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"Tatort" Köln im Faktencheck: Kann man mit so einem Trauma weiterleben?


Der "Tatort"-Faktencheck
Wie kann man mit so einem Trauma weiterleben?

Von Barbara Schaefer

Aktualisiert am 07.05.2018Lesedauer: 3 Min.
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Eine Familie: Vater Ludwig (Harald Schrott, l) beobachtet, wie Mutter Ines (Nicole Marischka, r) versucht, mit Paul zu sprechen – Paul Ritter (Johannes Franke, M) war mit seiner Schwester unterwegs in der Nacht, in der sie verschwand.Vergrößern des Bildes
Eine Familie: Vater Ludwig (Harald Schrott, l) beobachtet, wie Mutter Ines (Nicole Marischka, r) versucht, mit Paul zu sprechen – Paul Ritter (Johannes Franke, M) war mit seiner Schwester unterwegs in der Nacht, in der sie verschwand. (Quelle: WDR/Thomas Kost)

Ein junger Mann wird von einem Auto überfahren, eine junge Frau liegt tot im Keller. Hängen die beiden Fälle zusammen? Wer hat was gesehen? Und wie lebt man als Zeuge eines Todesfalles weiter?

War es Mord? Ein junger Mann liegt tot auf der Straße, überfahren, neben ihm eine Reisetasche mit 500.000 Euro. Der junge Mann hat an diesem Abend mit Freunden seinen Junggesellenabschied gefeiert, aber wie kommt er an so viel Geld? Zufall, stellt sich heraus, er war nur zur falschen Zeit am falschen Ort und zu betrunken, um das zu merken.

Das viele Geld ist Lösegeld, die Tasche führt die Kölner Kommissare Freddy Schenk (Dietmar Bär) und Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) über Umwege (Autor: Christoph Wortberg) auf die Spur der zweiten Toten. Eine tragende Rolle im Kommissariat hat zunehmend Norbert Jütte (Roland Riebeling) inne – ein Gewinn für das Team (Regie: Christine Hartmann). Mit dem Lösegeld hätte Charlotte Ritter ausgelöst werden sollen – allerdings ist die junge Frau schon tot.

Das Drehbuch ist reichlich kompliziert. Drei junge Menschen feiern in einer Bar, die junge Frau hat die Aufnahme an einer US-Elite-Uni geschafft, aber freuen sich wirklich alle drei darüber? Und dann ist auch noch der Vater der Frau nicht ihr richtiger Vater, der echte hingegen baggert sie in der Bar an – wer soll da noch durchblicken? Sicher nicht die alkoholkranke Mutter. Und auch die Zuschauer tun sich damit schwer.

Die junge Frau wurde gar nicht ermordet, sondern starb bei einer ausgelassenen Dummheit mit ihren Freunden auf einem Kinderspielplatz. So weit so unklar und so tragisch. Zwei junge Menschen sind tot, Mörder waren nicht im Spiel, aber zwei andere junge Menschen mussten einiges mit ansehen. Wie geht man mit so etwas um? Wie kann so etwas geschehen? t-online.de hat nachgefragt.

Der Faktencheck

Fragen an Dipl.-Psych. Claudia Wendorf, Berlin

t-online.de: Die verunglückte junge Frau hatte einen reichen Großvater. Zwei junge Männer sind Zeugen des Unglücks geworden, und ein Erwachsener überredet sie, eine Entführung vorzutäuschen, um Lösegeld zu erpressen. Was halten Sie von diesem Plot?

Claudia Wendorf: Es ist vermutlich wenig überraschend, wenn ich sage, dass so eine Geschichte jedenfalls meilenweit weg von der Realität bzw. "normalen" Fällen ist. Vorstellbar ist sicherlich grundsätzlich alles, da ja viele verschiedene Variablen ins Spiel kommen.

So eine Tat von jungen Männern. Ist das denkbar?

Ob die jungen Männer zur Durchführung in der Lage wären, hängt sicherlich von ihrer Persönlichkeit und dem Grad der Traumatisierung ab. Mir erscheint das alles sehr an den Haaren herbei gezogen, aber ich bin ja nicht dafür da, die künstlerische Freiheit zu umterminieren. Irgendwelche Motive externer oder interner Art kann man immer irgendwie zusammenstricken.

Die jungen Männer – der Freund und der Bruder der Toten – fühlen sich schuldig am Tod. Wie kann man mit so einer Schuld, so einem Schuldgefühl weiterleben?

Was das "Weiterleben" mit Schuldgefühlen (Zeugen des verunglückten Mädchens, Unfallverursacher) und Umgang mit traumatischen Lebensereignissen (dazu zählt auch, Zeuge eines solchen Ereignisses zu sein) angeht, sind das sicherlich zwei ganz klassische Therapie-Themen. Ich bin keine ausgebildete Psychotherapeutin, und da gibt es ja unterschiedliche Schulen.

Wie könnte ihnen geholfen werden?

Es gibt Psychotherapeuten oder Psychotraumatologen, die Menschen behandeln, die traumatische Ereignisse erlebt haben. Vermutlich würde man zu den Schuldgefühlen so etwas wie eine kognitive Umstrukturierung anstreben (Veränderung der entsprechenden Gedankeninhalte), und die Psychotraumatologie hat eine ganze Reihe von Methoden aufzuweisen (deren Wirksamkeit ich nicht einzuschätzen vermag).

Kann man nach einem Trauma noch gut weiterleben?

Nicht jeder Mensch, der solche schrecklichen Dinge erlebt, muss auch in Behandlung: Die menschliche Psyche kann durchaus mit so einigem umgehen...

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