Facebook sperrt Analyse-Firma von Trumps Wahlkampf aus

Dass Donald Trump die US-PrΓ€sidentenwahl auch dank der Hilfe von Datenanalysten gewann, war bereits bekannt. Jetzt geht Facebook gegen die Firma vor, die ihm dabei geholfen haben soll.
Facebook hat die Datenanalyse-Firma, der eine wichtige Rolle beim Wahlsieg von Donald Trump nachgesagt wird, ausgesperrt. Cambridge Analytica und ihre Dachgesellschaft SCL hΓ€tten entgegen frΓΌheren Zusicherungen bis 2015 gesammelte Informationen ΓΌber Facebook-Nutzer nicht gelΓΆscht, erklΓ€rte das Online-Netzwerk zur BegrΓΌndung. Cambridge Analytica soll der Trump-Kampagne entscheidend dabei geholfen haben, mit als Werbung geschalteten gezielten Botschaften bei Facebook seine AnhΓ€nger zu mobilisieren und zugleich potenzielle WΓ€hler der Gegenkandidatin Hillary Clinton vom Urnengang abzubringen.
"New York Times": 50 Millionen Nutzer betroffen
Γber das AusmaΓ des Datenzugriffs gibt es jedoch unterschiedliche Angaben. Das "New York Times" berichtete am Wochenende unter Berufung auf frΓΌhere Mitarbeiter von Cambridge Analytica, die Firma habe Zugriff auf Daten von mehr als 50 Millionen Facebook-Mitgliedern ohne deren Zustimmung erhalten. Aus den ErklΓ€rungen von Facebook geht hervor, dass allerdings beim absoluten GroΓteil dieser Nutzer nur Grund-Informationen zum Profil zugΓ€nglich gewesen seien.
Embed
Vertieftes Wissen erhielt Cambridge Analytica laut Facebook aber ΓΌber Menschen, die eine die 270.000 Mal heruntergeladene Umfragen-App ausfΓΌllten. Die scheinbar harmlose Umfrage mit dem Namen "thisisyoudigitallife" versprach Nutzern einen PersΓΆnlichkeitstest. Ihr Initiator, Professor Alexandr Kogan von der Cambridge-UniversitΓ€t, habe dafΓΌr von den Nutzern die Erlaubnis zum Zugriff auf ihre Informationen erhalten. Dann habe aber Kogan "uns belogen" und Daten an Cambridge Analytica und SCL sowie den Datenanalytiker Christopher Wylie weitergegeben, erklΓ€rte Facebook.
Facebook macht keine Angaben ΓΌber Betroffene
ZusΓ€tzlich zu den Informationen der Nutzer, die direkt an der Umfrage teilnahmen, bekam die App eingeschrΓ€nkten Zugang zu Profildaten ihrer Facebook-Freunde, die entsprechend lockere Datenschutz-Einstellungen haben, erklΓ€rte das Online-Netzwerk. Das ist in solchen FΓ€llen bei Online-Plattformen oft ΓΌblich und kΓΆnnte die Zahl von Millionen in Mitleidenschaft gezogenen Mitgliedern erklΓ€ren. Es wΓ€ren aber deutlich weniger wertvolle Informationen. Facebook machte seinerseits keine Angaben zur Gesamtzahl der betroffenen Nutzer.
Der 28-jΓ€hrige Christopher Wylie tritt jetzt als Whistleblower auf und legte Informationen zur Zusammenarbeit mit Cambridge Analytica unter anderem der "New York Times" und der britischen Zeitung "Guardian" offen. Wylies Unterlagen enthΓΌllen eine noch tiefere Verstrickung von Cambridge Analytica in den Wahlkampf als bisher bekannt: So habe die Firma Wikileaks Hilfe bei der Verbreitung der gestohlenen E-Mails von Hillary Clinton angeboten. Sie waren nach Erkenntnissen westlicher SicherheitsbehΓΆrden von russischen Hackern gestohlen worden und ihre VerΓΆffentlichung trug mit dazu bei, dass Trump die US-PrΓ€sidentenwahl im November 2016 gewann.
- Nachrichtenagentur dpa