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Lipomatose – was hilft gegen die krankhaften Fettpolster?


Verdickungen im Fettgewebe
Lipomatose – was hilft gegen die krankhaften Fettpolster?

Von Lydia Klöckner

Aktualisiert am 30.06.2023Lesedauer: 5 Min.
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Für diesen Beitrag haben wir alle relevanten Fakten sorgfältig recherchiert. Eine Beeinflussung durch Dritte findet nicht statt.

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Übergewichtige Frau liegt traurig im BettVergrößern des Bildes
Eine Lipomatose kann körperlich und seelisch sehr belastend sein, insbesondere, wenn die Geschwulste ständig schmerzen. (Quelle: Halfpoint/Getty Images)

Bei einer Lipomatose bilden sich Fettgeschwulste an mehreren Körperstellen. Sie sind gutartig, können aber großen Leidensdruck verursachen. Was ist zu tun?

Wenn sich das Fettgewebe stellenweise stark vermehrt, entstehen sogenannte Lipome. Das sind gutartige Tumoren, die aus Fettzellen bestehen und sich deutlich vom üblichen Körperfett unterscheiden.

Einzelne Lipome treten meist als weiche, leicht verschiebbare Knubbel unter der Haut in Erscheinung, üblicherweise vor allem an Rumpf, Schulter, Nacken oder in den Achselhöhlen. In der Regel werden sie nur einige Zentimeter groß und bereiten meist keine Schmerzen.

Bei einer Lipomatose hingegen entwickeln sich viele Lipome an verschiedenen Körperstellen, wobei die einzelnen Geschwulste häufig größer werden, als es für einzelne Lipome typisch ist.

Die Lipomatose ist allerdings kein einheitliches Krankheitsbild. Vielmehr handelt es sich dabei um einen Überbegriff für verschiedene Erkrankungen. Dazu gehören insbesondere die sogenannte benigne (also gutartige) symmetrische Lipomatose, auch als Launois-Bensaude-Syndrom bekannt, sowie die Lipomatosis dolorosa.

So äußert sich eine gutartige symmetrische Lipomatose

Die gutartige symmetrische Lipomatose kommt am häufigsten vor. Warum und wie sie entsteht, ist nicht genau geklärt. Möglicherweise spielt die erbliche Veranlagung eine Rolle. Zudem scheint es einen Zusammenhang zu Alkoholkonsum und Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes und Übergewicht zu geben.

Ob und inwieweit der Konsum von Alkohol und die Erkrankungen zur Entstehung der Lipomatose beitragen, lässt sich aber noch nicht mit Gewissheit sagen, weil es dazu bislang an wissenschaftlichen Erkenntnissen mangelt.

Über das Erscheinungsbild und den Verlauf der gutartigen symmetrischen Lipomatose lässt sich hingegen einiges sagen. Fachleute unterteilen sie anhand der betroffenen Körperregionen in vier Typen:

  • Treten die Fettpolster an Hals, Nacken und Rücken auf, wird dies als Lipomatose vom Typ Madelung-Fetthals bezeichnet.
  • Zeigt sich die Lipomatose an Schultergürtel, Armen und Rumpf, sprechen Fachleute vom pseudoathletischen Typ.
  • Bei einer Lipomatose vom gynäkoiden Typ befinden sich die Fettansammlungen im Bereich des Beckengürtels.
  • Bilden sich die Fettansammlungen an Bauch, Rumpf sowie in inneren Organen, ist auch vom abdominellen (also den Bauchraum betreffenden) Typ die Rede.

Anders als einzeln auftretende Lipome, die von einer Kapsel aus Bindegewebe umschlossen sind und kugelig aussehen, haben die Fettansammlungen bei einer Lipomatose keine Hülle. Es handelt sich um diffuse Verdickungen, die beträchtliche Ausmaße annehmen und dann ernst zu nehmende Probleme hervorrufen können.

Denn auch wenn es sich bei den Fettpolstern nicht um bösartige Tumoren handelt, können sie in umgebendes Gewebe eindringen und die dort liegenden Gefäße, Nerven und/oder Muskeln beeinträchtigen und den Lymphfluss behindern. Darüber hinaus sind Hautfalten im Bereich der Fettansammlungen manchmal anfälliger für bakterielle Infektionen.

Welche Folgen noch möglich sind, hängt unter anderem von der betroffenen Körperregion ab. Eine Lipomatose im Halsbereich kann beispielsweise die Beweglichkeit einschränken und zu Schluckbeschwerden führen.

Lipomatosis dolorosa – die weitaus seltenere Lipomatose

Die Lipomatosis dolorosa ist sehr selten. Wie viele Menschen genau daran leiden, ist unklar, weil es dazu noch keine wissenschaftlichen Daten gibt. Fest steht, dass die Erkrankung hauptsächlich bei übergewichtigen Frauen zwischen 35 und 50 Jahren vorkommt.

Bei den Betroffenen entwickeln sich schmerzhafte Fettgeschwulste, und zwar meist an Rumpf, Gesäß, Oberarm- und Oberschenkelseiten, Knien und/oder Ellenbogen. Die Erkrankten erleben die Schmerzen oftmals als brennend oder drückend. Zudem sind die Geschwulste äußerst berührungsempfindlich, weshalb schon leichte Reize, etwa durch Kleidung oder Bettwäsche, starke Beschwerden hervorrufen können.

Hinzu kommen häufig noch verschiedene andere Symptome oder Begleiterkrankungen, die wohl mindestens zum Teil dem Leidensdruck durch die permanenten Schmerzen geschuldet sind – beispielsweise leichte Ermüdbarkeit und psychische Probleme bis hin zu Depressionen.

Lipomatose – was können Erkrankte tun?

Wer krankhafte Fettgeschwulste bei sich feststellt und eine Lipomatose als Ursache vermutet, sollte ärztlichen Rat einholen. Erste Anlaufstelle kann die Hausärztin beziehungsweise der Hausarzt oder auch eine Praxis für Dermatologie sein.

Die Ärztin oder der Arzt wird versuchen, den Grund für die Geschwulste zu ermitteln. Je nachdem, wie genau die Geschwulste aussehen und sich anfühlen, wo sie auftreten und über welche sonstigen Beschwerden die betroffene Person klagt, könnten noch andere Erkrankungen als Erklärung infrage kommen, beispielsweise Fettleibigkeit, ein Lipödem oder ein Liposarkom.

Ist es tatsächlich eine Lipomatose, gibt es verschiedene Behandlungsmöglichkeiten. Wenn die Geschwulste Beschwerden verursachen, wird die Ärztin oder der Arzt in der Regel dazu raten, sie zu entfernen beziehungsweise zu verkleinern. Das kann entweder durch eine Lipektomie, also durch chirurgische Schnitte ins Gewebe, oder im Rahmen einer Fettabsaugung (Liposuktion) geschehen.

Welches der beiden Verfahren am besten geeignet ist, wurde noch nicht ausreichend erforscht. Bisherigen Untersuchungen mangelt es an Aussagekraft, um daraus sichere Schlüsse ziehen zu können. Die Ergebnisse legen jedoch nahe, dass eine chirurgische Verringerung der Fettgeschwulste zu besseren Ergebnissen führt. Das Fettgewebe scheint sich durch die Lipektomie gründlicher beseitigen zu lassen als durch eine Liposuktion. Nichtsdestotrotz lässt sich durch die OP keine Heilung herbeiführen: Bei vielen Behandelten bilden sich innerhalb einiger Jahre erneut Fettgeschwulste.

Ob und wie sich dieses Risiko verringern lässt, ist ebenfalls noch nicht geklärt. Ist die betroffene Person an einer (gutartigen symmetrischen) Lipomatose erkrankt, wird die Ärztin oder der Arzt ihr möglicherweise empfehlen, auf Alkohol zu verzichten. Das erscheint sinnvoll, da diese Form der Lipomatose wahrscheinlich mit hohem Alkoholkonsum zusammenhängt. Zudem birgt ein Übermaß an Alkohol ohnehin viele gesundheitliche Gefahren. Wie sich der Verzicht auf den Verlauf der Lipomatose auswirkt, lässt sich jedoch nicht mit Sicherheit sagen.

Im Falle einer Lipomatosis dolorosa kommt zur Therapie ebenfalls ein chirurgischer Eingriff infrage. Wie gut die Chancen auf eine Besserung stehen und wie sich die Erkrankung nach der OP entwickelt, ist indessen ungewiss, weil es auch hierzu keine Studien gibt.

Erfahrungsberichte behandelnder Ärztinnen und Ärzte haben ergeben, dass die OP den Betroffenen zwar helfen kann. Die störenden Fettmassen lassen sich dadurch wenigstens anteilig verringern und im besten Fall gehen auch die Schmerzen zurück. Vollständig und nachhaltig lindern lassen sie sich durch den Eingriff jedoch nicht. Die erkrankte Person muss also damit rechnen, dass ihre Beschwerden anschließend wieder auftreten.

In der Regel wird die Ärztin oder der Arzt daher noch andere Maßnahmen vorschlagen, um die Symptome so gut wie möglich in den Griff zu bekommen. Dazu gehört beispielsweise eine regelmäßige Verabreichung bestimmter Schmerzmittel. Außerdem kann eine Psychotherapie hilfreich sein, um mit den seelischen Belastungen durch die Krankheit zurechtzukommen.

Ist eine Lipomatose heilbar?

Eine Lipomatose ist nicht heilbar. Es gibt aber Möglichkeiten, die Beschwerden zu verringern. Die krankhaften Verdickungen im Fettgewebe lassen sich chirurgisch verkleinern, damit sie weniger stören. Im Idealfall bessern sich dadurch auch die Schmerzen, mit denen die Erkrankung einhergehen kann. Allerdings sollten Betroffene sich von einer OP keine dauerhafte Genesung versprechen: Die Geschwulste treten oftmals erneut auf und auch die Schmerzen können wiederkehren. Dann ist eine erneute Behandlung nötig.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Online-Informationen von AMBOSS: www.amboss.com (Abrufdatum: 13.6.2023)
  • Online-Informationen von Deximed: deximed.de (Abrufdatum: 13.6.2023)
  • Online-Informationen von Altmeyers Enzyklopädie: altmeyers.org (Abrufdatum: 13.6.2023)
  • Online-Informationen von Orphanet: orpha.net (Abrufdatum: 13.6.2023)
  • "Lipom". Online-Informationen von Gelbe Liste Pharmaindex: www.gelbe-liste.de (Stand: 26.5.2022)
  • Kolb, L., et al.: "Lipoma". StatPearls, Treasure Island (FL), StatPearls Publishing (Stand: 26.9.2022)
  • Johnson, C. N., et al.: "Lipomatous Soft-tissue Tumors". The Journal of the American Academy of Orthopaedic Surgeons, Vol. 26, Iss. 22, pp. 779-788 (November 2018)
  • Al Ghazal, P, et al.: "Lipomatosen". Journal der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft, Vol. 16, Iss. 3, pp. 313-328 (März 2018)
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