Das kann hinter Schmerzen im Bein stecken

Es kribbelt und zwickt, das Bein fΓΌhlt sich schwer an oder ist geschwollen? Diese Symptome sollten Sie ernst nehmen.
Beinschmerzen: MΓΆgliche Ursachen
Die Ursachen fΓΌr Beinschmerzen kΓΆnnen vielfΓ€ltig sein, denn die Beine sind mit mehreren Gelenken verbunden und von zahlreichen Nerven, Muskeln, Sehnen und BlutgefΓ€Γen durchzogen. HΓ€ufige AuslΓΆser fΓΌr Schmerzen in den Beinen sind Verletzungen der Muskeln oder Knochen.
Aber auch DurchblutungsstΓΆrungen kΓΆnnen auftreten und Schmerzen verursachen. "Die Arterien an den Beinen sind im Vergleich zu denen am Herz und Hals viel lΓ€nger, sodass sich hier mehr Ablagerungen ansetzen kΓΆnnen", erklΓ€rt Professor Hermann Josef Steinkamp vom GefΓ€Γzentrum Angioclinic in Berlin.
Allerdings liegen die Ursachen fΓΌr Beinschmerzen nicht immer in den Beinen. Sind Nerven im RΓΌcken eingeklemmt, zum Beispiel aufgrund eines Bandscheibenvorfalls oder einer Spinalkanalstenose (Verengung des Wirbelkanals), kΓΆnnen die Schmerzen bis in die Beine ausstrahlen.
Ursachen fΓΌr Beinschmerzen im Γberblick:
- Verletzungen (KnochenbrΓΌche, Verstauchungen, BΓ€nderriss, Muskelfaserriss, Muskelzerrung)
- MuskelkrΓ€mpfe, Muskelkater
- DurchblutungsstΓΆrungen (Arteriosklerose, PAVK, Thrombose, Embolien)
- Krampfadern
- GelenkverschleiΓ (Arthritis, Arthrose)
- EntzΓΌndungen (SchleimbeutelentzΓΌndung, SehnenscheidenentzΓΌndung, KnochenhautentzΓΌndung)
- Osteoporose
- Bandscheibenvorfall
- Tumorerkrankung (Knochenkrebs)
- neurologische Erkrankungen (Spinalkanalstenose, Polyneuropathie)
- Fehlstellungen der FΓΌΓe oder Beine
- Restless-Legs-Syndrom
Diagnose und Behandlung: Was tun bei Beinschmerzen?
Fast immer ist bei Beinschmerzen eine Untersuchung beim Arzt notwendig. Nur bei harmlosen Ursachen wie Muskelkater oder einem Muskelkrampf, die durch eine kurzzeitige Γberlastung auftreten, verschwinden die Schmerzen von allein wieder. In diesem Fall kΓΆnnen MaΓnahmen, wie WΓ€rmeanwendungen oder leichte Bewegung, helfen, die Beschwerden zu lindern.
Beinschmerzen infolge einer Verletzung benΓΆtigen meist lΓ€nger Zeit zum Heilen. KnochenbrΓΌche kann der Arzt je nach Art der Fraktur konservativ mit einem Gips oder eine Schiene oder operativ behandeln. Bei Muskelverletzungen sind in erster Linie Ruhe und Schonung ratsam. Hier kann der Arzt den Heilungsprozess durch einen Kompressionsverband unterstΓΌtzen und schmerzstillende Salben oder Medikamente verschreiben.
Treten die Beinschmerzen ohne Anlass auf, verschwinden auch nach mehreren Tagen nicht und kommen weitere Symptome wie Schwellungen oder BlutergΓΌsse hinzu, ist ein Arztbesuch unvermeidlich, um die Ursache zu klΓ€ren.
FΓΌr eine genaue Diagnose, ist es fΓΌr den Arzt wichtig zu wissen,
- wo genau die Schmerzen auftreten,
- wie sie sich anfΓΌhlen (Ist es ein Kribbeln, Brennen, Stechen, Ziehen?),
- ob sie nur bei Belastung oder auch im Ruhezustand auftreten,
- seit wann die Schmerzen bestehen und
- ob es einen auslΓΆsenden Moment gab und
- welche anderen Beschwerden auftreten.
Die Therapie richtet sich dann nach der jeweiligen Ursache und dem Schweregrad der Erkrankung. Allgemein reicht die Behandlung von Beinschmerzen von MaΓnahmen wie ErnΓ€hrungsumstellung, Physiotherapie und Medikamenten bis hin zum operativen Eingriff.
Ursache DurchblutungsstΓΆrung: Periphere arterielle Verschlusskrankheit (PAVK)
"Bei der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (PAVK) verengen sich die Becken-, Oberschenkel- und Unterschenkelarterien durch Ablagerungen, sodass die Beinmuskeln schlechter durchblutet werden und weniger Sauerstoff erhalten", sagt Steinkamp. Betroffene merken die Arterienverengung vor allem beim Gehen. "Oft bekommen sie bereits nach weniger als 200 Metern so starke KrΓ€mpfe im GesΓ€Γ, Oberschenkel oder in der Wade, dass sie nicht mehr weiterlaufen kΓΆnnen."
Die Veranlagung zur PAVK wird vererbt. Die Beschwerden treten mit zunehmendem Alter auf. Laut der Deutschen Gesellschaft fΓΌr Angiologie leiden etwa zehn Prozent der Deutschen zwischen 55 und 65 Jahren an einem Arterienverschluss im Becken-Bein-Bereich.
Behandlung: Ballonkatheter gegen Engstellen in den Arterien
Damit das Blut wieder ungehindert flieΓen kann, kommt oft ein Ballonkatheter zum Einsatz. "Γber einen dΓΌnnen Draht schiebt der Arzt einen kleinen Ballon von der Leiste durch die Arterie bis zur Engstelle und blΓ€st ihn dort auf. Dadurch werden die Ablagerungen an die Arterienwand gedrΓΌckt, sodass das GefÀà wieder frei ist", sagt Steinkamp.
Aber bei sehr festen Ablagerungen droht der Draht nicht mehr hindurchzukommen. Lange Zeit blieb dann nur die Amputation. Heute kΓΆnnen solche VerschlΓΌsse mit energiereichem Laserlicht verdampft werden, erklΓ€rt Steinkamp. Das schone die GefΓ€ΓwΓ€nde und mindere das Risiko eines erneuten Verschlusses.
Ursache Spinalkanalstenose: Wenn die WirbelsΓ€ule abgenutzt ist
Neben RΓΌckenschmerzen treten Kribbeln und TaubheitsgefΓΌhle in den Beinen auch bei der Spinalkanalstenose auf. Ursache sind hier aber keine DurchblutungsstΓΆrungen, sondern unter anderem die fortschreitende Abnutzung der WirbelsΓ€ule mit zunehmendem Alter.
"Der RΓΌckenmarkskanal im Bereich der LendenwirbelsΓ€ule verengt sich, sodass die Nerven des RΓΌckenmarks unter Druck geraten. Dabei wird der Fluss von Nerveninformationen gestΓΆrt, was sich dann in Beinschmerzen Γ€uΓert", sagt der OrthopΓ€de Nicolas Gumpert aus Frankfurt am Main.
Behandlung: Kortison gegen Spinalkanalstenose
In der Regel wird eine Spinalkanalstenose zunΓ€chst mit Medikamenten behandelt. "Zwar erweitern sie den RΓΌckenmarkskanal nicht, aber sie reduzieren Wasser und ReizzustΓ€nde an der Engstelle und entlasten dadurch das RΓΌckenmark", sagt Gumpert. HΓ€ufig werden entzΓΌndungshemmende Kortisone gezielt in die Engstelle im Wirbelkanal gespritzt. Die medikamentΓΆse Behandlung wird oft von einer speziellen Physiotherapie begleitet.
Ursache Thrombose: Lungenembolie droht
Neben Arterien und der WirbelsΓ€ule fΓΌhren oft auch die Venen zu Beinbeschwerden: und zwar in Form einer Thrombose in den tiefen Venen. "Ein Blutgerinnsel behindert dabei den BlutrΓΌckstrom vom FuΓ ΓΌber das Knie und die Leiste bis zum Herzen", sagt Norbert Frings von der Capio-Mosel-Eifel-Klinik fΓΌr Venenerkrankungen in Bad Bertrich. Das Bein schwillt an, wird schwer und ungewΓΆhnlich warm. "Das Gerinnsel kann zunΓ€chst aber auch ohne Symptome bleiben."
Das ist tückisch, weil eine unbehandelte Beinvenenthrombose zu einer lebensbedrohlichen Lungenembolie führen kann. "Ein Stück des Gerinnsels kann sich lâsen und in ein GefÀà der Lunge gespült werden, sodass akutes Herzversagen droht", sagt Frings. Bei Thrombose-Verdacht sollten Betroffene deshalb schnellstmâglich einen Arzt oder ein Krankenhaus aufsuchen.
Behandlung: Medikamente sollen Blutgerinnung hemmen
Behandelt wird meist mit Medikamenten, die die Blutgerinnung hemmen. "ZunΓ€chst erhalten die Patienten in der Regel Infusionen oder Spritzen mit dem Wirkstoff Heparin, spΓ€ter kommen sogenannte Cumarine in Tablettenform zum Einsatz", sagt Frings.
Daneben sollten Betroffene KompressionsstrΓΌmpfe tragen. "Sie ΓΌben einen abgestimmten Druck auf die Venen aus. Dadurch gehen die FlΓΌssigkeitseinlagerungen im Gewebe zurΓΌck, und der Blutfluss verbessert sich", erklΓ€rt Frings.
AuΓerdem sollte man sich regelmΓ€Γig bewegen. "Gut sind Ausdauersportarten wie Schwimmen, Walking, Radfahren oder Wandern, ungΓΌnstig sind Sportarten wie Tennis oder Gewichtheben, die auf plΓΆtzliche Stopps setzen", sagt Frings. Gerade langes Sitzen sollten Betroffene vermeiden. "Auch im BΓΌro kann man versuchen, die Beine unter dem Schreibtisch hochzulegen und FΓΌΓe und Zehen immer wieder zu bewegen."
- Die Informationen ersetzen keine Γ€rztliche Beratung und dΓΌrfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- Nachrichtenagentur dpa-tmn
- Eigene Recherche