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"Tatort"-Kritik: "Am Ende des Flurs" wurde Leitmayr zum Verhängnis


"Tatort"-Dreamteam in der Krise
Dieser Fall wurde Kommissar Leitmayr zum Verhängnis

t-online, Jessica Hornig

Aktualisiert am 05.05.2014Lesedauer: 3 Min.
In der Krise: Bei Batic und Leitmayr läuft es im "Tatort: Am Ende des Flurs" nicht mehr rund.Vergrößern des BildesIn der Krise: Bei Batic und Leitmayr läuft es im "Tatort: Am Ende des Flurs" nicht mehr rund. (Quelle: BR/Denise Vernillo)
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"Was, verdammt noch mal, hat diese Scheiß-Frau mit euch allen gemacht?", fährt Ivo Batic (Miroslav Nemec) seinen Kollegen Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl) wütend an. "Ich hab' gedacht, ich kenn dich. Und jetzt stehst du da wie ein Irrer." Seit 1991 geht das "Tatort"-Duo gemeinsam auf Verbrecherjagd - doch nun zieht sich in ihrem neuen Fall "Am Ende des Flurs" ein tiefer Riss durch das Vertrauensverhältnis der beiden Kumpels.

Dieser Umbruch in ihrer beruflichen wie freundschaftlichen Beziehung und der Grund dafür waren Dreh- und Angelpunkt des Münchner "Tatorts", der am Sonntagabend in der ARD zu sehen war. Ein paar Logik-Schwächen verzieh man schnell, denn das melancholische Psycho-Drama ging nicht nur den Kommissaren an die Nieren und wartete am Ende sogar noch mit einem dramatischen Cliffhanger auf: Wird Leitmayr diesen für ihn persönlichsten Fall überleben?

Darum ging es in "Am Ende des Flurs"

Eine junge Frau wurde vom Balkon ihrer Wohnung im zwölften Stock gestoßen. Lisa Brenner war Callgirl, hatte viele Verehrer – und bis vor eineinhalb Jahren auch eine Beziehung mit Franz Leitmayr. Dass er die Frau kannte, deckt erst der Verdächtige Harry Riedeck (Wolfgang Czeczor) auf, der später selbst ins Fadenkreuz des Mörders gerät und bestialisch mit 40 Hammerschlägen ermordet wird.

Während Batic sich mit den Verhören diverser Verdächtiger herumschlagen muss - grandios: Franz Xaver Kroetz als Brauereibesitzer mit Bondage-Fantasien, ermittelt der inzwischen suspendierte Leitmayr auf eigene Faust weiter.

So kommen die beiden Kommissare auf unterschiedlichen Wegen zu demselben Ergebnis: Brenners Nachbarin und Freundin Margot Höllerer - sehr überzeugend dargestellt von Barbara de Koy - muss etwas mit dem Mord zu tun haben. Und tatsächlich: Die Apothekerin war auch eine Verehrerin, auf ihre besessene Art verliebt in Brenner. Doch das beruhte nicht auf Gegenseitigkeit, Lisa stieß sie zurück. Weil Harry Riedeck von Höllerers Gefühlen wusste und sie drängte, sich zu stellen, fiel er ihr ebenfalls zum Opfer. Muss am Ende auch Franz Leitmayr dran glauben? Denn er fragt Höllerer alleine aus – als auch Batic eintrifft, hat Leitmayr schon ein Messer im Rücken.

Melancholischer Fall mit ein paar Schwächen

Viel Action, wilde Schießereien oder Verfolgungsjagden hatte dieser "Tatort" aus München nicht zu bieten. Dafür ging es hier um die Psyche: Einsamkeit in ihren verschiedenen Ausprägungen zog sich wie ein roter Faden durch die Handlung dieses melancholischen Falls. Regisseur Max Färberböck verstärkte die bedrückende Atmosphäre noch mit diversen Rückblenden auf die letztlich doch unglückliche Beziehung Brenners zu dem gequälten Kommissar Leitmayr, schnellen Sprüngen von einem Handlungsfaden zum nächsten, Kamerafahrten durch ewig lange Hochhausflure oder die Darstellung blutiger Tatorte. Sein Blick in die Abgründe von Liebe und Begierde entwickelte eine düstere, verzweifelte Stimmung, die den Zuschauer in ihren Bann zog.

Leider wirkte die Verstrickung des Kommissars in den Fall doch sehr konstruiert. Es war unglaubwürdig, dass Leitmayr Batic nie etwas von Lisa Brenner erzählt haben soll – zu wichtig war die Beziehung ganz offensichtlich für ihn. Und auch, dass ein suspendierter Kommissar alleine auf Mörderjagd geht und sich damit in Gefahr begibt, ist nicht gerade eine neue Erfindung.

Die Menge der Verdächtigen, die allesamt extreme und deshalb etwas überzeichnete Charaktere waren, konnte zuerst chaotisch wirken, tat dem Fall schon allein wegen der großartigen Schauspielleistungen aber keinen Abbruch. Eher schon, dass die wahre Mörderin bis zum Ende eine Randfigur blieb, deren Motiv sich nicht wirklich aus der Handlung ergab und dadurch ebenfalls recht konstruiert wirkte. Und auch das Opfer selbst, das die Gabe hatte, jedem ihrer Verehrer genau das zu geben, was er suchte und brauchte, selbst aber kein Glück - mit Leitmayr - fand, blieb trotz der diversen Rückblenden schwer greifbar.

Vertrauensbruch noch zu reparieren?

Dennoch war "Am Ende des Flurs" ein spannender, stark inszenierter, packender "Tatort". Ob sich das verlorene Vertrauen, das die Kumpels Batic und Leitmayr auseinander riss, zurückgewinnen lässt, wird sich erst im nächsten Fall des Münchner Duos erweisen. Dass der Kommissar die Messer-Attacke überlebt, dürfte schließlich ausgemachte Sache sein. So einfach lässt man Hauptfiguren ja nicht sterben.

Für die neuen Gesichter – Assistent Kalli Hammermann (Ferdinand Hofer), Fallanalytikerin Christine Lerch (Lisa Wagner) sowie Gerichtsmediziner Steinbrecher (Robert Joseph Bartl) – blieb in "Am Ende des Flurs" angesichts der komplexen Handlung nur wenig Platz. Aber ihr erster Auftritt macht Hoffnung darauf, dass sie den Münchner "Tatort" in Zukunft bereichern werden. Gerade wenn es bei Batic und Leitmayr nicht mehr so rund laufen sollte.

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