Falsche Versprechen Hello Fresh: Wie "regional" sind die Zutaten wirklich?

Hello Fresh bietet Kochboxen mit vorgepackten Zutaten an, die schnelle und einfach zu kochende Gerichte versprechen – und das aus regionalen Lebensmitteln.
Vorportionierte Lebensmittel, unkomplizierte Rezepte und eine Lieferung direkt nach Hause. Damit wirbt der Hersteller für Kochboxen Hello Fresh. Das Unternehmen legt laut eigenen Angaben Wert auf regionale und saisonale Produkte. Doch dahinter scheint mehr Werbeversprechen als Wahrheit zu liegen, wie eine Recherche der "Zeit" zeigt.
Lange Lieferstrecken trotz Versprechen
Mit dem Slogan "Vom Feld auf deine Gabel" verspricht Hello Fresh kurze Lieferketten und möglichst lokale Lieferanten. Die "Zeit" bestellte im Rahmen der Recherche acht Kochboxen mit Zutaten für insgesamt 25 Gerichte und überprüfte die Etiketten der gelieferten Lebensmittel. Dabei zeigt sich: Viele der Produkte haben Lieferstrecken von 200 bis 500 Kilometern hinter sich.
Laut "Zeit" bezieht Hello Fresh unter anderem Champignons aus Polen, Basilikum aus Kenia und Kräuterseitlinge aus China. Lachs komme aus Norwegen und Seehechtfilet aus Namibia.
Auf Nachfrage begründet das Unternehmen dies mit dem Fokus auf gleichbleibende Qualität und zuverlässige Lieferung auch an Feiertagen, die regionale Zulieferer teils nicht garantieren könnten. Auch die Kosten würden eine Rolle spielen. Um den Kunden gleichbleibende Preise zu bieten, achte das Unternehmen auf die Preisentwicklungen auf dem Markt. Ausländische Lieferanten können ihre Produkte oft günstiger anbieten als deutsche Zulieferer. Das liegt unter anderem an niedrigen Löhnen für Arbeiter.
"Regional" nicht geschützt
Doch wie kann Hello Fresh dann mit Regionalität werben? Laut dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) sind die Bezeichnungen "Region" und "regional" nicht einheitlich festgelegt. Hersteller können die Größe und Grenze der Region selbst festlegen.
Verbraucherschützer wie die deutsche Organisation Foodwatch fordern daher schon länger eine transparentere und umfassendere Herkunftskennzeichnung für Lebensmittel, um Verwirrung und Missverständnisse bei Verbrauchern zu vermeiden.
Hello Fresh ändert Webseite
Hello Fresh wirbt auch mit weniger Lebensmittelverschwendung durch die vorportionierten Zutaten. Eine Auswertung des Wuppertal Instituts für Klima, Umwelt und Energie hat ergeben, dass Haushalte, die Hello-Fresh-Kochboxen nutzen, tatsächlich weniger Lebensmittel verschwenden. Preislich liegt ein Gericht je nach Zutaten und Personenanzahl zwischen fünf und 8,50 Euro.
Kurz nachdem die "Zeit" das Unternehmen für Nachfragen kontaktiert hatte, entfernte Hello Fresh Angaben zur Regionalität der Produkte an mehreren Stellen auf der Webseite. Das Nachhaltigkeitsversprechen konzentriert sich nun auf die verkürzten Lieferketten und die daraus resultierenden verringerten CO2-Emissionen.
- zeit.de: "HelloFresh: Wie regional sind die Produkte in der Kochbox?"
- Wuppertal Institut: "Global Food Waste Study" (Englisch)
- zdf.de: "Was hinter dem Label "regional" steckt"
- hellofresh.de