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Was, wenn kein Impfstoff gegen Corona gefunden wird?


Leben mit SARS-CoV-2
Was, wenn kein Impfstoff gegen Corona gefunden wird?

Von Nicole Sagener

Aktualisiert am 15.05.2020Lesedauer: 4 Min.
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Jogger mit Mundschutz in New York: Sollte kein Impfstoff gegen das Coronavirus entdeckt werden, dürfte unser Alltag noch länger ungewöhnlich aussehen.Vergrößern des Bildes
Jogger mit Mundschutz in New York: Sollte kein Impfstoff gegen das Coronavirus entdeckt werden, dürfte unser Alltag noch länger ungewöhnlich aussehen. (Quelle: Mark Lennihan/ap-bilder)

In rasanter Geschwindigkeit suchen Forscher weltweit nach einem Impfstoff gegen das Coronavirus. Aber wie könnte der Alltag weitergehen, wenn die Entwicklung einer Schutzimpfung scheitert?

Auf der ganzen Welt wird derzeit auf ein Ziel hingeforscht: ein Impfstoff gegen das neue Coronavirus soll schnellstmöglich gefunden werden, die Pandemie besiegt werden. Gerade hat der Verband der forschenden Pharma-Unternehmen in Deutschland (vfa) neue Zahlen veröffentlicht.

Aktuell sind es laut vfa weltweit mindestens 150. Elf Firmen und Institute testen ihre potenziellen Mittel bereits in klinischen Studien an Freiwilligen, eines davon läuft auch hierzulande schon. Das macht zwar Mut. Es kann aber nicht die Tatsache entkräften, dass es ein Großteil der Impfstoffe gar nicht bis hin zur klinischen Erprobung schafft.

Auch wenn viele Experten schätzen, dass in zwölf bis 18 Monaten ein brauchbarer Impfstoff entwickelt sein könnte, bleibt auch folgende Möglichkeit: In den kommenden Jahren wird gar keine wirksame Vakzine gefunden – trotz der Vielzahl der Projekte und der auch für Virologen unfassbar beschleunigten Forschung in diesem Bereich.

Noch keine Impfstoffe gegen HIV und Malaria

Nach einem Impfstoff gegen HIV etwa wird seit Anfang der Achtziger geforscht – bislang erfolglos. Gegen Malaria, an der jedes Jahr geschätzt mehr als eine Million Menschen sterben, gibt es – auch nach bis in die Vierzigerjahre zurück reichenden Impfversuchen – bis heute keinen zugelassenen Impfstoff. Gleiches gilt für das Dengue-Fieber.

"Wir können nicht verlässlich davon ausgehen, dass überhaupt ein Impfstoff gefunden wird, oder – wenn er entdeckt wird – ob er alle Tests auf Wirksamkeit und Sicherheit bestehen wird", sagte kürzlich auch David Nabarro, Professor für Weltgesundheit am Imperial College London sowie Sondergesandter der Weltgesundheitsorganisation für Covid-19, bei CNN.

Wie liefe ein Leben mit dem Coronavirus?

Es sei darum unerlässlich, dass alle Gesellschaften sich in die Lage versetzen, sich gegen das Coronavirus als ständige Bedrohung zu verteidigen und das soziale Leben sowie die Wirtschaft "mit dem Virus in unserer Mitte zu führen", sagte Nabarro CNN.

Doch wie würde das Leben ohne Impfstoff, also mit dem Virus, aussehen? Vielversprechend könnte auf absehbare Zeit die Entwicklung von Behandlungsmethoden sein, die die Genesung von Covid-19 beschleunigen.

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Hoffnungsträger Remdesivir

So sorgten vor einigen Tagen Forschungsergebnisse zu dem Wirkstoff Remedesivir für Optimismus. Dieses noch nicht offiziell zugelassene antivirale Medikament wurde ursprünglich gegen Ebola- und Marburgvirusinfektionen entwickelt und erprobt. Nun zeigen erste Studien, dass sich damit medikamentierte Patienten schneller von Covid-19 erholen.

Die USA haben Remdesivir per Ausnahmegenehmigung bereits für den Einsatz an Covid-19-Patienten zugelassen. Auch die europäische Arzneimittel-Zulassungsbehörde (EMA) hat schon ein Prüfverfahren zu Remdesivir gestartet. Christoph Spinner, Infektiologe am Münchner Klinikum Rechts der Isar, der Remdesivir beforscht hat, sagte kürzlich in den "Tagesthemen", Remdesivir sei das erste Arzneimittel, das in belastbaren Studien einen positiven Einfluss auf den Verlauf von Covid-19 erwiesen habe. Patienten müssten dank des Medikaments elf statt 15 Tage behandelt werden. "Das ist mehr als ein Anfang", so Spinner. Die Nebenwirkungen seien jedoch noch nicht abschließend erforscht.

Therapie mit Blutplasma

Neben bestimmten Arzneimitteln gelten auch Behandlungen mit Blutplasma als ein vielversprechender Behandlungsansatz. Dabei wird das Blutplasma von genesenen Patienten, in dem sich nach einer Coronavirus-Infektion Antikörper finden, bei der Behandlung von schwer kranken Covid-19-Patienten genutzt.

Unter anderen erprobt derzeit das Universitätsklinikum Erlangen diese Therapiemöglichkeit. Auch hier sind Nutzen und Risiken aber noch nicht geklärt. Zudem kann solche passive Immunisierung das Virus nur für kurze Zeit abwehren, weil der Körper des Empfängers sie nach und nach abbaut.

Behandlung mit künstlichen Antikörpern

Therapien könnten möglicherweise auch mithilfe von künstlich hergestellten menschlichen Antikörpern entwickelt werden. Wissenschaftler um den Virologen Luka Cicin-Sain vom Braunschweiger Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI) konnten offenbar mehrere hundert künstliche Antikörper ausmachen, die das Coronavirus bekämpfen.

Diese Antikörper heften sich an den Erreger und verhindern so, dass das Virus in die menschliche Zelle eindringen kann. Sollten sich diese Antikörper in Studien an Zellkulturen als wirksam erweisen, könnten sie in Arzneimitteln für schwer erkrankte Covid-19-Patienten angewendet werden.

Der Zeitfaktor Impfstoff-Produktion

Es gibt also etliche Hoffnungsträger für künftige Corona-Therapien. Fest steht aber: Solche Arzneimittel und Behandlungsmöglichkeiten wird die Welt auch noch dann brauchen, wenn ein oder gar mehrere Impfstoffe gefunden sind. Zumindest einige Zeit. Denn dann müssten erst Millionen oder gar Milliarden Dosen des Wirkstoffs produziert werden – ein zeitaufwändiger Prozess.

Bis es – dank beschleunigter Forschungsverfahren im besten Fall tatsächlich schon in einem Jahr – soweit ist, müsste nach den Vorstellungen des Forschers David Nabarro ein "sozialer Vertrag" geschaffen werden.

Dieser "kollektive Pakt fürs Überleben und Gutgehen" trotz des Coronavirus bedeutet laut dem Weltgesundheitsexperten Nabarro unter anderem:

  • Die Tests auf Covid-19 und sowie die Nachverfolgung von Infektionsketten müssten systematisch auf- und ausgebaut werden.
  • Menschen müssten sich weiter in freiwillige Quarantäne begeben, wenn sie typische Symptome bemerken.
  • Homeoffice sollte, mindestens für Büroangestellte, zum Standard werden.

An einige aktuelle Verhaltensregeln müsste sich die Welt demnach also möglicherweise noch länger gewöhnen: bis ein Impfstoff entwickelt, produziert und auch für alle verfügbar ist.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte
  • European Medicines Agency (EMA)
  • NDR-Podcast vom 26. März 2020: "Noch kein Durchbruch bei Medikamenten"
  • Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung
  • tagesschau.de: "Infektiologe zu Remdesivir: Mehr als ein Anfang"
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