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Mario Adorf – Schauspieler wird 90: "Er hat Kraft und Naivität"


Mario Adorf wird 90
"Ich habe keinen großen Wunsch mehr, eher viele kleine"

Von dpa, t-online, spot on news
Aktualisiert am 08.09.2020Lesedauer: 4 Min.
Mario Adorf: Der Schauspieler feiert seinen 90. Geburtstag.Vergrößern des BildesMario Adorf: Der Schauspieler feiert seinen 90. Geburtstag. (Quelle: picture alliance/dpa-bilder)
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Als Star wollte sich Mario Adorf nie sehen. Dabei hat er in rund 200 Filmen mitgespielt und mehr als sechs Jahrzehnte Filmgeschichte geprägt. Er sagt es so: "Mein Leben war keine Fröhlichkeitsreise. Aber es war erfüllt."

Mario Adorf ist einer der großen deutschen Schauspieler. Er spielte in actionreichen Westernstreifen ebenso mit wie im sozialkritischen Neuen Deutschen Film oder in Komödien. Am heutigen Dienstag feiert er seinen 90. Geburtstag und kann auf ein von zahlreichen Einflüssen geprägtes Leben sowie eine beachtliche Reihe von Rollen zurückblicken – im Film ebenso wie auf der Bühne.

In Adorfs Heimat heißt es schon seit Wochen: "Haste jehürt, oose Mario würd 90 Johr alt, am 8. September hat en Jeburtsdaach." Das gibt einen ersten Hinweis auf seine Herkunft, zumal in seiner Aussprache ein leichter rheinischer Akzent auszumachen ist. Ein Blick auf seine Biografie verrät: Eigentlich ist Adorf ja Schweizer, geboren wurde er 1930 in Zürich, doch seine Familiengeschichte geht auf Caspar Adorf zurück, den Großvater. Dieser war Sattlermeister im Eifelstädtchen Mayen und wanderte gegen Ende des 19. Jahrhunderts in die Schweiz aus. Er heiratete eine Elsässerin und hatte mit ihr vier Kinder.

In der Schweiz geboren, in Deutschland aufgewachsen

Tochter Alice Adorf arbeitete als Röntgenassistentin in Süditalien und kehrte 1930 – schwanger mit Mario – aus Kalabrien nach Zürich zurück. Marios Vater war der verheiratete Arzt Matteo Menniti. Das Kind kam also unehelich auf die Welt. Noch im gleichen Jahr wurde Alice Adorf gemeinsam mit Sohn Mario als "unerwünschte Ausländerin" nach Deutschland abgeschoben. Sie ging zurück nach Mayen.

Die Kleinstadt, die heute gut 19.000 Einwohner zählt, hat ihn geprägt; Kindheit und Jugend waren hart. Die Mutter rackerte sich als Schneiderin ab, das Geld war so knapp, dass sie ihr Kind zeitweise ins Waisenhaus geben musste, damit es was zu essen hatte. Er hat den Zweiten Weltkrieg erlebt, "wurde am 20. Juni 1944 noch Kriegsfreiwilliger", wie er dem "Spiegel" 2001 erzählte. Bei Kriegsende musste er einmal als Melder zum Fronteinsatz. "Wir hatten die Panzerfäuste zum Einsatz an einer Panzersperre schon geschultert, als ein sehr vernünftiger Offizier uns heimschickte. Und dann war der Krieg auch schon zu Ende – es war der letzte Tag."

Adorf machte schließlich Abitur, absolvierte ein Studium generale (Philosophie, Psychologie, Kriminologie, Literatur, Musikgeschichte, Theaterwissenschaft) in Mainz, später in Zürich.

"Er hat Kraft und Naivität"

Und dann begann – wenn auch holprig – eine große Karriere. Beim Vorsprechen an der Otto-Falckenberg-Schauspielschule war Adorf von der Bühne gestürzt. "Es war eigentlich ein Misserfolg", erklärt er im Dokumentarfilm "Es hätte schlimmer kommen können". Der damalige Kammerspiel-Intendant war trotzdem neugierig geworden. "Er hat zwei Dinge, die mir aufgefallen sind: Er hat Kraft und Naivität", nennt Adorf ein Zitat Hans Schweikarts, das ihm später überliefert wurde.

1953 startete Adorf also an der Schule und traf dort den legendären Schauspieler und Regisseur Fritz Kortner, der ihn stark beeindruckte. Bis 1962 blieb er an den Kammerspielen. Seinen Durchbruch vor der Kamera hatte er bereits 1957, als Frauenmörder in Robert Siodmaks Krimi "Nachts, wenn der Teufel kam". Viele Rollen folgten, Volker Schlöndorff holte ihn vor die Kamera und auch Rainer Werner Fassbinder. Immer wieder wurde er als Schurke besetzt. 1997 spielte er unter anderem neben Götz George die Hauptrolle in "Rossini – oder die mörderische Frage, wer mit wem schlief". Welche Filme Mario Adorf berühmt machten, lesen Sie in diesem Artikel.

"Ich hatte zuerst nur Augen für Bardot"

Im französischen Nobelort Saint-Tropez lernte der Schauspieler seine spätere Ehefrau Monique kennen, die mit der legendären Brigitte Bardot befreundet war. "Ich hatte zuerst nur Augen für die Bardot", gab Adorf später zu. Doch dann fiel ihm irgendwann Monique auf, ihre Lebendigkeit. "Und da begann die ganze Geschichte zwischen uns." Eine Liebe, die auch Jahrzehnte später noch halten sollte, anders als die Kurzbeziehung zur mittlerweile verstorbenen Schauspielerin Lis Verhoeven, mit der er die Tochter Stella-Maria hat, ebenfalls eine Schauspielerin.

Einige Jahrzehnte lang lebte Adorf im Heimatland seines Vaters. 2004 verließ er Italien wegen Berlusconi. Dem Magazin "Cicero" sagte er dazu: "Politisch gesehen bin ich mit Berlusconi nicht einverstanden, das war auch einer der Gründe, warum ich meine Zelte dort abgebrochen habe, nachdem ich so lange in Rom gelebt hatte." 40 Jahre lang lebte er in der italienischen Hauptstadt, Wohnsitze hat er in Paris und Saint Tropez. Seine Heimat sieht er im Eifelstädtchen Mayen, sich selbst bezeichnet er als "Anhänger Europas und der Meinung, dass wir alles tun müssen, um es zu erhalten".

"Es sind sicher viele Wünsche offengeblieben"

"Jede Einstellung, jede Bühne betritt er mit der Wucht einer Naturgewalt", schrieb 2010 die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" über Adorf, der unter anderem den Grimme-Preis, das Bundesverdienstkreuz sowie den Deutschen und den Bayerischen Filmpreis erhalten hat. Der Gewürdigte selbst sieht rückblickend manches kritischer: "Es sind sicher viele Wünsche offengeblieben, aber ich war mit meinem Leben und dem, was ich erreicht habe, im Ganzen zufrieden. Das Besondere am Beruf des Schauspielers ist, dass er im Gegensatz zu vielen Menschen ein zwar unsicherer, aber frei gewählter und geliebter Beruf ist. Es ist ein Beruf, der es erlaubt, über die Kindheit hinaus ein Leben lang zu spielen."

Im vergangenen Jahr verabschiedete sich Adorf dennoch von der Bühne – mit einer letzten Tournee. Nun hat er wie alle anderen auch mit den Umständen der Corona-Pandemie zu tun. "Es geht mir gut, wenn auch das vergangene halbe Jahr wegen des Coronavirus nicht zum Jubeln war", sagte er. Auch die Pläne für seinen 90. Geburtstag sind davon betroffen. Wie er feiern wird? "In Anbetracht der Corona-Krise im allerkleinsten Kreise", verriet er. Ohnehin ist er mit wenig zufrieden, so scheint es: "Ich habe keinen großen Wunsch mehr, eher viele kleine."

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
  • eigene Recherchen
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