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Was passiert bei einem Börsencrash? Tipps für Anleger


Finanzmarkt in der Krise
Wie kommt es zu einem Börsencrash und was sind die Folgen?


Aktualisiert am 09.07.2021Lesedauer: 7 Min.
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Für diesen Beitrag haben wir alle relevanten Fakten sorgfältig recherchiert. Eine Beeinflussung durch Dritte findet nicht statt.

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Ein Geschäftsmann vor einer Grafik mit fallenden Kursen (Symbolbild): Ein Börsencrash hat auch Folgen für Nichtaktionäre.Vergrößern des Bildes
Ein Geschäftsmann vor einer Grafik mit fallenden Kursen (Symbolbild): Ein Börsencrash hat auch Folgen für Nichtaktionäre. (Quelle: Rawpixel/Thinkstock by Getty-Images-bilder)

Seit es Börsen gibt, schwanken die Aktienkurse. Manchmal ist ein Absturz aber so drastisch, dass man von einem Crash spricht. Warum passiert so etwas – und wie können sich Anleger rüsten?

Ob schwarzer Freitag, Finanz- oder Corona-Krise – im Crash regiert die Panik. Schlimmstenfalls wird dadurch eine Abwärtsspirale ausgelöst. Dramatische Kursabstürze führen oft geradewegs in die Wirtschaftskrise, bei Staaten insgesamt, aber auch bei Anlegern. Dabei könnten gerade letztere es eigentlich besser wissen.

Wir zeigen, wie Sie sich am besten auf einen Börsencrash vorbereiten, was zu tun ist, wenn Sie mittendrin stecken – und was eigentlich genau darunter zu verstehen ist.

Was ist ein Börsencrash?

Unter einem Börsencrash – zu Deutsch auch Börsenkrach – versteht man einen extremen Kurseinbruch an der Börse, der einige Tage, aber auch mehrere Wochen dauern kann. Typisch sind in dieser Zeit panikartige Verkäufe, die den Absturz der Kurse noch verstärken. Das unterscheidet einen Börsencrash von der sogenannten Baisse, in der Kurse zwar auch sinken, aber weniger schnell und plötzlich als beim Crash.

Ein Börsenkrach kann vor allem nach unerwarteten negativen Ereignissen auftreten – wie etwa der Insolvenz der Investmentbank Lehman Brothers 2008 oder dem Ausbruch der Corona-Pandemie 2020. Möglich ist auch, dass das Ende einer Spekulationsblase einen Crash auslöst. So nennen Ökonomen eine Lage, in der zum Beispiel mit Aktien oder Immobilien, aber auch mit Rohstoffen hohe Umsätze gemacht werden – jedoch zu letztlich übertriebenen Preisen.

Die Preise steigen dann nicht mehr aufgrund des Werts von Gütern oder Vermögensgegenständen, sondern wegen der Erwartungen, die Investoren an sie haben. Ein prominentes Beispiel für eine solche Blase ist die Tulpenmanie Anfang des 17. Jahrhunderts. Sie gilt als erste Spekulationsblase überhaupt in der Wirtschaftsgeschichte, die einen Börsencrash ausgelöst hat.

Tulpen als Spekulationsobjekt

Damals waren wohlhabende Niederländer verrückt nach den gerade neu aufgekommenen Blumen; sie galten als Liebhaberobjekte, die besitzen musste, wer etwas auf sich hielt. Andere witterten das große Geld und investierten in Tulpenzwiebeln, um die Blumen später mit Gewinn zu verkaufen. Doch die Idee sprach sich herum, der Preis für die Zwiebeln stieg rasant – bis er schließlich so hoch war, dass es den Leuten dämmerte, dass Tulpen keinesfalls so wertvoll sein konnten.

Also kauften sie sie nicht mehr zu diesen überteuerten Preisen. Und die Verkäufer gaben die Blumen schließlich für viel weniger Geld her, als sie selbst für die Zwiebeln gezahlt hatten. Die Blase war geplatzt.

Welche Folgen hat ein Börsencrash?

Oft rauscht nach einem Börsencrash auch die so genannte Realwirtschaft in den Keller, also die tatsächliche Wirtschaftsleistung eines Landes, gemessen am Bruttoinlandsprodukt. Zunächst folgt dabei oft Rezession. Per Definition ist damit ein Abschwung der Wirtschaft über zwei Quartale in Folge gemeint.

Dieser führt früher oder später zu einem Tiefstand, auch Konjunkturtief genannt. Bleibt dieses Tief über einen langen Zeitraum bestehen, spricht man von einer Depression.

Üblicherweise läuft die Abwärtsspirale heutzutage so: Weil Anleger in Panik geraten, verkaufen sie aus Angst vor größeren Verlusten massenweise Aktien, sodass die Wertpapierpreise fallen. Daraufhin sind die Aktienbestände von Banken weniger wert. Aus Angst vor finanziellen Engpässen fangen sie deshalb an, Geld zu horten.

Ihre Furcht: Womöglich kommen nun besorgte Sparer auf die Idee, ihre Konten leer zu räumen. Und da es sich bei Bankguthaben nicht um echtes Geld, sondern nur um Versprechen auf die Auszahlung von Geld handelt, kann es passieren, dass die Banken nicht genug Bargeld vorrätig haben, wenn zu viele Menschen auf einmal bei einem solchen "Bankenansturm" Geld abheben wollen.

Also geizen die Banken vorsichtshalber mit Krediten. Das führt aber dazu, dass Unternehmen weniger investieren können, Mitarbeiter entlassen müssen oder gar pleite gehen. Auch Privatleute halten nun lieber ihr Geld beisammen. Die Krise ist perfekt.

Kann man einen Crash zuverlässig vorhersagen?

Nein. Auch wenn einen das diverse "Crash-Propheten" glauben machen wollen. Niemand kann mit Sicherheit vorhersagen, wann der nächste Crash ansteht. Sicher ist nur, dass er kommt. Prognosen, die etwas anderes behaupten, sind nichts weiter als Maschen, um bestimmte Finanzprodukte zu verkaufen.

Wüsste man hingegen zuverlässig den Zeitpunkt des nächsten Kurssturzes, könnten Sie als Anleger komplett ohne Risiko an der Börse investieren. Da es so aber nicht läuft, sollten Sie selbst dafür sorgen, dass Sie Ihr Risiko reduzieren. Mehr dazu im nächsten Abschnitt.

Wie macht man ein Depot krisenfest?

Grundsätzlich gilt: Es gibt kein Depot, dem ein Crash – zumindest kurzfristig – nichts anhaben kann. Die gute Nachricht ist aber: Die Verluste sind zunächst nur virtuell. Erst wenn Sie ihre Wertpapiere bei zu niedrigen Preisen verkaufen, haben Sie wirklich Geld verloren. Und dass Sie verkaufen, wird wahrscheinlicher, wenn Sie mit Ihrem Depot mehr Risiko eingegangen sind, als Sie ertragen können.

Als Anleger sind Sie deshalb gut beraten, Ihr Portfolio – also die Gesamtheit Ihrer Vermögenswerte – so zusammenzustellen, dass sie nicht alles auf eine Karte setzen. Besser ist es, das Risiko breit zu streuen – über verschiedene Anlageklassen wie Aktien, Tagesgeld oder Immobilien sowie Unternehmen, Branchen und Länder hinweg. Denn in der Regel sind nicht alle Anlageformen gleichermaßen von einem Crash betroffen. Auch in der Krise gibt es Gewinner.

Eine gute Möglichkeit, das Risiko breit zu streuen, haben Sie mit einem Sparplan auf einen Indexfonds, kurz ETF ("Exchange Traded Fund") genannt. ETFs sind spezielle Fonds, bei denen ein Computeralgorithmus einen Index wie zum Beispiel den weltweiten MSCI World nachbildet. Wer in den vergangenen Jahrzehnten beliebige 15 Jahre in diesen internationalen Aktienindex investiert war, konnte unter dem Strich keinen Verlust machen.

Mögliche ETFs auf den MSCI World sind:

Was sollten Anleger in der Krise tun?

Zunächst einmal: Ruhe bewahren. Wenn Sie eine langfristige Strategie fahren und Ihr Risiko breit gestreut haben, können Sie sich entspannt zurücklehnen. Ihnen war schließlich bewusst, dass Krisen kommen würden. Nun müssen Sie sie nur noch aussitzen.

Legen Sie Ihr Geld zum Beispiel mit einem ETF-Sparplan an, können Sie sich sogar freuen: Denn Sie erhalten für Ihren monatlichen Sparbetrag ganz automatisch mehr Anteile, weil die Kurse gefallen sind. Sobald sich die Lage wieder erholt, helfen Ihnen diese zusätzlichen Anteile, Ihr Vermögen noch stärker zu vermehren.

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Die Krise ist also auch eine Chance für Anleger. Wer bisher noch gar nicht an der Börse investiert war, kann in der Krise günstig einsteigen. Aber Vorsicht: Legen Sie keinesfalls blind los, sondern eignen Sie sich zunächst Wissen an und überlegen Sie sich eine langfristige Strategie. Nur so können Sie sicher gehen, dass Sie auch verstehen, was Sie kaufen, und dass Sie nicht bei der nächsten Krise in Panik geraten.

Wie kam es zum Börsencrash 1929?

Das Ende der Goldenen Zwanziger kam plötzlich – und ging in die Geschichte ein als bekanntester Börsencrash aller Zeiten. Der schwarze Freitag – in den USA der schwarze Donnerstag – leitete Ende Oktober 1929 die Weltwirtschaftskrise ein, die auch als Great Depression (zu Deutsch: große Depression) bezeichnet wird.

Der Crash geschah nach dem üblichen Muster: Nach Jahren der Zugewinne verzeichnete der amerikanische Leitindex Dow Jones plötzlich starke Rückgänge. Anleger gerieten in Panik, versuchten fast gleichzeitig, ihre Wertpapiere loszuwerden, was den Kurssturz weiter anheizte. Doch was war eigentlich der Auslöser für das erste abrupte Absacken des Dow Jones?

Die Erklärungen variieren je nach wirtschaftswissenschaftlicher Schule. Sicher ist allerdings, dass sich viele Amerikaner in den 1920er-Jahren Konsumgüter auf Pump leisteten. Aber nicht nur das: Auch an der Börse investierten sie Geld, das sie nicht hatten. Angelockt durch die wegen ihres eigenen starken Konsums steigenden Kurse witterten viele Leute das schnelle Geld – und finanzierten ihre Wertpapiere über Kredite zu extrem hohen Zinsen. Immer in der Hoffnung, dass die Wette schon aufgehen würde. Sie tat es nicht.

Wer Geld einsetzt, das gar nicht sein eigenes ist, gerät schneller in Panik. So verkauften die Anleger schließlich Aktien für ein oder zwei US-Dollar, die wenige Wochen zuvor noch das Hundertfache wert gewesen waren.

Die Folgen: Kredite konnten nicht mehr bedient werden, Banken gingen pleite, das Vertrauen ins Finanzsystem ging verloren, Unternehmen produzierten weniger, Kunden konsumierten weniger. Ein Teufelskreis, von dem sich die Wirtschaft erst viele Jahre später erholte.

Wie kam es zur Finanzkrise 2008?

Hier kamen mehrere Probleme zusammen. Zum einen flüchteten viele Investoren in riskante Anlagen, weil die Zinsen Anfang der 2000er-Jahre niedrig waren. Zum anderen nutzten vor allem Amerikaner den niedrigen Zinssatz, um den Kauf von Immobilien zu finanzieren. Die Banken vergaben Kredite sogar an Menschen mit einer eigentlich zu geringen Bonität.

Dafür erfanden sie sogenannte "subprime loans", zweitklassige Darlehen mit variablem Zins. Als Sicherheiten mussten die Kreditnehmer Wertpapiere hinterlegen, die durch Hypotheken abgesichert waren. Doch dann hob die US-Notenbank den Leitzins an.

Daraufhin stieg auch der Zins der "subprime loans" – und zwar so hoch, dass viele Amerikaner die Kredite nicht mehr zurückzahlen konnten. In der Folge mussten sie auch die Häuser wieder verkaufen. Die Preise für Immobilien gingen in den Keller und die mit Hypotheken gesicherten Wertpapiere wurden herabgestuft, wodurch sie an Wert verloren.

Im September 2008 führte diese geplatzte Immobilienblase zum Kollaps der Investmentbank Lehman Brothers – ein unerwartetes negatives Ereignis, dass die Börsen endgültig zusammenbrechen ließ. Weltweit fielen Staaten in die Rezession, worauf eine Schuldenkrise folgte, die sogar den Euro in Gefahr brachte.

Sämtliche Artikel erarbeiten t-online und seine Autoren und Kolumnisten mit journalistischer Sorgfalt. t-online weist darauf hin, dass die Texte keine Beratung ersetzen und insbesondere keine Anlageberatung oder Empfehlung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren darstellen.

Verwendete Quellen
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