Was steckt hinter "Verzögerungen im Betriebsablauf"?
"Aufgrund von Verzögerungen im Betriebsablauf ist unser Zug zum Stehen gekommen", viele ahnen: Jetzt heiĂt es warten. Doch warum eigentlich? Was bedeuten die teils kryptischen ErklĂ€rungen der Deutschen Bahn?
Das Wichtigste im Ăberblick
Wer die Deutsche Bahn nutzt und vielleicht sogar Pendler ist, dem graut es vor Ansagen wie "Wegen Verzögerungen im Betriebsablauf sind wir zum Stehen gekommen" oder "Wegen polizeilicher Ermittlungen verzögert sich unsere Weiterfahrt".
Dabei wissen viele gar nicht, was hinter Ansagen wie diesen steckt: Ist immer nur die Deutsche Bahn schuld an Verzögerungen im Betriebsablauf? Und gibt es immer Kriminelle im Zug, wenn die Polizei ermittelt? Die wichtigsten Ansagen der Bahn und ihre Bedeutung:
1. Verzögerungen im Betriebsablauf
FĂŒr viele VerspĂ€tungen der Deutschen Bahn gibt es keine klare Ursache, viel mehr entstehen sie durch viele Kleinigkeiten, die sich sammeln. Dann ist die Rede von "Verzögerungen im Betriebsablauf".
Zu diesen kleineren Verzögerungen, die in der Summe zu einer VerspĂ€tung des Zuges fĂŒhren können, zĂ€hlen beispielsweise technische Probleme am Zug oder an der Strecke, aber auch Reisende, die am Bahnhof lĂ€nger zum Ein- oder Aussteigen benötigen, als eingeplant war.
Etwas anderes sind "witterungsbedingte Verzögerungen im Betriebsablauf": Dabei handelt es sich entsprechend ebenfalls um eine Sammlung an kurzen Verzögerungen, sie sind jedoch alle auf das Wetter zurĂŒckzufĂŒhren. Das kann beispielsweise bei Schnee oder Sturm der Fall sein, wenn einige Streckenabschnitte nicht befahrbar sind.
2. Umgekehrte Wagenreihung
"Der Zug verkehrt heute in umgekehrter Wagenreihung" ertönt es aus den Lautsprechern im Bahnhof. Das bedeutet nicht selten Chaos am Bahnsteig und im Zug, weil vor allem unerfahrene Reisende jetzt lange nach ihrem Platz suchen. Doch wie kommt es ĂŒberhaupt dazu?
Die Deutsche Bahn erklĂ€rt dazu: "Weil Störungen dazu fĂŒhren können, dass ein Zug seine Fahrtrichtung Ă€ndert." Die hĂ€ufigsten Ursachen dafĂŒr sind beispielsweise Streckensperrungen oder Umleitungen, beispielsweise durch Bauarbeiten. Aber auch ein zusĂ€tzlicher oder ausgelassener Kopfbahnhof auf der Strecke kann dazu fĂŒhren, dass der Zug anschlieĂend falsch herum weiter fĂ€hrt.
3. Polizeiliche Ermittlungen oder Notarzteinsatz (im Zug/am Gleis)
Gibt es einen Polizei- oder Notarzteinsatz im Zug, kann das im Grunde erst einmal alles mögliche bedeuten: Zu Zeiten der Corona-Pandemie kann beispielsweise bei Maskenverweigerern die Polizei zu Rate gezogen werden, aber auch, wenn Schwarzfahrer uneinsichtig sind, gibt es manchmal PolizeieinsÀtze.
Bei einem Notarzt- oder Polizeieinsatz am Gleis kann es zu einem Unfall gekommen sein, bei dem Personen zu Schaden gekommen sind. HÀufig ist dies bei einem Suizid der Fall, es kann sich aber auch um einen Unfall handeln, wenn beispielsweise ein Fahrzeug auf die Gleise geraten ist. Gibt es einen Notarzteinsatz im Zug, handelt es sich hÀufig um SchwÀcheanfÀlle, Herzinfarkte, Sturzverletzungen oder Àhnliche Situationen, die im Zug entstehen können.
4. (Witterungsbedingte) technische Störungen an der Strecke / am Zug
Wenn die Durchsage zu technischen Störungen erklingt, bleibt die Wartezeit oft weiterhin eine Ăberraschung. Denn eine technische Störung kann beispielsweise nur eine TĂŒr betreffen, die nicht schlieĂt, und in der Folge schnell behoben ist.
Gibt es jedoch eine technische Störung an der Strecke wie beispielsweise defekte Weichen, können diese den gesamten Verkehr auf der Strecke lahmlegen. Und das kann dauern.
5. Signalstörung
Bahnstrecken sind in der Regel in einzelne Abschnitte unterteilt. Vor jedem Abschnitt gibt es Signale fĂŒr die BahnfĂŒhrer, meist sind das Ampeln oder auch Verkehrszeichen des Schienenverkehrs. Sie verhindern unter anderem, dass ZĂŒge einander auffahren oder auf einer einspurigen Strecke kollidieren.
Kommt es zu einer Signalstörung und infolgedessen zu einer VerspĂ€tung ist das ein Sammelbegriff fĂŒr alle Störungen in den Anlagen der Leit- und Sicherungstechnik. Das können Ăste auf den Gleisen oder verkeilte Steine in einer Weiche, aber auch Ăberschwemmungen, kaputte LED-Lampen oder StelldrĂ€hte sein. All diese Störungen fĂŒhren dazu, dass der Zug stehen bleibt und erst dann wieder startet, wenn die Fahrt sicher ist.
6. Unfall mit Personenschaden
Die wohl schlimmste Bahndurchsage ist der "Unfall mit Personenschaden". Denn diese Beschreibung meint einen Selbstmordversuch auf den Gleisen. Es folgt ein oft stundenlanger Notarzt- und Polizeieinsatz und es können sogar mehrere Strecken gleichzeitig gesperrt werden.
Hinzu kommt, dass dieser Fall oft traumatische Folgen fĂŒr den ZugfĂŒhrer und auch fĂŒr alle anderen Beteiligten haben kann.
7. Personen oder Tiere im Gleis
Anders als bei "Unfall mit Personenschaden" sind "Personen im Gleis" Ă€hnlich wie "Tiere im Gleis" zum GlĂŒck noch nicht zu Schaden gekommen.
Allerdings: Wer versehentlich oder auch absichtlich, beispielsweise fĂŒr ein Foto vom Zug oder um eine AbkĂŒrzung zu nehmen, auf die Bahngleise gerĂ€t, bringt einen gesamten Zug zum Stehen und sorgt oftmals fĂŒr eine lĂ€ngere Wartezeit. Das gleiche gilt fĂŒr entlaufene KĂŒhe oder verirrtes Wild, das auf den Gleisen steht.