BYD-Aktie bricht ein Was hinter dem vermeintlichen Kurssturz steckt

Ein Minus von zwei Dritteln? Was wie ein Crash aussieht, ist in Wahrheit Teil eines größeren Plans: Der Konzern denkt langfristig – und greift weiter nach der Weltspitze.
Wer am Dienstagmorgen auf den Aktienkurs des chinesischen Konzerns BYD blickte, war erstaunt: Der Kurs der Aktie fiel in Hongkong von etwa 400 Hongkong-Dollar (44,71 Euro) auf rund 133 Hongkong-Dollar (14,87 Euro) – ein Rückgang von mehr als 66 Prozent. Doch dieser massive Einbruch ist keine Folge wirtschaftlicher Probleme, sondern hat buchhalterische Gründe.
Der Kursrückgang ist das Ergebnis eines Aktiensplits, kombiniert mit einer Dividendenausschüttung. Splitbereinigt legte der Kurs sogar um über vier Prozent zu – es war also eigentlich ein erfolgreicher Tag für den Konzern und seine Anleger.
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Aktiensplit stärkt die Bilanz
Was steckt dahinter? Auf der Hauptversammlung am Freitag hatte BYD einen ungewöhnlichen Gewinnverteilungs- und Kapitalisierungsplan verabschiedet. Für je zehn alte Aktien erhielten Anleger acht Bonusaktien sowie zwölf Kapitalisierungsaktien. Die Folge: Die Anzahl der Aktien verdreifachte sich, was einem Split im Verhältnis 10:30 entspricht.
Doch BYD geht weiter als bei einem klassischen Split. Das Unternehmen nutzt Gewinnrücklagen und Kapitalreserven, um neues Grundkapital zu schaffen. Damit erhöht sich die Eigenkapitalbasis deutlich – von rund 3,04 Milliarden auf über 9,12 Milliarden Aktien.
Damit verfolgt das Unternehmen mehrere Ziele:
- Die Bilanzstruktur soll sich dadurch verbessern, BYD wird finanziell unabhängiger.
- Die Bonität bei Kreditgebern steigt.
- Kleinanlegern fällt der Einstieg leichter, da die Aktie optisch günstiger wirkt.
- Höhere Liquidität könnte langfristig die Kursentwicklung beflügeln.
Neue Dividendenpolitik: Signal an Investoren
Zusätzlich zum Split kündigte BYD eine Dividende von rund 43 Hongkong-Dollar je zehn Altaktien an. Umgerechnet entspricht das zum aktuellen Währungsverhältnis 4,81 Euro und einer Rendite von etwa 1,1 Prozent. Für einen Wachstumswert wie BYD ist das beachtlich – und ein klares Signal an Investoren: Der Konzern bleibt finanziell stark und aktionärsfreundlich.
Vom Batteriehersteller zum globalen Autogiganten
BYD steht nicht ohne Grund im Fokus. Seit seiner Gründung 1995 als Batterieproduzent in Shenzhen hat sich das Unternehmen zum weltweit führenden Hersteller von Elektroautos entwickelt.
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Im Jahr 2024 verkaufte BYD rund 4,27 Millionen Fahrzeuge – mehr als Mercedes, BMW oder Ford. Das Erfolgsrezept: vertikale Integration. Akkus, Chips, Motoren und Software entstehen im eigenen Haus. Das macht den Konzern unabhängig von Lieferkettenproblemen – ein entscheidender Vorteil in Krisenzeiten.
Expansion in Europa: schnell, strategisch und effizient
BYD denkt global und handelt lokal. Der Markteintritt in Europa erfolgte gezielt über kleinere Märkte wie Norwegen oder die Niederlande. Inzwischen verkauft BYD Fahrzeuge in fast allen großen Ländern Europas – insbesondere in Deutschland, Frankreich und Schweden wächst der Absatz.
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Während westliche Autobauer mit Preisdruck und Umstrukturierungen kämpfen, glänzt BYD mit Effizienz. Zwischen 2019 und 2024 steigerte der Konzern seine operative Marge von 1,8 Prozent auf 6,5 Prozent. Der Grund: Skaleneffekte, eigene Entwicklung und starke Innovationskraft. BYD investiert massiv in Forschung und Entwicklung, wo es seine Ausgaben seit 2017 mehr als verzwölffachte.
Ein weiterer Meilenstein: 2025 geht eine neue BYD-Fabrik in Ungarn an den Start, mit einer Kapazität von 150.000 Fahrzeugen pro Jahr. Damit wird BYD vom Importeur zum echten europäischen Produzenten.
Erfolgreich im Markt – doch der Gegenwind wächst
Trotz aller Erfolge steht BYD zunehmend unter Beobachtung. Im Mai 2025 löste der Konzern mit hohen Rabatten von bis zu 34 Prozent eine neue Runde im chinesischen Preiskrieg aus. Staatliche Stellen reagierten prompt: Das Industrieministerium forderte die Hersteller zur Selbstregulierung auf – Autos unter Produktionskosten zu verkaufen, sei nicht länger hinnehmbar.
Auch kritisierte die Regierung die Praxis sogenannter Zero-Mileage-Autos: Fahrzeuge werden als verkauft gemeldet, obwohl sie in Wahrheit über Finanzierungsfirmen in den Gebrauchtwagenmarkt gedrückt werden. Medien und Branchenverbände sprechen von einem "Teufelskreis aus Preisdruck und Bilanztricks".
Zudem wächst die Sorge um BYDs tatsächliche Verschuldung. Das Analysehaus GMT Research schätzt die wahre Nettoverschuldung auf 45 Milliarden Dollar – offiziell sind nur 3,8 Milliarden ausgewiesen. Grund: verzögerte Zahlungen an Lieferanten, die wie kurzfristige Kredite wirken.
Fazit: Fundament stark – aber Herausforderungen bleiben
Der jüngste Kursrückgang der BYD-Aktie ist kein Grund zur Sorge, sondern Folge einer durchdachten Kapitalmaßnahme. Die Bilanz wurde gestärkt, Anleger profitieren von einer Dividende – und strategisch bleibt BYD auf Wachstumskurs.
Gleichzeitig wächst der Druck: Politische Risiken, Bilanzkritik und Preiskampf könnten die Dynamik bremsen. Doch mit seiner Innovationskraft, Effizienz und globalen Ausrichtung bleibt BYD ein zentraler Akteur im weltweiten E-Auto-Markt.
- finanzen.net: "BYD-Aktie optisch deutlich günstiger: Zuteilung von Bonusaktien an BYD-Aktionäre"
- deraktionaer.de: "BYD: Minus 66 Prozent – was ist hier los?"
- finance.yahoo.com: "China Warns BYD, Rivals to Self-Regulate on Price War Woes" (Englisch)
- wirtschaftsjournal.com: "BYD – Chinas E-Auto-Gigant greift in Europa an"
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