Bakterien bekämpfen Durch Fasten Salmonellen aushungern – ist das sinnvoll?
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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Als Bakterien sind Salmonellen Lebewesen, die Nahrung brauchen. Sollte man also durch Fasten Salmonellen im Darm aushungern, um schneller gesund zu werden?
Wenn ein Mensch sich mit Salmonellen infiziert, entwickelt er meist eine Darmentzündung. (Was alles zur Infektion führen kann, erfahren Sie hier.) Neben Durchfall verursacht die Entzündung oft Übelkeit, Erbrechen und Bauchschmerzen. Auch Appetitlosigkeit kann hinzukommen: Diese häufige Reaktion des Körpers auf Magen-Darm-Infekte soll die Erreger aushungern, so die verbreitete Auffassung.
Manche wissenschaftliche Untersuchungen lassen tatsächlich den Rückschluss zu, dass eine krankheitsbedingte Appetitlosigkeit unter Umständen Vorteile mit sich bringen könnte. Andere wiederum weisen aufs Gegenteil hin: So scheinen sich Infektionen mit bestimmten Salmonellen durch Hungern überwiegend zu verschlimmern – zumindest bei Mäusen.
Untersuchungen an Tieren sind zwar nicht direkt auf den Menschen übertragbar. Die bisherigen Ergebnisse zeigen aber: Dass Infektionen mit Salmonellen und sonstigen Bakterien durch Aushungern der Erreger ausnahmslos günstiger verlaufen, ist nicht zu erwarten.
Nahrungsverzicht bei Salmonellen im Darm nicht mehr empfohlen
Ob bei bakteriellen Infekten Essen oder Hungern besser ist, lässt sich also nicht pauschal sagen. Fachleute empfehlen bei akuten Darmentzündungen durch Bakterien wie Salmonellen jedenfalls keinen Nahrungsverzicht mehr.
Stattdessen sollten Infizierte möglichst weiterhin eine ihrem Alter entsprechende Kost erhalten. Vermutlich hilft dies dem Darm sogar, sich zu erholen. Vor allem aber braucht der Körper bei einer Salmonelleninfektion genug Flüssigkeit und Mineralstoffe (bzw. Elektrolyte), um die mit Durchfall und/oder Erbrechen verbundenen Verluste auszugleichen. Die wichtigsten Tipps hierzu lauten:
- Verläuft ein Darminfekt mit Salmonellen milde, können Betroffene ruhig essen und trinken, worauf sie Appetit verspüren.
- Dabei kann es sinnvoll sein, auf stark zuckerhaltige, fettige, scharfe und blähende Speisen sowie auf Fruchtsäfte, Limonaden, Alkohol und Koffein zu verzichten.
- Als schonende Kost für Magen und Darm und somit als empfehlenswert gelten zum Beispiel Zwieback, Reis, Pellkartoffeln, Salzstangen und Bananen.
- Öfter kleine Mahlzeiten zu essen (bzw. Säuglingen häufiger die Brust oder das Fläschchen zu geben) ist ratsamer, als wenige große Mahlzeiten zu sich zu nehmen.
- Um die Wasser- und Elektrolytverluste auszugleichen, reicht bei ansonsten gesunden Jugendlichen und Erwachsenen beispielsweise gezuckerter Tee zusammen mit Salzgebäck.
- Bei erhöhtem Risiko einer Austrocknung (wie etwa bei Kindern, alten oder vorerkrankten Menschen) empfiehlt sich hingegen möglichst von Anfang an eine spezielle Traubenzucker-Elektrolyt-Mischung aus der Apotheke.
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Für gewöhnlich sind bei einer Infektion mit Salmonellen keine weiteren Maßnahmen nötig, da die meisten Betroffenen von selbst genesen. Lesen Sie hierzu auch unsere Artikel "Was tun bei Salmonellen? Diese Behandlung hilft" und "Wann bei Salmonellen Hausmittel reichen – und wann nicht".
Vermehrung von Salmonellen vor der Infektion hemmen
Zwar scheint es wenig zielführend, Salmonellen im Darm aushungern zu wollen. Wirksam bekämpfen lassen sich die Bakterien dennoch – auch vorbeugend. Dazu sind nur wenige Informationen nötig:
- Salmonellen übertragen sich hauptsächlich durch verseuchte Lebensmittel.
- Nicht ausreichend durcherhitzte tierische Lebensmittel gelten als wichtigste Infektionsquellen.
- Auch pflanzliche Lebensmittel können auf vielen Wegen nachträglich verseucht werden.
- In manchen Lebensmitteln oder in der Umwelt sind Salmonellen monatelang überlebensfähig.
- Ansteckend sind Salmonellen für gewöhnlich nur in ausreichend hoher Zahl.
- Lebensmittel können also nur krank machen, wenn die Bakterien sich dort erst vermehren.
- Zur Vermehrung brauchen Salmonellen eine Temperatur von 10 bis 47 Grad Celsius (°C).
- Am schnellsten vermehren sich die Erreger bei Temperaturen zwischen 35 und 37 °C.
- Bei 37 °C brauchen Salmonellen nur 20 Minuten, um ihre Anzahl zu verdoppeln.
- Unter 15 °C ist die Vermehrung der Bakterien stark verlangsamt.
- Ein mindestens 10-minütiges Erhitzen auf über 70 °C tötet Salmonellen sicher ab.
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Lesen Sie hierzu auch unseren Artikel "Salmonellen abtöten – so gelingt es ganz bestimmt".
Gegen Salmonellen sind also drei Maßnahmen besonders wichtig: Leicht verderbliche Lebensmittel bis zum Verzehr ununterbrochen ausreichend kühlen, auf strenge Hände- und Küchenhygiene achten sowie tierische Lebensmittel nur gut durcherhitzt verzehren. Wird dies konsequent befolgt, ist das Infektionsrisiko gering.
Fazit: Salmonellen nicht aushungern, sondern was tun?
Bakterien benötigen Nahrung – auch wenn sie einen Menschen infizieren und krank machen, wie etwa Salmonellen im Darm. Die Erreger durch Fasten aushungern zu wollen, ist aber wohl dennoch keine gute Idee. Fachleute raten stattdessen dazu, den Körper weiterhin mit altersgemäßer (evtl. eher magenschonender) Kost zu versorgen. Am wichtigsten ist es jedoch, die mit (Brech-)Durchfall verbundenen Wasser- und Elektrolytverluste auszugleichen. Das heißt: Ausreichend trinken – am besten eine spezielle Fertigmischung aus der Apotheke. Mehr ist für eine baldige Genesung meist nicht notwendig.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- Online-Informationen von AMBOSS: www.amboss.com (Abrufdatum: 16.8.2023)
- "Durchfall". Online-Informationen des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG): www.gesundheitsinformation.de (Stand: 8.2.2023)
- "Salmonellen-Enteritis". Online-Informationen von Deximed: deximed.de (Stand: 12.12.2022)
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- Speer, C.P., et al. (Hrsg.): Pädiatrie. Springer, Berlin, Heidelberg 2019
- Leitlinie der Gesellschaft für Pädiatrische Gastroenterologie und Ernährung e. V. (GPGE): "Akute infektiöse Gastroenteritis im Säuglings-, Kindes- und Jugendalter". AWMF-Leitlinien-Register Nr. 068/003 (Stand: 31.3.2019)
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