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Fiat 126: Italienischer Kult-Zwerg wird 50


Kennen Sie diesen Fiat noch?
Italienischer Kult-Zwerg wird 50

Von SP-X, t-online, ccn

23.08.2022Lesedauer: 4 Min.
Beliebter Kleinwagen der 1970er: Der Fiat 126.Vergrößern des BildesBeliebter Kleinwagen der 1970er: Der Fiat 126. (Quelle: Fiat)
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Aus den kleinsten Autos große Kultmobile hervorgehen zu lassen, das ist Fiat nicht nur mit dem 500 gelungen. Sein Nachfolger 126 war noch erfolgreicher.

Cityverkehr, den gab es vor 50 Jahren fast zum Nulltarif und dies mit einem viersitzigen Pkw. Fiat 126 hieß der unter Stardesigner Gian Paolo Boano in Form gebrachte Flitzer für das Gewusel der Großstädte, und dieser Zweizylinder fuhr vier Leute zum Kilometerpreis von fünf Pfennig pro Kopf, wie Fiat und Fachmedien vermeldeten. Billiger war damals keiner, nicht einmal Citroën 2 CV oder VW Käfer.

Aber nicht nur deshalb schrieb der vorläufig letzte italienische Heckmotor-Mini eine sensationelle Erfolgsgeschichte. Mit fast fünf Millionen Einheiten verkaufte sich der Fiat 126 sogar noch besser als sein legendärer Vorgänger, der Fiat Nuova 500. Bezahlbar wie eine Spaghetti-Mahlzeit, mit optionalem Faltdach für das Dolce-Vita-Gefühl unter der Sonne des Südens und lackiert in bunten Farben wie die Wäsche über den Altstadtgassen bella Napolis: So gewann der winzige Fiat 126 noch mehr als alle Vorgänger die Sympathien der globalen City-Car-Community.

Der kleine Zweizylinder-Zwerg wurde knapp 30 Jahre lang nahezu unverändert gebaut und in dieser Zeit fast fünf Millionen Mal verkauft, meldete Fiat im Jahr 2000 stolz. Damals wurde das finale Exemplar des kleinen Volksflitzers als Sondermodell "Happy End" in Polen produziert und ins Fiat-Museum nach Turin überführt. Damit übertraf der Fiat 126 das Verkaufsvolumen des Nuova 500 und er überlebte sogar seinen designierten Nachfolger, den 1991 lancierten Cinquecento.

Allein an den Mythos der knutschkugeligen Form des Nuova 500 konnte der in klaren Kanten gezeichnete Fiat 126 nie heranreichen. Trotzdem: Auch das Verhältnis der Fiat-126-Fans zu ihrem minimalistischen Vehikel (mit 3,05 Meter Länge so kurz wie der britische Mini, aber mit 1,37 Meter deutlich schmaler) war innig, wie die Vielzahl der Spitznamen oder sogar offiziellen Kosenamen zeigt.

Die Zahl der Spitznamen für den Fiat 126 war riesig

  • In Italien wurde eine Kleintransporter-Version des Fiat 126 als Bombel („Kleinkind“) beworben
  • In Deutschland folgten über 85.000 Fiat-Kunden einem Aufruf des Importeurs zur Namensfindung für die besser ausgestatteten Fiat 126, die daraufhin zum 126 Bambino mutierten.
  • Zum ersten automobilen Giganten, der in Osteuropa Stückzahlenrekorde purzeln ließ, entwickelte sich der ab 1975 winzigste Viersitzer Europas in Polen. Der Volksmund nannte diese Knirpe "Maluch", was Zwerg oder "der Kleine" bedeutet.
  • Die Produktion des Maluch erwies sich als so profitabel, dass die Fertigung in Italien vorzeitig eingestellt wurde und am Ende alle Fiat 126 "made in Poland" waren. Die Polski-Fiat eroberten die ganze Welt, in verschiedenen Ländern Osteuropas wurden sie als "kleine Polen" vertrieben, in Kuba als "Polaquito" und in Australien als "Niki" verkauft.
  • Cavaletta hieß dagegen ein italienischer Strandwagen auf Basis des Fiat 126, der zur Enttäuschung vieler Beachcar-Freunde nicht in Großserie gelang.
  • Als die Produktion des Fiat bei Zastava in Jugoslawien anlief, glaubten die Käufer in der Form des nüchternen 126 ein winziges Bügeleisen, ein "Peglica", zu erkennen.
  • Die Slowenen wiederum erfreuten sich am flinken Floh "Bolha".

Internationale Karriere und viele Umbauten

Der österreichische Motoren- und Allradspezialist Steyr-Puch verpasste dem 126 das Triebwerk des Geländewagens Haflinger inklusive einer Leistungssteigerung auf 25 PS. Mit 117 km/h Spitze waren die Steyr-Puch 12 km/h schneller als die 126er Fiat – und konnten plötzlich Mini 850 und sogar fast den VW Käfer scheuchen.

Als sich China Anfang der 1980er die Motorisierung auf die Fahnen schrieb, war es auch dort der Fiat 126, der den Umstieg vom Fahrrad aufs Auto vorantrieb: Zeitweise wurden im Reich der Mitte mehr als 30.000 Fiat pro Jahr verkauft, wobei der Zwerg überraschend oft als Taxi Verwendung fand.

Bonbonfarbene Lackierungen und immer wieder neue Versionen

Schließlich hatte Fiat die Viersitzer-Qualitäten des Typs 126 stets vollmundig betont: "Vier gepolsterte Vorzugs-Vollsicht-Plätze mit verstellbaren Vorderlehnen", tönte schon 1972 der Prospekt. Ab 1976 gab es beim Fiat 126 Personal 4 – in Deutschland Bambino genannt – aufwändigere Rücksitze mit Samt oder Kunstleder, dazu Stoßstangen und Karosserie-Schutzleisten aus Kunststoff. Lifestyleflair vermittelten bonbonbunte Lackierungen in Orangerot, Tirolgrün oder Schmetterlingsblau, ab 1978 auch die 126-Sondereditionen "Silver", "Red", "Black" oder "Brown" mit feinen Zierstreifen und getönten Scheiben.

Zwei Jahre später debütierte allerdings der preiswerte Fiat Panda mit Frontantrieb und konkurrierte nun mit dem Fiat 126 um den Status des Königs der Minimalisten. Für die kreativen Fiat-Ingenieure Anlass, den altgedienten 126 in einen Jungbrunnen zu tauchen.

Heraus kam im Jahr 1987 der 126 BIS mit praktischer Heckklappe und umlegbaren Rücksitzen. Ein liegend eingebauter, wassergekühlter Motor schaffte Platz für den zusätzlichen Gepäckraum unter der großen Ladeluke. Den inzwischen hochbetagten Designer Dante Giacosa freute es, dass sein "Kind" noch immer Potential für Evolutionen bot.

Allerdings wurde die Produktion des 126 BIS nur vier Jahre später wieder eingestellt, da der modernisierte Zweizylinder zur Überhitzung neigte. Außerdem machte der 1991 lancierte, bahnbrechend moderne Cinquecento den 126 BIS in Westeuropa nun endgültig obsolet.

In Osteuropa lebt die Erinnerung weiter

Nicht so im Rest des Fiat-Kleinwagen-Kosmos. Die Produktion des polnischen Maluch in bewährter Karosserieform lief nämlich weiter. Nach einem letzten Facelift mit Teilen aus dem Cinquecento firmierte der Fiat ab 1994 unter dem Code 126 EL, drei Jahre später spendierten ihm die Polen noch einen geregelten Drei-Wege-Katalysator. Kein Wunder, dass die Erinnerung an Nummer 126 in Osteuropa bis heute besonders lebendig ist.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur SP-X
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