Verstehen Sie die Signale Ihres Babys?

Man stellt es sich so schΓΆn vor: Das Baby ist geboren, die Mutter kommt mit ihm aus der Klinik nach Hause und dann wird es kuschelig. Manchmal ist das so, meistens aber nicht. Der Alltag mit einem SΓ€ugling ist eine komplette Umstellung und er kann anstrengend sein. Die Eltern und ihr frisch geborenes Baby mΓΌssen sich aneinander gewΓΆhnen. Dabei kommt es hΓ€ufig zu MissverstΓ€ndnissen, denn die Erwachsenen mΓΌssen erst lernen, die Signale eines Babys richtig zu deuten. Verstehen Sie Ihr Baby? Machen Sie das Babysprache-Quiz.
In den letzten Jahren und Jahrzehnten haben Wissenschaftler viel ΓΌber Babyentwicklung herausgefunden: Man weiΓ, wie wichtig der KΓΆrperkontakt ist, dass Schreien keineswegs die Lungen stΓ€rkt und dass ein Baby nicht nur schlΓ€ft und isst. Eigentlich sind viele Erkenntnisse nicht neu, sondern uraltes Wissen, dass man im Laufe der Jahrhunderte verloren hat. Nun mΓΌssen wir uns mΓΌhselig wieder erarbeiten, was fΓΌr NaturvΓΆlker immer selbstverstΓ€ndlich war: der richtige Umgang mit einem SΓ€ugling und das Verstehen seiner Sprache.
Eltern sollten ihrer Intuition folgen
Auch wenn es sich noch nicht mit Worten verstΓ€ndigen kann, ist ein Baby in der Lage, GefΓΌhle und BedΓΌrfnisse durch Mimik und Gestik auszudrΓΌcken. Vieles ist eindeutig, manchmal aber braucht man eine ganze Weile, bis man nach dem Try-and-Error-Prinzip herausgefunden hat, was das Baby will. "Wir haben verlernt, auf Signale zu hΓΆren. Viele Frauen in dieser Situation vertrauen ihren Instinkten und Intuitionen nicht mehr", meint Roswitha Glimm. Die Hebamme erlebt bei ihren Nachsorgebesuchen immer wieder, dass die Flut an Informationen, die sich oft sogar widersprechen, die MΓΌtter verwirrt. "Eine wichtige Rolle spielt aber auch das fehlende Abschauen, das Lernen von der Mutter beziehungsweise der GroΓmutter. Unsichere MΓΌtter werden ihren TΓΆchtern kaum beibringen kΓΆnnen, was ein Baby durch seine Gestik und Mimik mitteilt." Im Gegenteil: Oft verunsichern bemΓΌhte GroΓmΓΌtter die frischgebackenen Eltern zusΓ€tzlich.
Babysprache ist universell
Als es noch GroΓfamilien gab, sind Kinder von Anfang an mit anderen groΓ geworden, haben die Kleinsten mit sich herumgeschleppt und hatten immer jemanden, von dem man sich etwas abschauen konnte. Heute kommen viele Frauen aus Einkindfamilien, stΓΌrzen direkt aus dem Berufsleben ins Mutterdasein, um dann festzustellen, dass das Baby seinen eigenen Rhythmus und auch seinen eigenen Kopf hat. NatΓΌrlich ist jedes Kind individuell, bringt jedes bereits seinen eigenen Charakter und seine eigene Ausdrucksweise mit, aber es gibt Signale, die bei jedem Baby gleich sind - ΓΌberall auf der Welt.
Situationsanalyse: Warum weint das Kind?
Das wichtigste Signal, ΓΌber das ein Baby verfΓΌgt, ist das Weinen. Denn Babyweinen ist etwas, was Menschen und auch Tiere nur ganz schwer ertragen kΓΆnnen. Und das ist auch gut so, zwingt es die Umwelt doch zum Handeln und damit zum Sichern des Γberlebens. Doch manchmal handeln wir zu schnell, erzeugen so zu viel des Guten. Das Kind wird ΓΌberreizt und schreit noch mehr. Denn Weinen ist nicht gleich Weinen. Ein typisches Beispiel ist das Weinen aus Frust, wenn es zum Beispiel mit dem Drehen nicht so klappt, wie es klappen soll. Nimmt man das Baby dann sofort hoch, wird es noch frustrierter sein. Hat man es doch um ein wichtiges und hart erarbeitetes Erfolgserlebnis gebracht. Manchmal hilft es also, zunΓ€chst einmal beruhigend auf das Kind einzureden und die Situation genau unter die Lupe zu nehmen.
Kein Baby weint ohne Grund
Reagieren sollte man aber auf alle FΓ€lle. Denn ohne Grund schreit kein Kind und es will seine Eltern auch auf keinen Fall terrorisieren. Es muss nicht erzogen werden und versteht auch noch kein "Nein". Es ist an den Eltern, den Grund zu suchen. MΓΌdigkeit, Hunger, Durst, eine kratzende Strickjacke, eine volle Windel, eine unbequeme Lage, das BedΓΌrfnis nach NΓ€he, ein wunder Po, Spielzeug, das nervΓΆs macht, Frieren oder Schwitzen - Es gibt eine ganze Reihe von mΓΆglichen AuslΓΆsern, die man StΓΌck fΓΌr StΓΌck abklΓ€ren kann.
Im Laufe der Zeit verstehen Eltern ihr Baby immer besser. Umgekehrt lernt das Baby, GefΓΌhle im Gesicht seiner Bezugspersonen zu lesen. Es spiegelt sie und versucht so, Kontakt aufzunehmen. Eltern reagieren instinktiv auf dieses Verhalten und ahmen die GesichtsausdrΓΌcke wiederum in ΓΌbertriebener Form nach. So nΓ€hern sich beide Seiten in ihrer Kommunikation an.
"Γbersetzungskurse" fΓΌr Baby-Signale
Wer gerne auf Nummer sicher gehen mΓΆchte, der kann auch einen entsprechenden Kurs belegen. Sie werden deutschlandweit von verschiedenen Organisationen angeboten und richten sich an Paare, die ein Baby erwarten oder gerade Eltern geworden sind. Ziel ist es, die Signale erkennen und zuordnen zu kΓΆnnen, sich der BedΓΌrfnisse des Kindes aber auch der eigenen bewusst zu werden, sich auszutauschen mit anderen Eltern und von der Erfahrung der Kursleiter zu profitieren. "Das ist eine gute Sache. SchΓ€rft es doch den Blick der Eltern auf das Wesentliche", meint Roswitha Glimm. Solche Kurse vermitteln eine Grundsicherheit, die wiederum das Baby spΓΌrt, das darauf mit groΓer Wahrscheinlichkeit zufrieden reagieren wird.