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Dieter Wedel (†82) ist tot: Darum dürfen wir ihn trotzdem feiern


Dieter Wedel ist tot
Darum dürfen wir ihn trotzdem feiern

MeinungEin Kommentar von Charlotte Koep

Aktualisiert am 20.07.2022Lesedauer: 2 Min.
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Dieter Wedel: Der Regisseur musste sich zu Lebzeiten schweren Anschuldigungen stellen.Vergrößern des Bildes
Dieter Wedel: Der Regisseur musste sich zu Lebzeiten schweren Anschuldigungen stellen. (Quelle: IMAGO / Eibner)

Mit Dieter Wedel ist nicht nur ein großer Regisseur gestorben. Sondern auch ein angeblicher Vergewaltiger. Wie gehen wir mit seinem Tod um?

Dieter Wedel ist am 13. Juli 2022 im Alter von 82 Jahren gestorben. In den Medien wird sein Tod groß aufgegriffen, auch ein Nachruf steht bei einem so erfolgreichen Regisseur normalerweise auf dem Plan. Doch wie sollen wir Dieter Wedels gedenken? Denn was bei vielen Menschen gerade zurückbleibt, ist nicht nur die Trauer um einen großartigen Künstler, sondern auch ein bitterer Beigeschmack.

Wedel hat sich zwar durch seine Werke in der deutschen Filmgeschichte verankert, doch seine Arbeit wird schon seit ein paar Jahren von Vorwürfen überschattet. Wir erinnern uns: Im Zuge der #metoo-Debatte erhoben ehemalige Kollegen 2018 schwere Anschuldigungen. Unter anderem warf ihm Schauspielerin Jany Tempel vor, sie in den Neunzigerjahren bei einem Vorsprechen vergewaltigt zu haben.

Wir wissen nicht, ob Dieter Wedel schuldig ist

Es kam zur Klage, aber nie zu einem Gerichtsprozess. Das Verfahren wurde nach seinem Tod nun eingestellt. Die Schuldfrage bleibt somit juristisch ungeklärt. Also worüber sollen wir sprechen, wenn wir uns an den verstorbenen Dieter Wedel erinnern? Über das Ausnahmetalent oder über den Beschuldigten? Dürfen wir sein Leben ehren – trotz der Vorwürfe?

Diese Fragen sind keineswegs neu. Ein prominentes Beispiel ist der 2009 verstorbene Michael Jackson. Gegen ihn gab es ebenfalls schwere Anschuldigungen – auch Jahre nach seinem Tod dringen sie immer wieder an die Öffentlichkeit. Der Umgang mit seiner Musik wurde zum Gegenstand zahlreicher Debatten. Es gab Radiosender, die seine Lieder aus ihrem Repertoire strichen. Andere wiederum nutzen sie bis heute und nehmen sie als das, was sie sind – unglaublich gute Songs von einer Musiklegende.

Trauerarbeit ist ein sensibles Thema und unter diesen Umständen ist es noch schwieriger, damit umzugehen – und sich vor allem eine Meinung dazu zu bilden. Man darf sich auch nicht anmaßen, den einen richtigen Weg vorgeben zu können. Zumal wir in dem Fall von Dieter Wedel und Michael Jackson als Außenstehende nicht die Wahrheit kennen. Wir können nur mit dem umgehen, was wir wissen.

Wir dürfen das eine nicht über das andere vergessen

Und Fakt ist: Wir haben auf der einen Seite großartige Ausnahmetalente, unvergessliche Werke – und auf der anderen Seite ihre Kontroversen und Skandale.

Wichtig ist, diese differenzierte Sicht zu entwickeln. Es sollte erlaubt sein, Mensch und Künstler trennen zu dürfen und mit diesem Blick auf ihre Leben zu schauen. Man darf einen Nachruf über Dieter Wedel schreiben, in dem man ihn als Regisseur und Künstler würdigt. Denn dass er ein Genie auf seinem Gebiet war, ist unumstritten.

Das bedeutet aber nicht, dass man ihn als Menschen feiern muss und dabei die Vorwürfe gegen ihn außer Acht lässt. Wir dürfen beide Seiten des Dieter Wedels nicht vergessen.

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