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SARS-CoV-2: Wie gefährlich wird der Corona-Winter?


Wie gefährlich wird der Corona-Winter?

  • Sandra Simonsen
Von Sandra Simonsen

21.10.2020Lesedauer: 5 Min.
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Covid-19-Patient auf der Intensivstation: Wenn im Winter zu viele Infektionsfälle auftreten, könnte auch das deutsche Gesundheitssystem an seine Grenzen kommen.
Covid-19-Patient auf der Intensivstation: Wenn im Winter zu viele Infektionsfälle auftreten, könnte auch das deutsche Gesundheitssystem an seine Grenzen kommen. (Quelle: Tempura/getty-images-bilder)
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Die Corona-Infektionszahlen steigen bereits im Herbst stark an. Jetzt sorgen sich viele um die Winterzeit: Droht eine Überlastung des Gesundheitssystems? Wo können wir Einfluss nehmen?

Das Wichtigste im Überblick


  • Wie ist die aktuelle Lage in Deutschland?
  • Vergleich zu anderen europäischen Ländern und Ausblick
  • Wie gefährlich ist SARS-CoV-2? Welche Langzeitfolgen drohen?
  • Haben sich die Therapiemöglichkeiten im Vergleich zum Frühjahr verbessert?

Am 21. Oktober 2020 lag die Sieben-Tage-Inzidenz für ganz Deutschland erstmals durchschnittlich bei mehr als 50 Neuinfektionen, am 22. Oktober stieg die Zahl der täglichen Neuinfektionen erstmalig auf mehr als 10.000. Die Sorge vor neuen Einschränkungen wächst und viele fragen sich, wie gefährlich das Coronavirus wohl im Winter werden könnte. Ein Überblick.


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Wie ist die aktuelle Lage in Deutschland?

Laut dem RKI-Situationsbericht vom 21. Oktober 2020 gab es in Deutschland bisher insgesamt rund 360.800 bestätigte Corona-Infektionen mit 9.875 Verstorbenen. Die Sieben-Tage-Inzidenz beträgt im gesamtdeutschen Durchschnitt 51,3 und in den vergangenen 24 Stunden kamen 7.595 neue Infektionsfälle hinzu.


Uwe Janssens, Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI), erklärt, das DIVI-Zentralregister, das die verfügbaren Intensivbetten in Deutschland dokumentiert, sei weltweit "so sicherlich einmalig". "Gerade angesichts dieser dramatisch ansteigenden täglichen Neuinfektionen mit SARS-CoV-2 sind diese Zahlen für die Beurteilung der Behandlungskapazitäten, aber auch die Planung außerordentlich wichtig", betont Janssens.

"Dabei zeigen die Zahlen im Vergleich zum Frühjahr sehr deutlich, dass nachweislich im Moment zwar die Anzahl der Neuinfektionen deutlich zugenommen hat, was sicherlich auch an der Anzahl der durchgeführten PCR-Testung liegt, parallel dazu aber der Anteil der intensivpflichtigen Covid-19-Patienten deutlich niedriger liegt."

https://compass.pressekompass.net/compasses/tonline/hat-die-regierung-das-infektionsgeschehe-yzEWUB

So habe es am 3. April beispielsweise mehr als 6.000 Neuinfektionen und rund 2.400 Covid-19-Patienten auf den Intensivstationen gegeben, von denen 84 Prozent beatmet werden mussten. Laut DIVI-Tagesreport vom 21. Oktober gab es bei mehr als 7.500 Neuinfektionen jedoch nur 943 Covid-19-Patienten auf den Intensivstationen, 45 Prozent von ihnen müssen beatmet werden.

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Janssens erklärt dies unter anderem mit dem Altersunterschied: Während im Frühjahr vor allem ältere Menschen an Covid-19 erkrankt sind, trifft es seit dem Sommer häufiger Jüngere. "Aber unsere Sorge ist es, dass es wieder zu einem zunehmenden Überspringen der Infektion auf die älteren Patientengruppen kommt und dieses ist nachweislich ab September der Fall", sagt er.

Vergleich zu anderen europäischen Ländern und Ausblick

Covid-19

Busse betrachtet bei seinem Vergleich aber auch die Sieben-Tage-Inzidenzen. In Belgien beispielsweise ist die Inzidenz innerhalb von sieben Wochen von 27 auf 340 (am 13. Oktober 2020) gestiegen. Zur gleichen Zeit im September lag Deutschland bei einer Inzidenz von 30, am 21. Oktober bei mehr als 50. Laut Busse habe sich die Inzidenz auch in Frankreich verdreifacht, in den Niederlanden verzwölffacht.

"Insbesondere interessant sind Belgien und die Niederlande, weil die fünf Wochen vor uns ziemlich genau die Zahlen hatten an Neuinfizierten, die wir heute haben", so Busse. Allerdings lasse sich daran auch ablesen, dass der Anteil der Covid-19-Patienten in den Krankenhäusern nur etwa bei drei bis sechs Prozent liege. Das zeige, dass wir jetzt vor einer anderen Situation stehen als noch im Frühjahr.

"Und wenn wir die Zahlen von Belgien übertragen würden auf Deutschland, dann wären wir so bei ungefähr 16.000 Krankenhauspatienten. Wir haben knapp 500.000 Betten, also das sind drei Prozent unserer Krankenhausbetten. Und es wären 2.700 intensivmedizinisch Betreute, das sind unter zehn Prozent unserer Intensivbetten und immer noch ein paar Intensivbetten-Nutzungen weniger, als wir im April gesehen haben. Wir haben jetzt eine ganz andere Zahlendynamik", schließt er.

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Wie gefährlich ist SARS-CoV-2? Welche Langzeitfolgen drohen?

Die deutlich niedrigeren Zahlen der Covid-19-Patienten in den Krankenhäusern lassen vermuten, dass das Coronavirus möglicherweise im Winter weniger gefährlich sein könnte als noch im Frühjahr. Dem widerspricht allerdings Professor Clemens Wendtner, Chefarzt der Infektiologie und Tropenmedizin München Klinik Schwabing.

Corona-Test: Momentan werden die PCR-Tests in manchen Bereichen von Antigen-Schnelltests abgelöst.
Corona-Test: Momentan werden die PCR-Tests in manchen Bereichen von Antigen-Schnelltests abgelöst. (Quelle: Morsa Images/getty-images-bilder)

Obwohl wir viel dazugelernt haben, solle man die Dinge "nicht auf die leichte Schulter" nehmen. "Ich glaube, am Anfang des Jahres im Januar waren wir noch unsicher, wie wir die Covid-19-Erkrankung im Vergleich mit Influenza einordnen sollen. Inzwischen gibt es gute Daten, was auch die Sterblichkeit angeht. Es gibt eine Schätzung für Influenza, dass diese Zahl bei 0,05 Prozent liegt und wir für Covid-19 circa von einem Prozent ausgehen müssen."

Die Sterblichkeit bei einer Covid-19-Erkrankung sei demnach zwanzigmal höher als bei einer Grippe. Bei älteren Patienten liege die Sterblichkeit sogar deutlich darüber. Umso mehr gelte es, eine "Doppelwelle Influenza plus Covid-19 zu verhindern". Deshalb empfiehlt er eine breite Grippeschutzimpfung durch die Bevölkerung.


Gefährlich wird Covid-19 aber nicht nur durch die hohe Sterblichkeit, sondern auch durch Langzeitfolgen, die auftreten können. "Es gibt das Phänomen des sogenannten Long-Covid-19", führt Wendtner aus. Es gehe mit Erschöpfung oder Atemwegsproblemen einher, die über Wochen oder Monate anhalten können und entstehe bei etwa 30 Prozent aller Covid-Patienten, bei Intensivpatienten sind es sogar bis zu 80 Prozent. Hinzu komme die steigende Zahl an Depressionen im Kontext mit Covid-19. "Das kann auch bis zum Suizid gehen. Auch diesen Kontext darf man nicht außer Acht lassen", betont Wendtner.

Das bestätigt auch Uwe Janssens: "Die intensivmedizinischen Patienten nehmen einen dramatisch längeren Verlauf, als wir das kennen. Die haben eine Liegedauer, die weit übersteigt, was wir sonst kennen." Weil Corona-Patienten besonders lange auf der Intensivstation liegen, haben sie ein schweres "Post-Intensiv-Syndrom" mit Muskelschwäche und neurologischen Störungen.

Haben sich die Therapiemöglichkeiten im Vergleich zum Frühjahr verbessert?

Während die Corona-Pandemie die Welt im Frühjahr unvorbereitet traf, gibt es mittlerweile einige Therapiemöglichkeiten und auch die Forschung nach einem Impfstoff ist fortgeschritten. Doch kann das die Gefahr des Winters verringern?

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Wendtner erklärt dazu, es gebe zwei Medikamente: Remdesivir in der früheren Phase und Dexamethason in der Spätphase. Allerdings habe sich dieses Bild ein wenig dadurch relativiert: Remdesivir habe in einer Studie weder eine geringere Sterblichkeit, noch einen verkürzten Krankenhausaufenthalt ausgelöst.

"Das ist jetzt, ein bisschen vorsichtig gesagt, irritierend", so Wendtner. Die Daten seien zwar noch nicht vollständig publiziert, aber auch die Zulassungsbehörden würden sich die Ergebnisse genau anschauen. In seiner Münchner Klinik werde Remdesivir vorerst weiter eingesetzt, er habe auch den Eindruck, dass es "im Einzelfall" geholfen habe.


Uwe Janssens sieht auch bei den Behandlungsmöglichkeiten auf der Intensivstation Fortschritte: Es gebe Studien zu anderen Corticosteroiden, also nicht nur Dexamethason. "Hier sehen wir bei den schwer erkrankten Patienten, die beatmet werden, dass sie einen tatsächlichen Überlebensvorteil haben." In der Studie waren es zwölf Prozent, ein "sensationelles Ergebnis".

Aber Wendtner betont auch: "Wir dürfen uns auf diesen Dingen nicht ausruhen. Remdesivir hat auch gezeigt – oder uns aufgefordert – dass wir weiterhin auch an noch besseren Therapien forschen müssen."

Wichtiger Hinweis: Die Informationen ersetzen auf keinen Fall eine professionelle Beratung oder Behandlung durch ausgebildete und anerkannte Ärzte. Die Inhalte von t-online können und dürfen nicht verwendet werden, um eigenständig Diagnosen zu stellen oder Behandlungen anzufangen.
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Verwendete Quellen
  • SMC Press Briefing zum Thema "Wie gefährlich wird Covid19 im Winter?"; 19. Oktober 2020
  • Robert Koch-Institut: Situationsbericht 21. Oktober 2020
  • DIVI-Zentralregister: Tagesreport 21. Oktober 2020
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