t-online - Nachrichten für Deutschland
t-online - Nachrichten für Deutschland
Such IconE-Mail IconMenü Icon



HomeWirtschaft & FinanzenRatgeberVerbraucher

EZB-Zinsentscheid: Die Auswirkungen auf Girokonto, Tagesgeld, Bauzinsen


EZB-Entscheid
Das bedeutet die Zinserhöhung für Sparer und Bauherren


Aktualisiert am 15.06.2023Lesedauer: 4 Min.
Nachrichten
Wir sind t-online

Mehr als 150 Journalistinnen und Journalisten berichten rund um die Uhr für Sie über das Geschehen in Deutschland und der Welt.

Zum journalistischen Leitbild von t-online.
Neubaugebiet in Mecklenburg-Vorpommern (Symbolbild): Die erneute Leitzinserhöhung ändert wenig an den Zinsen für Baufinanzierungen.Vergrößern des Bildes
Neubaugebiet in Mecklenburg-Vorpommern (Symbolbild): Die erneute Leitzinserhöhung ändert wenig an den Zinsen für Baufinanzierungen. (Quelle: Jens Büttner/dpa)

Zum achten Mal in Folge hat die Europäische Zentralbank die Leitzinsen angehoben. Wir erklären, welche Auswirkungen das auf Ihr Konto hat.

Der Kampf gegen die Inflation geht weiter: Wie schon im Mai erhöht die Europäische Zentralbank (EZB) die Leitzinsen im Euroraum um 0,25 Prozentpunkte (mehr dazu hier). Es ist der achte Zinsschritt in Folge nach der langen Nullzinsphase bis Juli 2022. t-online erklärt, was die Leitzinsen überhaupt sind und was die Erhöhung für Sparguthaben und Kredite bedeutet.

Was sind die Leitzinsen?

Die Leitzinsen der EZB bestimmen, zu welchen Bedingungen sich Geschäftsbanken bei den Noten- und Zentralbanken entweder Geld beschaffen oder als Guthaben anlegen können. Und das wiederum entscheidet darüber, wie hoch die Zinsen für Sparer und Kreditnehmer in der Eurozone ausfallen.

Drei Zinssätze sind dabei wichtig: der Hauptrefinanzierungszins, der Einlagenzins und der Spitzenrefinanzierungszins. Spricht man von "dem Leitzins" ist in der Regel der Hauptrefinanzierungszinssatz gemeint, zu dem sich Kreditinstitute Geld von der Zentralbank leihen. Steigt er, wird es für die Banken teurer, an Geld zu kommen, und damit auch für Schuldner, die einen Kredit bei den Geschäftsbanken aufnehmen.

Jahrelang verharrte dieser Leitzins im Euroraum bei null Prozent, 2022 kam dann die Zinswende. So stieg der Hauptrefinanzierungszins zuletzt Mitte Mai 2023 auf 3,75 Prozent, künftig liegt er dann um 0,25 Prozentpunkte höher bei 4 Prozent.

Ebenso wichtig ist der Einlagenzinssatz, zu dem Banken und Sparkassen überschüssiges Geld über Nacht bei der Notenbank parken können, also kurzfristig anlegen. Steigt er, bekommen die Banken dafür mehr Geld.

Anders als der Hauptrefinanzierungszins lag der Einlagenzins zeitweise nicht nur bei null, sondern war sogar negativ. Statt Zinsen für ihr Guthaben bei der Zentralbank zu bekommen, mussten Geschäftsbanken dafür Gebühren zahlen. Seit September 2022 ist damit Schluss: Der Einlagenzins stieg damals auf 0,75 Prozent, nach dem jetzigen EZB-Entscheid liegt er bald bei 3,5 Prozent.

Gut zu wissen

Der dritte wichtige Leitzins, der Spitzenrefinanzierungszins, gibt an, zu welchen Konditionen sich Banken kurzfristig über Nacht Geld bei der Zentralbank besorgen können. Mehr zu den verschiedenen Leitzinsen lesen Sie hier.

Was bedeutet die Zinserhöhung für Sparguthaben?

Für Sparer sind steigende Zinsen eine gute Nachricht. Seit Monaten steigen die Guthabenzinsen für Erspartes bei vielen Banken, Negativzinsen gibt es nicht mehr. Bei bundesweit verfügbaren Tagesgeldanlagen ist der Durchschnittszins inzwischen erstmals seit Jahren wieder über die 1-Prozent-Marke geklettert. Mehrere Institute bieten sogar Tagesgeldzinsen über 3 Prozent.

Allerdings gibt es immer noch Banken und Sparkassen, die trotz Leitzinserhöhung gar keine Zinsen zahlen. Das trifft vor allem Kunden von Regionalbanken. Die vollständige Liste finden Sie hier.

Und: Die steigenden Zinsen können die Inflation derzeit noch nicht auffangen. "Nach wie vor ist der Realzins sicherer Anlageprodukte wie Tages- und Festgeld negativ", sagt Verivox-Geschäftsführer Oliver Maier. "Selbst bei den Top-Angeboten im Markt gleichen die Zinsen, die Anleger für ihre Ersparnisse erhalten, die laufende Teuerung nicht aus." Lediglich begrenzen könne man den Schaden, indem man zum besten Angebot wechsle.

Werden Kredite jetzt teurer?

Ja. Das ist die Kehrseite der Zinserhöhung. Kreditnehmer müssen sich auf weiter steigende Kosten gefasst machen, da sich die Banken das Geld, das sie selbst für ihre Kredite bei der Zentralbank zahlen, von ihren Kunden zurückholen.

Bereits in den vergangenen Monaten ist die Finanzierung teurer geworden. So zeigt die Zinsstatistik der Deutschen Bundesbank, dass die durchschnittlichen Zinssätze von Konsumentenkrediten seit April 2022 kontinuierlich gestiegen sind – auf zuletzt 8,09 Prozent im April 2023.

Allerdings deuten Ergebnisse einer Banken-Umfrage des Kreditvergleichsportals Smava darauf hin, dass die Zinsen in den kommenden drei Monaten weniger stark steigen und die Unterschiede zwischen den Angeboten der Institute größer werden könnten.

So geht mehr als ein Drittel der befragten Banken davon aus, dass sie den Zinssatz ihrer Konsumentenkredite in den kommenden drei Monaten konstant halten werden, etwas mehr als die Hälfte wird ihn voraussichtlich erhöhen. Es empfiehlt sich daher, die Angebote möglichst vieler Banken zu vergleichen.

"Wer einfach zu einer Bank geht, zahlt im Schnitt rund 8 Prozent Zinsen. Es gibt aber nach wie vor auch Kredite mit Zinssätzen zwischen 5 und 6 Prozent und auch deutlich darunter", sagt Smava-Geschäftsführer Alexander Artopé. "Je nach Kredit können dadurch mehrere Hundert oder Tausend Euro mehr oder weniger fällig werden."

Auch wer sein Konto überzieht, ist von der Leitzinserhöhung betroffen. Einer Auswertung der Stiftung Warentest zufolge zahlten Bankkunden im Dispo zuletzt im Schnitt 11,22 Prozent Zinsen. Höhere Leitzinsen verteuern die ohnehin kostspielige Kontoüberziehung noch weiter. Im Mai überzog fast jeder zehnte Erwachsene in Deutschland sein Konto, mehr als jeder Zweite von ihnen lag mit über 1.000 Euro im Minus.

Was sollten Bauherren beachten?

Für angehende Eigentümer bleibt die Lage weiter volatil. "Die Märkte reagieren sensibel auf aktuelle Daten zu Wirtschaft und Inflation, und Zinsschwankungen von bis zu 0,3 Prozentpunkten innerhalb weniger Tage sind keine Seltenheit", sagt Michael Neumann, Vorstandsvorsitzender und Zinsexperte des Baufinanzierungsvermittlers Dr. Klein. Daran ändere auch der erneute Anstieg der Leitzinsen nichts.

Kaufinteressenten rät er, jetzt zuzuschlagen: "Wenn die passende Immobilie gefunden und finanzierbar ist, ist jetzt ein guter Zeitpunkt für den Kauf. Die Immobilienpreise haben sich zuletzt stabilisiert und auf absehbare Zeit wird es keine deutlichen Zinsrückgänge geben." Allerdings passten die Banken ihre Konditionen sehr unterschiedlich an, die günstigste Variante könne sich schnell ändern. Die eine oder andere Zinsdelle könne man also erwischen.

Im Schnitt schwankten die Zinsen für eine Baufinanzierung mit zehnjähriger Zinsbindung in den vergangenen sechs Monaten zwischen 3,5 und 4 Prozent pro Jahr. Im kommenden Halbjahr dürften die bestmöglichen Zinssätze voraussichtlich zwischen 3 und 3,5 Prozent liegen.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • bundesbank.de: "EZB Zinssätze"
  • Pressemitteilung von Verivox
  • Pressemitteilung von Check24
  • Pressemitteilung von Smava
  • Pressemitteilung von Dr. Klein
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...



TelekomCo2 Neutrale Website