt ist es ein Thema, das in der breiten Masse angekommen ist. Für uns war das schon vor 25 Jahren ganz normal.

Warum gibt es heute keine Talkshows mehr in der Art?

Unsere Gesellschaft hat sich geändert. Soziale Netzwerke und Plattformen, wie Instagram und Co., haben die Funktion des öffentlichen Marktplatzes übernommen. Früher waren es die Talkshows, in denen die Themen besprochen wurden. Die Leute haben auch zu Hause mitdiskutiert. Diese Funktion hat jetzt quasi das Internet übernommen.

Würden Sie noch einmal eine Talkshow moderieren wollen?

Nein, ich habe es 10 Jahre gemacht, mein Bedarf ist gedeckt. Ich stehe heute woanders in meinem Leben. Die Themen damals waren heftig.

Wie viel daran war echt und wie viel war gescripted?

Bei uns war damals alles echt. Die Themen haben die Gäste eingebracht. Diese Scripted-Reality-Formate kamen erst später. Die Laiendarsteller und die erfundenen Geschichten nach Drehbuch, die gab es in den Richtershows, die haben mich nie sonderlich interessiert. Bei uns gab es echte Menschen und deren Geschichten.

Heute moderieren Sie in Österreich "Bauer sucht Frau", die vergangene Staffel lief besonders gut, oder?

Die vergangene Staffel war quotenmäßig sehr erfolgreich. Aber eben auch die Trefferquote der Pärchen war extrem hoch, so hoch wie noch nie. Es haben sich viele Pärchen gefunden. Die aktuelle Staffel ist gerade gestartet.

Wieso ist das Format in Österreich so dermaßen erfolgreich?

Die Bauern bei uns in Österreich haben einen unglaublich hohen Stellenwert. Auf der einen Seite sind sie sehr angesehen. Das liegt daran, dass sie sehr viel für die Landschaftspflege machen, Österreich lebt vom Tourismus. Auf der anderen Seite sorgen sie dafür, dass Österreich eine Art Feinkostladen ist. Wir sind ja Bioweltmeister. 25 Prozent unserer Landwirtschaft produziert Bio. Sie stellen wunderbare Lebensmittel her. Die Österreicher hängen sehr an ihren Bauern, sie sind uns unheimlich wichtig.

Verständlich. Und darüber hinaus?

Ein anderer Erfolgsfaktor ist natürlich die emotionale Ebene. Die Gefühle stehen auch in einer übertechnologisierten Welt sicherlich oder vielleicht gerade deswegen ganz besonders hoch im Kurs. Viele von uns haben eine Sehnsucht nach der romantischen Liebe. Wenn man da ein bisschen Mäuschen spielen kann und zuschauen darf, wie andere sich kennenlernen und auch mal die Liebeswirren mitbekommen darf, dann ist das toll. Vor allem, wenn man dann letztendlich mitbekommen kann, wie sich die Paare finden, da geht einem als Zuschauer das Herz auf. Der dritte Faktor ist, Österreich ist ein wunderschönes Land. Wir drehen an wunderschönen Orten, das ist Romantik und Idylle pur.

Sehen Sie da einen Unterschied zum deutschen "Bauer sucht Frau"?

Unsere Bauern sind sehr stolz und haben ein hohes Selbstwertgefühl. Sie sind eben beim Rest der Bevölkerung sehr angesehen. Das zeigt sich dann auch in deren Auftreten. Wir haben sehr viele junge, gut aussehende und vermögende Bauern und Bäuerinnen. Dieser Bedarf nach einer Partnerin, der ist wirklich da. Die Bauern leben wirklich sehr gut und auch an schönen Orten, aber die sind meist auch sehr abgelegen, bei uns gibt es ja auch viele Täler. Die haben also wirklich Probleme, einen Partner zu finden, weil sie selten jemanden kennenlernen. Zudem arbeiten sie sehr viel und kommen oft auch nicht raus. Die Notwendigkeit der Suche nach einem Partner ist in Österreich wirklich ernst gemeint. Ich will den Deutschen aber auch nichts unterstellen, da ich nicht eingebunden bin in deren Produktion. Ich kann nur von meiner Warte aus sagen, dass die Sendung in Österreich eine große Ernsthaftigkeit hat und das merken sowohl die Bauern als auch die Zuschauer.

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Könnten Sie sich vorstellen, das deutsche "Bauer sucht Frau" zu moderieren?

Ach, ich glaube, das deutsche "Bauer sucht Frau" ist bei Inka Bause wirklich sehr gut aufgehoben. Ich glaube, sie hat eine große Fangemeinde und es läuft ja auch sehr erfolgreich. Aber etwas anderes im deutschen TV zu machen, das könnte ich mir schon vorstellen.

Was machen Sie denn gerade außer "Bauer sucht Frau"?

Über genaue Projekte darf ich nicht sprechen, aber ich habe wirklich mehr als genug zu tun.

Und dann haben Sie ja noch zwei Kinder.

Ja und einen Ehemann, der möchte auch verwöhnt werden (lacht).

Wie bekommen Sie das alles unter einen Hut?

Da geht es mir wie allen berufstätigen Müttern. Natürlich habe ich sehr viel zu organisieren. Glücklicherweise habe ich eine sehr große Unterstützung durch meine Mutter. Meinem Mann und mir ist es sehr wichtig, unsere Kinder allein zu erziehen. Wir haben keine Nanny oder so. Wir sind ganz eng mit unseren Kindern. Familie hat für uns oberste Priorität. Deswegen helfen meine Mutter und auch die Mutter meines Mannes. Die sind schon im Dauereinsatz.

Meine Mutter bekommt immer einen Wochenplan, wann sie die Kinder abholen oder irgendwohin bringen möchte. Sonst, muss ich ehrlich sagen, würde das alles nicht so gut funktionieren. Denn wenn ich nicht wüsste, dass die Kinder wirklich so perfekt und optimal versorgt sind, könnte ich nicht so entspannt und konzentriert arbeiten. Zum Glück wohnen alle aus der Familie in Wien, meine Mutter ist extra für die Enkelkinder aus Deutschland nach Wien gezogen.

Sie sind im April 50 geworden, war das ein großes Thema für Sie?

Es wurde zu einem großen Thema, weil ich so oft darauf angesprochen wurde. Ich persönlich hätte da jetzt nicht so viel Aufheben drum gemacht. Viele Freunde von mir sind auch 50 geworden, dadurch feiere ich eigentlich schon das ganze Jahr durch und zwischendurch war dann eben auch mein eigener 50. Geburtstag. Die Feiern gehen auch noch das ganze Jahr weiter.

Wie bewerten Sie eigentlich die aktuelle politische Situation in Österreich?

Wir haben gerade in den letzten Wochen in Österreich wahnsinnige Turbulenzen erlebt. Aber in Deutschland ist es ja nicht anders, ihr zieht ja gerade nach.

Sind Sie ein politischer Mensch?

Je älter ich werde, desto mehr werde ich politisch. Wenn man jung ist, ist man ja eher mit sich beschäftigt und fährt oft ein Egoprogramm. Je älter man wird und schon gesettelt ist, umso mehr kann man sich auch anderen Themen zuwenden und sich für Dinge engagieren. Natürlich mache ich mir auch Sorgen um die Zukunft meiner Kinder. Im Rahmen meiner Möglichkeiten versuche ich natürlich, für meine Kinder gewisse Weichen zu stellen.

Sie haben jahrelang Fernsehen gemacht, was schauen Sie selbst gerne als Zuschauerin?

Ich habe immer relativ wenig Fernsehen geschaut. Vielleicht lag das daran, dass ich immer selbst Fernsehen gemacht habe. Ich hatte lange eine tägliche Sendung, an manchen Tagen hatte ich sogar zwei verschiedene Sendungen. Jahrelang habe ich in drei verschiedenen Ländern vor der Kamera gestanden, in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Wann hatte ich da Zeit zum Fernsehen? (lacht).

Wenn ich heute fernschaue, dann gucke ich gerne Eventshows oder ganze Staffeln wie "Bauer sucht Frau", wo ich mich dann über Monate mit befassen kann. TV-Momente, die ich nur im Fernsehen erleben kann und mich mit einer Community verbunden fühle, das ist ja, was beim Fernsehen ganz wichtig ist. So wie früher. Wir träumen doch alle insgeheim noch von "Wetten, dass..?", nicht wahr? Am Samstag mit der ganzen Familie zusammensitzen und diese eine Show schauen, das hat einen Eventcharakter und man fühlt sich mit einer Gemeinschaft verbunden. Am nächsten Tag kann ich mich dann mit meinen Arbeitskollegen darüber austauchen. Das ist der Vorteil des Fernsehens und das ist auch das Schöne daran.


Wer war Ihr "Wetten, dass..?"-Liebling?

Ach, die Frage muss man gar nicht stellen. Ich erinnere mich zwar noch an Frank Elstner, der das Format ja erfunden hat, der war auch toll. Aber so richtig unsterblich gemacht hat das natürlich Thomas Gottschalk.

Vielen Dank für das Interview, Arabella Kiesbauer.

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