Alkoholmissbrauch: Ab wann ist man Alkoholiker?

Das Feierabendbier ist doch kein Alkoholmissbrauch, oder? Ab wann jemand Alkoholiker ist, lΓ€sst sich erkennen. Und es geht schneller als viele denken.
Alkoholmissbrauch fΓ€ngt schon im Kleinen an
Nach gΓ€ngiger Auslegung des Begriffs Alkoholismus liegt ein Missbrauch vor, wenn die betreffende Person sich oder ihrer Umwelt durch ΓΌberhΓΆhten Alkoholkonsum Schaden zufΓΌgt. Wer hin und wieder mit Freunden ein Glas Wein genieΓt, erfΓΌllt dieses Kriterium nicht, man spricht hier schlicht von Alkoholgebrauch. Das Trinken bis zum Rausch jedoch grenzt an Alkoholmissbrauch, ebenso das Trinkverhalten in unangemessenen Situationen.
Der Trinkende schadet KΓΆrper und Geist. Er riskiert, die Kontrolle ΓΌber sich und sein Handeln zu verlieren. Weiter kΓΆnnen Betrunkene durch den Alkoholmissbrauch auch andere gefΓ€hrden β im StraΓenverkehr zum Beispiel, am Arbeitsplatz oder in der eigenen Familie. Besonders problematisch ist der Verzehr von Alkohol bei Schwangeren: Hier kΓΆnnen schon kleinste Mengen dem ungeborenen Kind schaden.
Richtwerte fΓΌr Alkoholkonsum
Bei einem ΓΌbermΓ€Γigen Gebrauch von Wein, Bier und Co. muss der KΓΆrper groΓe Mengen Alkohol abbauen. Dabei gelten folgende Richtwerte:
Konsum | Richtwert Frauen | Richtwert MΓ€nner |
---|---|---|
risikoarm | bis 12 Gramm | bis 24 Gramm |
riskant | 12 bis 40 Gramm | 24 bis 60 Gramm |
gefΓ€hrlich | 40 bis 80 Gramm | 60 bis 120 Gramm |
hoch | ab 80 Gramm | ab 120 Gramm |
Diese Werte sind an einem Abend, vor allem bei Frauen, schnell erreicht: So sind laut dem Portal "Kenn dein Limit" der Bundeszentrale fΓΌr gesundheitliche AufklΓ€rung (BZgA) in einem Glas Bier mit 0,33 Litern Inhalt schon knapp 13 Gramm reiner Alkohol enthalten. Ein kleines Glas Wein mit 100 Millilitern enthΓ€lt circa neun Gramm Alkohol. Wer sich regelmΓ€Γig dem riskanten oder gefΓ€hrlichen Konsum hingibt, ist zudem stΓ€rker gefΓ€hrdet, eine Alkoholsucht zu entwickeln.
Jeder, ob Mann oder Frau, sollte den Empfehlungen zufolge mindestens an zwei Tagen pro Woche ganz auf Alkohol verzichten.
Alkoholmengen im Γberblick
GetrΓ€nk | Alkoholmenge |
---|---|
Bier, 0,3 Liter | 13 Gramm |
Wein, 0,2 Liter | 16 Gramm |
Sherry, 0,1 Liter | 16 Gramm |
LikΓΆr, 0,02 Liter | 5 Gramm |
Whisky, 0,02 Liter | 7 Gramm |
Ab wann ist man Alkoholiker?
Alkoholiker wollen oftmals nicht wahrhaben, dass sie die Grenze zur AbhΓ€ngigkeit ΓΌberschritten haben. Sie reden sich ein, aufhΓΆren zu kΓΆnnen, wann immer sie wollen. Es gibt verschiedene Anzeichen, die auf eine Alkoholsucht hinweisen. Eine AbhΓ€ngigkeit kann vorliegen, wenn der Betroffene:
- ein zwanghaftes Verlangen verspΓΌrt, Alkohol zu konsumieren
- die Kontrolle ΓΌber die Menge des Alkoholkonsums, und zu welchen AnlΓ€ssen Alkohol getrunken wird, verloren hat
- Entzugserscheinungen bemerkt, sobald der Alkoholkonsum eingeschrΓ€nkt oder auf Alkohol verzichtet wird
- Alkohol konsumiert, um die Symptome des Entzugs zu lindern
- seine Toleranzgrenze erhΓΆht, das heiΓt immer grΓΆΓere Mengen an Alkohol konsumiert werden, um den erwΓΌnschten Effekt zu erzielen
- das eigene Verhalten wΓ€hrend des Konsums nicht mehr kontrollieren kann
- bemerkt, dass Alkohol eine immer grΓΆΓere Rolle im Alltag spielt und andere Interessen durch den Konsum verdrΓ€ngt werden
- weiterhin kontinuierlich Alkohol konsumiert, obwohl psychische und physische Folgen oder Probleme in der Familie und im Alltag feststellbar sind
Alkohol-Selbsttests kΓΆnnen fΓΌr Klarheit sorgen
Um sich ΓΌber die tatsΓ€chliche SuchtgefΓ€hrdung klar zu werden, kann ein Selbsttest fΓΌr Frauen oder MΓ€nner behilflich sein. In diesem werden Fragen zum Konsumverhalten gestellt, die Aufschluss darΓΌber geben, ob und in welchem MaΓe Handlungsbedarf besteht. Zum Schluss wird eine Bewertung vorgenommen, an der Sie Ihr Risikopotenzial erkennen.
Wenn Sie sich trotz der DurchfΓΌhrung von Selbsttests nicht sicher sind, ob eine Suchtgefahr besteht oder bereits eine Sucht vorliegt, ist schnelles Handeln ratsam, um auf Nummer sicher zu gehen. In einem frΓΌhen Stadium ist die Therapie von Alkoholsucht weitaus leichter durchzufΓΌhren.
Trinkfeste Menschen besonders gefΓ€hrdet
Wer zu viel Alkohol getrunken hat, merkt das meist sofort: Ihm wird etwa schwindlig oder ΓΌbel. Bei besonders trinkfesten Menschen fehlen diese Warnzeichen. Das macht sie anfΓ€lliger fΓΌr eine Suchterkrankung, erklΓ€rt die Deutsche Gesellschaft fΓΌr Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN). Schon bei ersten Anzeichen fΓΌr eine Sucht lohnt es sich, Hilfsangebote anzunehmen. Nicht immer muss das Ziel gleich vΓΆllige Abstinenz sein, betonen die Experten.
Das Problem: HΓ€ufig denken die Betroffenen, ihr Verlangen nach Alkohol sei eine CharakterschwΓ€che. Dabei ist Alkoholsucht eine Erkrankung, die behandelt werden muss. Wer in stressigen Situationen oder nach einem anstrengenden Arbeitstag hΓ€ufig ans Trinken denkt, wer nach dem Alkoholkonsum ein schlechtes Gewissen hat, zunehmend gereizt ist oder das Interesse an AktivitΓ€ten verliert, bei denen nicht getrunken wird, sollte hellhΓΆrig werden. Zu diesem Zeitpunkt kann eine Beratung schon ausreichen, um wieder einen besseren Umgang mit Alkohol zu finden.
Hilfe suchen und handeln gegen Alkoholismus
Scheuen Sie sich in keinem Fall, Hilfe zu suchen, wenn Sie sich oder andere gefΓ€hrdet sehen. Der Gang zum Arzt oder einer Beratungsstelle ist der erste Schritt in die richtige Richtung. Anhand eines ausfΓΌhrlichen GesprΓ€chs ΓΌber die Konsumgewohnheiten des oder der Betroffenen werden RΓΌckschlΓΌsse ΓΌber die SuchtgefΓ€hrdung gezogen.
Zudem bietet die Bundeszentrale fΓΌr gesundheitliche AufklΓ€rung (BZgA) mit ihrer Kampagne "Alkohol? Kenn dein Limit" insbesondere fΓΌr Jugendliche eine Anlaufstelle, um sich genau ΓΌber die Wirkung und Risiken von Alkohol und der SuchtgefΓ€hrdung zu informieren. Sie bietet aber auch nΓΌtzliche Informationen fΓΌr Erwachsene.
- Die Informationen ersetzen keine Γ€rztliche Beratung und dΓΌrfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- www.kenn-dein-limit.de
- Deutsche Gesellschaft fΓΌr Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde
- Nachrichtenagentur dpa-tmn