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"Der Preis ist heißt"-Comeback: "Dieser Retrowahn ist langweilig und mutlos"


Gottschalk & Co
Wenn es beim Zuschauen unangenehm wird

  • Steven Sowa
Pro & KontraVon Maria Bode, Steven Sowa

Aktualisiert am 04.05.2022Lesedauer: 1 Min.
Interview
Was ist ein Pro & Kontra?

Die subjektive Sicht zweier Autoren auf ein Thema. Niemand muss diese Meinungen übernehmen, aber sie können zum Nachdenken anregen.

"Geh aufs Ganze", "Der Preis ist heiß" und "Wetten, dass..?": Alles Shows, die wieder aufleben.Vergrößern des Bildes
"Geh aufs Ganze", "Der Preis ist heiß" und "Wetten, dass..?": Alles Shows, die wieder aufleben. (Quelle: imago images/Horst Galuschka / imago/HRSchulz / Getty Images / Montage: U. Frey/t-online)

Früher war alles besser, heute regiert die Langeweile? Viele alte TV-Formate wie aktuell "Der Preis ist heiß" werden wiederbelebt. Ob das ein Problem ist, diskutieren Maria Bode und Steven Sowa.

Harry Wijnvoord mit Schnurrbart und Anzug vor einer glitzernden Showkulisse: Gut möglich, dass sich am Mittwochabend einige Zuschauer verwundert die Augen reiben. Ist das Fernsehen anno 2022 oder das RTL-Programm aus den Neunzigern? Tatsächlich wäre "Der Preis ist heiß" irgendwo dazwischen zu verorten. Altes Konzept, gleicher Moderator – für die Gegenwart neu aufgelegt.

Damit reiht sich das Format in eine ganze Heerschar an wiederbelebten TV-Klassikern ein. Von "Geh aufs Ganze" mit Jörg Draeger bei Sat.1 über "7 Tage 7 Köpfe" auf RTL bis zu "Wetten, dass..?" im ZDF: Immer wieder greifen Sender auf Bewährtes zurück, entstauben Shows aus der Mottenkiste und lassen sie in mal mehr, mal weniger neuem Glanz erneut über die Mattscheiben flimmern.

Die Erregung ist programmiert: Überzeugende neue Ideen sind Mangelware, heißt es dann von den Kritikern. Und auch die Verteidigungslinie ist schnell gezogen: Lieber gute alte Konzepte reaktivieren, als schlechte neue entwickeln. Deshalb diskutieren Maria Bode und Steven Sowa in ihrem Pro und Kontra die Frage: Ständige Comebacks alter TV-Formate – braucht es das?

Pro
Steven SowaSteven SowaStellvertretender Unterhaltungschef

Ja, Gottschalk hat es bei "Wetten, dass.. ?" bewiesen

Einfallslos, unkreativ, ewig gestrig. Die Argumente gegen die im Fernsehen angeblich um sich greifende Retromanie sind immer die gleichen. Die Verantwortlichen hätten keine Ideen mehr und legten vor lauter Kreativblockade eine alte Show nach der anderen neu auf. Richtig ist dabei nur: Manche Sendungen werden wieder zurückgeholt – aber längst nicht alle.

Oder kommen Sie sich etwa so vor, als würden Sie in die Neunziger zurückreisen, wenn im Privatfernsehen "Club der guten Laune", "Joko & Klaas gegen ProSieben" oder "Let's Dance" laufen? Sicher nicht. Bleiben wir also bei den Fakten. RTL hat zuletzt genau zwei alte Formate wiederbelebt: "7 Tage, 7 Köpfe" und "Balko". Wenn das schon unter inflationäre Rückwärtsgewandtheit fällt, dann gehört auch Inka Bause verbannt. Schließlich läuft "Bauer sucht Frau" seit 17 Jahren im Programm.

Womit wir beim Kern wären: Fernsehen war schon immer ein Mix aus Alt und Neu, aus Bewährtem und Revolutionärem, aus Dauerbrenner und Experiment. Nur weil es etwas schon vorher gab, heißt das nicht, dass es langweilig und schlecht sein muss. Alte Konzepte können Gold wert sein. Wie heißt es so schön? "Never change a winning team". Oder hätten Sie gedacht, dass Thomas Gottschalk mit "Wetten, dass.. ?" 14 Millionen Menschen erreichen würde? Na, sehen Sie: Auch etwas Altes kann überraschen!

Kontra
Maria BodeSenior-Redakteurin Unterhaltung

Retrowelle – schon das Wort ist doch ermüdend

Jaja! Das als einmalige Ausgabe geplante "Wetten, dass.. ?"-Comeback von Gottschalk war 2021 ein voller Erfolg. Bleibt spannend, ob die nun geplanten jährlichen Shows auch so viele Menschen vor die Fernseher ziehen werden oder ob die Mehrheit im November nur mal schauen wollte, ob's Tommi noch kann. Ich (32) fand es beim Zuschauen eher unangenehm, aber die reinen Zahlen – Kollege Steven Sowa merkte es schon an – sprechen natürlich für sich.

Aber mal ehrlich: Wird denn nur noch Fernsehen für die Älteren gemacht? Irgendeine Absicht muss doch hinter der Retrowelle stecken. Neue oder gut überarbeitete alte Konzepte mit frischen Einflüssen sind rar. Stattdessen wird ein sogenanntes "Kultformat" nach dem nächsten wieder hervorgeholt und mit altbekannten Gesichtern, durchweg männlich und weiß, auf Sendung geschickt. Da dürfte es niemanden wundern, dass die werberelevante Zielgruppe zwischen 14 und 49 ab- statt einschaltet.

Denn Tatsache ist: Dieser Retrowahn ist nicht nur arg langweilig, sondern auch mutlos – absolut verständlich, dass sich die Jüngeren eher auf Netflix und Co. tummeln, wo es beinahe täglich wirklich Neues zu sehen gibt. Ohne Werbung und wenn gewünscht in Dauerschleife – noch zwei Pluspunkte.

Aber ja, wie wundervoll, dass wir uns bald noch über das Comeback des "Turmspringens" freuen dürfen – *gähn*. So teilten wir Millennials vor 20 Jahren mal in Chats mit, dass wir gelangweilt sind. Passt ja zur Retrowelle im linearen TV.

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