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CBD-Öl & Hanfprodukte: Was taugen sie – und wo liegen Risiken?


Cannabis als natürliches Heilmittel
Hanfprodukte: Was sie taugen und wo Risiken liegen

  • Ann-Kathrin Landzettel
Von Ann-Kathrin Landzettel

05.01.2023Lesedauer: 3 Min.
Qualitativ geprüfter Inhalt
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Bei Angststörungen oder Depressionen wird Cannabidiol häufig in Form von Öl verschrieben.Vergrößern des Bildes
Bei Angststörungen oder Depressionen soll Cannabidiol helfen. Es wird in form von Öl oder als Tropfen angeboten. (Quelle: Vanessa Nunes/Getty Images)

Hanfprodukte haben Einzug in die Regale von Supermärkten und Drogerien erhalten. Ihnen wird eine beruhigende und stressreduzierende Wirkung nachgesagt.

Von Hanfsamen als Protein-Quelle fürs Müsli, über Hanfblätter-Tee zur Entspannung bis hin zu CBD-Öl für einen besseren Schlaf: Die Produkte an Produkten mit Hanf als Zutat ist groß. Doch haben diese Produkte einen nachgewiesenen gesundheitlichen Nutzen? Und welche Risiken bergen sie? Eine Verbraucherschützerin erklärt, worauf Sie achten sollten.

Was ist das Besondere an Hanf?

Die Hanfpflanze, auch Cannabis genannt, ist eine der ältesten Nutz- und Heilpflanzen weltweit. Aus Nutzhanf werden beispielsweise Textilien hergestellt und Hanfsamen gewonnen, die unter anderem zu Mehl verarbeitet werden. Die Blätter von Nutzhanf werden für Tee verwendet.

Die Cannabispflanze enthält über 60 Cannabinoide. Am stärksten psychoaktiv wirkt das Canabinoid Tetrahydrocannabinol, kurz THC. Cannabidiol (CBD) ist am zweithäufigsten in der Cannabispflanze enthalten. CBD wird keine psychoaktive, wohl aber eine beruhigende Wirkung zugesprochen. Für die berauschende Wirkung ist die weibliche Pflanze bekannt: Sie enthält genug THC, um einen Rausch zu erzeugen. Allerdings ist nicht auszuschließen, dass auch Produkte aus Nutzhanf mit THC verunreinigt sind und unerwünschte Wirkungen verursachen.

Cannabis im Fokus der Medizin

Im medizinischen Bereich wird zu Cannabis viel geforscht. Aufgrund der beruhigenden Wirkung von CBD wird untersucht, ob sich der Wirkstoff als Behandlungsmittel eignet – zum Beispiel gegen Schmerzen oder bei psychischen Erkrankungen wie Depressionen, Angststörungen, Suchterkrankungen, Epilepsie oder Schizophrenie. Ob sich CBD als Medikament durchsetzt, ist unklar.

In Ausnahmefällen werden Patienten bereits mit medizinisch zugelassenem Cannabis behandelt. Voraussetzung ist, dass andere Behandlungen nicht zur Verfügung stehen oder nicht möglich sind. Hinweise auf eine Wirksamkeit gibt es unter anderem bei dauerhaften Schmerzen, Muskelkrämpfen bei multipler Sklerose sowie Übelkeit und Erbrechen infolge einer Chemotherapie. Allerdings brechen viele die Behandlung aufgrund von Nebenwirkungen wieder ab.

Trendpflanze Hanf – eine Grauzone

Seit 1999 ist in Deutschland die Nutzung von Hanf zu industriellen Zwecken (Nutzhanf) wieder erlaubt. "Dabei dürfen jedoch nur Cannabissorten verwendet werden, die einen THC-Gehalt von höchstens 0,2 Prozent aufweisen", sagt Carolin Groth, Ökotrophologin und Referentin Abteilung Lebensmittel und Ernährung der Verbraucherzentrale Hamburg e.V. (VZHH).

"Hanfsamen, gewonnen aus Nutzhanf, sind in der EU zugelassen und als Lebensmittel legal erhältlich. Eine Grauzone hingegen sind Produkte aus Extrakten von Hanfblüten, -blättern und -stielen. Diese haben in Deutschland keine Zulassung als Lebensmittel, da ein sicherer Gebrauch nicht gewährleistet werden kann. Sie dürften eigentlich nicht verkauft werden. Hersteller nutzen diverse Gesetzeslücken, um die Produkte dennoch in den Verkauf zu bringen."

Was versprechen CBD-Produkte?

Ein Beispiel für ein Hanfprodukt, das aus Hanfblüten gewonnen wird, ist der Hanf-Inhaltsstoff Cannabidiol (CBD). CBD wird aus den Blüten der Hanfplanze extrahiert. Ein beliebtes CBD-Produkt ist CBD-Öl, das hauptsächlich als Nahrungsergänzungsmittel (NEM) verkauft wird. CBD-Öl werden verschiedene Wirkungen nachgesagt. So soll es unter anderem entspannen, Ängste lindern, entzündungshemmend wirken, Regelschmerzen verbessern, beim Abnehmen helfen, Kopfschmerzen lindern und den Schlaf unterstützen. Es sind sogar Behauptungen in Umlauf, CBD könne vor dem neuartigen Coronavirus SARS-CoV-2 schützen.

"Wissenschaftlich nachgewiesen sind alle diese vermeintlichen Wirkungen bei Nahrungsergänzungsmitteln mit CBD nicht", sagt Groth. "Zudem ist bislang nicht bekannt, welche gesundheitlichen Folgen die Verwendung von CBD haben kann. Als gesundheitlich unbedenklich oder sicher können CBD-Produkte auf keinen Fall eingestuft werden.

Laut Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit sind CBD-haltige Produkte als Lebensmittel nicht verkehrsfähig, da ihnen die Zulassung als neuartiges Lebensmittel fehlt. Wir Verbraucherschützer raten von einem Verzehr ab – auch, weil immer wieder unerwünschte Wirkungen auftreten."

(Quelle: Verbraucherzentrale Hamburg (VZHH))

Carolin Groth ist Ökotrophologin und Referentin der Abteilung Lebensmittel und Ernährung der Verbraucherzentrale Hamburg e.V. (VZHH).

Welche Risiken birgt CBD-Öl?

Oral aufgenommen können höhere CBD-Dosen unter anderem zu Herzrasen, Übelkeit, Durchfall, Hautausschlägen, Schwindel, Benommenheit, innerer Unruhe, Schlaflosigkeit und Niedergeschlagenheit führen. Möglicherweise ist auch die Infekthäufigkeit nach Verwendung von CBD gesteigert. Auch Wechselwirkung mit Medikamenten sind möglich.

Laut der European Food Safety Authority (EFSA) gibt es bislang keine ausreichenden wissenschaftliche Daten über die Wirkungen von CBD auf die Leber, den Magen-Darm-Trakt, das endokrine System, das Nervensystem und das psychische Wohlbefinden von Menschen. Tierversuche zeigen schädliche Wirkungen, insbesondere auf die Fortpflanzung. Es wird geprüft, ob dies auch für Menschen gilt.

Verunreinigungen mit THC

Ebenso ist nicht auszuschließen, dass CBD-Öl THC-Verunreinigungen in gesundheitlich beeinträchtigenden Mengen enthält, was ebenfalls zu einer Vielzahl verschiedener Beschwerden führen kann. "Bei Kontrollen wurden in fast der Hälfte der CBD-Produkte erhöhte Werte – bis zum 10.000fachen – des psychoaktiven Tetrahydrocannabinol (THC) gefunden", sagt Groth.

"Unserer Ansicht nach ist es nicht akzeptabel, dass beispielsweise CBD-haltige Kaugummis, Bonbons, Gummibärchen oder Kekse im Verkauf sind, obwohl sie keine Zulassung haben und zudem gesundheitliche Risiken bergen können." Die Verbraucherzentralen raten dringend davon ab, CBD-Produkte einzunehmen, wenn aufgrund von Erkrankungen Medikamente verschrieben sind, eine Lebererkrankung vorliegt oder eine Schwangerschaft besteht.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
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