Facebook wusste angeblich seit 2014 von Russland-Einfluss

Das soziale Netzwerk Facebook kommt nicht zur Ruhe. Eine Krise jagt die nΓ€chste. Nun wird dem Unternehmen vorgeworfen, bereits vor vier Jahren von den russischen Manipulationen im US-Wahlkampf gewusst zu haben.
Facebook hat angeblich schon vor vier Jahren von Manipulationen Russlands bei dem Online-Netzwerk gewusst β also lange vor Bekanntwerden der VorwΓΌrfe zur russischen Einmischung in den US-PrΓ€sidentschaftswahlkampf 2016. In einem Untersuchungsausschuss des britischen Parlaments zu Falschnachrichten und Fehlinformationen wurde der Facebook-Lobbyist Richard Allan am Dienstag mit dem Verdacht konfrontiert, das Unternehmen habe 2014 Hinweise erhalten, wonach Russland Daten auf der Plattform anzapfe.
Der Ausschussvorsitzende Damian Collins zitierte bei der AnhΓΆrung aus internen Facebook-E-Mails, die das Parlament von der US-Software-Firma Six4Three beschlagnahmt hatte. In einer der E-Mails hieΓ es demnach, ein Facebook-Techniker habe dem Unternehmen im Oktober 2014 mitgeteilt, dass von einer russischen IP-Adresse "drei Milliarden Datenpunkte pro Tag" angezapft wΓΌrden.
"Bestenfalls parteiisch"
Die Frage sei, ob diese Information weitergegeben wurde β oder ob sie unter Verschluss gehalten wurde, "wie es so oft zu sein scheint", sagte Collins. Allan antwortete, die vorliegenden Informationen seien "bestenfalls parteiisch und schlimmstenfalls irrefΓΌhrend". Die E-Mails seien "unverifizierte parteiische Darstellungen".
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Die US-Zeitung "New York Times" hatte vergangene Woche Ergebnisse einer investigativen Recherche verΓΆffentlicht, wonach Facebook die Γffentlichkeit ΓΌber seine Erkenntnisse ΓΌber die Einmischung Russlands in den US-PrΓ€sidentschaftswahlkampf tΓ€uschte. Das Unternehmen habe eine PR-Firma engagiert, um Falschinformationen ΓΌber Firmen aus dem Silicon Valley zu verbreiten und so von seinen eigenen Fehlern abzulenken.
Umgang mit Datenschutz sei "skandalΓΆs"
Allan ist bei Facebook VizeprΓ€sident fΓΌr politische Fragen. Er vertrat bei der AnhΓΆrung Facebook-Chef Mark Zuckerberg, der ein persΓΆnliches Erscheinen trotz wiederholter Anfragen abgelehnt hatte. An der AnhΓΆrung nahmen auch Parlamentarier anderer LΓ€nder teil, die sich an der Untersuchung beteiligen. Die franzΓΆsische Senatorin Catherine Morin-Desailly sagte, Facebooks Umgang mit Datenschutz sei "skandalΓΆs".
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Facebook wurde in diesem Jahr von einer Reihe von Krisen beherrscht. So war im FrΓΌhjahr ans Licht gekommen, dass die Daten von rund 87 Millionen Nutzern des Netzwerks bei der britischen Firma Cambridge Analytica gelandet und von ihr unerlaubt fΓΌr den Wahlkampf des heutigen US-PrΓ€sidenten Donald Trump benutzt worden waren. Der Ruf des Konzerns litt auch infolge des Missbrauchs seiner Plattform durch mutmaΓlich russische Akteure, die den US-Wahlkampf 2016 zugunsten des jetzigen PrΓ€sidenten Donald Trump beeinflusst hatten.
- Nachrichtenagentur AFP