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TV-Kritik zu "Dunja Hayali"


Dieseldebatte im Fernsehen
Autohersteller drücken sich um Talk-Gipfel

David Heising

Aktualisiert am 03.08.2017Lesedauer: 3 Min.
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Dunja HayaliVergrößern des Bildes
Dunja Hayali (Quelle: Jens Kalaene/dpa-bilder)

Tote Bundeswehrsoldaten, Helden von Hamburg und Diesel-Gate: Hayali hatte sich für ihre Talk-Runde einiges vorgenommen. Ein wenig zu viel.

Die Gäste

  • Barbara Hendricks (SPD), Bundesumweltministerin
  • Nariman Reinke, Bundeswehrsoldatin
  • Martina Baumgart, Hamburger Polizei
  • Daniel Lücking, Oberleutnant
  • Dietmar Bartsch, Fraktionschef Die Linke
  • Sascha Schmitz, Kfz-Händler
  • Manfred Niess, Umweltaktivist
  • Peter Schmaus, Sanitär-Unternehmer
  • Sönke Weber, Friseur
  • Toufiq Arab

Der Einstieg

Schon das erste Thema hatte es in sich: die Diesel-Krankheit des liebsten Kindes der Deutschen, des Automobils. Sorgenvoll blickt der Autofahrer auf das, was da aus dem Auspuff geblasen wird, laut geschummelter Software aber nicht rauskommen dürfte. Jeder dritte Autofahrer sei betroffen, rechnete Hayali vor. Einschließlich ihr, die auch einen Diesel fahre. Offene Fragen klären, den Image-Schaden für „Made in Germany“ minimieren, Vertrauen zurückgewinnen, das sollte der Autogipfel in Berlin. Mit der Politik, den Automobilkonzernen, aber ohne Verbraucher- und Umweltschützer.

Die Fronten

Da stottert der Motor. Man habe vom Diesel-Skandal „keine Kenntnis vorher“ haben können, sagte Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) im Einspieler. Ach nein? Eigentlich hätte die Politik längst aus Schaden klug werden müssen. Man konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, die Autokonzerne seien zu billig weggekommen, mit ihren Software-Updates für 5,3 Millionen Fahrzeuge anstatt einer Umrüstung auf Abgasreinigung mit Harnstoff-Lösung.

In Hayalis Runde hatte sich kein Herstellervertreter getraut. Ob ihn die Ergebnisse des Gipfels beruhigten, fragte Hayali Unternehmer Schmaus, der seinen Fuhrpark mit Diesel-Fahrzeugen betreibt. „Nicht wirklich“, so seine Antwort. Fahrverbote, die noch nicht vom Tisch seien, waren seine größte Sorge. Schmitz betonte: „Es gab einen Verlierer, den Verbraucher.“ Software-Lösungen seien ein alter Hut. Richtig in Fahrt kam Niess. Die Vergiftung der Bevölkerung gehe jetzt weiter.

Aufreger der Abends

Man mochte dabei nicht in der Haut von Hendricks stecken. Eigentlich müsse „der andere“ – Niess meinte Dobrindt als Mitgastgeber des Dieselgipfels – „hier sitzen“. „Sie müssen den Kopf hinhalten“, bedauerte er die Sozialdemokratin. In der Tat: Es wirkte, als wolle sie für die Verbraucher ihre Empörung über die Minimal-Ergebnisse der Runde herausschreien. Als wolle sie die Hersteller zu Hardware-Lösungen zwingen.

Wenn Niess sprach, nickte sie oft. Etwa als er betonte, gerichtlich erlassene Fahrverbote müssten durchgesetzt werden. Allein verpacken musste sie es dezenter. „Tanzt ihnen die Autoindustrie auf der Nase herum?“, fragte Hayali. „Das ist ja heute wirklich nur der Anfang gewesen“, konterte die Ministerin. Die Hersteller hätten Zusagen gegeben, führte sie weiter aus. Indes selbst zu glauben, schien sie es nicht.

Kern der Diskussion

Tief graben konnten die Diskutanten leider nicht. Man kratzte am oberflächlichen Lack. Nur im Ansatz kam die Runde soweit, auch über die Zukunft zu diskutieren. Elektronantriebe seien „noch nicht so weit“, so Schmitz. „Wir brauchen den Diesel“, so der Autohändler, um die Menschen kostengünstig mobil zu halten. In der lebhaften Diskussion konterte Niess, der Verbrennungsmotor sei ein Auslaufmodell. Nicht umsonst stiegen Länder wie Norwegen und Großbritannien in naher Zukunft aus der Zulassung dieser Fahrzeuge aus.

Und sonst noch?

Die Sendung war ein schweißtreibender Dauerlauf. Hayalis Idee von der, eigentlich sehr reizvollen, Themen-Dreifaltigkeit wurde ihr ein wenig zum Verhängnis. Kein Infotainment, nicht ein bisschen Boulevard, sondern durchgängig harter Stoff. Mit viel Emotion. Auch beim zweiten Thema das Abends: den Auslandseinsätzen der Bundeswehr. Hayalis Einspieler über ihren Besuch in Camp Castor in Mali war sehenswert. Der Film bekam durch den tragischen Absturz des Kampfhubschraubers Tiger mit zwei toten Heeresfliegern eine tragische Wendung.

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Sehr spannend, aber viel harter Tobak. Der anschließende Disput zwischen Bartsch und Reinke war wenig informativ. Er, der in linker Tradition, fast arrogant die Auslandseinsätze der Bundeswehr, Waffenexporte und Korruption geißelte. Sie, die leicht überdreht, was wohl ihrer Aufgeregtheit geschuldet war, in einem Fernsehstudio zu sitzen, über Bartsch nur die Augen rollte und überall Verrat an den Kameraden witterte. Wenig Zeit blieb Hayali danach, noch mit zwei der sieben Helden zu sprechen, die bei der Messerattacke von Ahmad A. in Hamburg Schlimmeres verhinderten.

Moderatorinnen-Momente

Irgendwie konnte man der Moderatorin nicht böse sein, dass sie den Zuschauern so viel abverlangte. Weil sie an alle Dinge mit Charme und der gewissen Schelmenhaftigkeit heranging. Sie ließ beim Diesel-Talk laufen, sich sogar von Niess gefühlt die Moderation abnehmen. Sie hakte bei Bartsch nach, als der deutsche Auslandshilfe mit Kolonialgehabe verglich. Sie nahm den Betrachter mit auf die ernste Tour nach Mali, wo er Ärztin „Jana“ und Offizier „Arne“ kennenlernte. Man konnte fast den Wüstenstaub fühlen. Nicht ohne mit Bildern auch Hoffnung zu machen. Das machte die Sendung sehenswert.

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