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Geisterfahrer: Das sind die häufigsten Gründe für Falschfahrten | Studie


Falsch herum auf der Autobahn
Studie zeigt: Das sind die Gründe für Geisterfahrten

Von dpa
Aktualisiert am 25.08.2023Lesedauer: 3 Min.
imago images 0299416066Vergrößern des BildesWarnhinweis: In Österreich sollen Schilder Geisterfahrten verhindern. (Quelle: IMAGO/Daniel Scharinger)
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Albtraum Geisterfahrer: Wie kommt es, dass Autofahrer immer mal wieder falsch herum auf der Autobahn unterwegs sind? Eine Studie hat das untersucht.

Mit einem lauten Knall prallen die beiden Autos aufeinander, das Glas der Frontscheiben verteilt sich in Tausenden von Teilen an der Unfallstelle, Lack splittert. Die Motorblöcke in beiden Fahrzeugen sind geschrumpft. Wer hier auf dem Fahrersitz gesessen hat, der hatte keine Chance – trotz ausgelösten Airbags. So kann ein Unfall ausgehen, der passiert, wenn ein Geisterfahrer auf der Autobahn mit seinem Fahrzeug gegen ein entgegenkommendes Fahrzeug prallt.

"Diese extreme Belastung für den Körper ist ganz sicher lebensbedrohlich, wenn nicht sogar tödlich", sagt der Leiter der Unfallforschung der Versicherer (UDV) Siegfried Brockmann.

Bei der Vorstellung einer Studie zum Thema Geisterfahrer hat Brockmann in Münster am Mittwoch bei einem Crashtest mit Tempo 100 zwei Autos aufeinanderprallen lassen. Das Ergebnis ist erschreckend. Ähnlich erschreckend findet Brockmann sein Studienergebnis.

Das sind die Ursachen für Geisterfahrten

Falschfahrten auf Autobahnen werden in vielen Fällen bewusst begonnen. Bei einem Drittel der dabei rund 220 untersuchten Fälle haben die Fahrer im fließenden Verkehr gewendet. Bei über 40 Prozent der in der Studie beleuchteten Falschfahrten sind die Geisterfahrer älter als 75 Jahre, wie Brockmann erläutert. Bei den Senioren spielt nach seiner Schilderung oft Verwirrtheit und Demenz eine Rolle, während bei den jungen Geisterfahrern Selbsttötungsgedanken oder die Flucht vor der Polizei der Auslöser seien.

Die Beteiligung der Älteren macht Brockmann besonders Sorge. "Das sollte einem zu denken geben. Wir müssen über Senioren und Hochbetagte nochmals nachdenken", sagte der Wissenschaftler.

Jahresvergleich nicht möglich

Brockmann und sein Team haben für die Studie die Schadensakten der Versicherer, Unfallinformationen der Polizei und Medienberichte ausgewertet. Zu 80 Prozent stammen die rund 220 Fälle auf deutschen Autobahnen, die nun untersucht wurden, aus dem Zeitraum ab 2015. Ein Jahresvergleich, also eine Aussage dazu, ob Geisterfahrten zunehmen, ist nicht möglich. Die amtlichen Unfallstatistiken sagen zum Thema Geisterfahrer laut Brockmann praktisch nichts aus. Hier werden auch Unfälle innerorts und zum Beispiel mit Radfahrern als Falschfahrer ausgewiesen.

Die wichtigsten Erkenntnisse: Nach zwei Kilometern ist rund die Hälfte der Falschfahrten beendet, Geisterfahrer sind fast ausschließlich in Autos unterwegs, oft sitzen ältere Autofahrer am Steuer, bei über der Hälfte fahren die Geisterfahrer falsch an Anschlussstellen (41 Prozent) oder Raststätten (11) auf, und zwei Drittel der Geisterfahrer fahren auf der linken Spur aus Sicht des Verkehrs, der richtig unterwegs ist. Der Anteil der alkoholisierten Falschfahrer ist bei den Jüngeren (42,1 Prozent) höher als bei den Senioren (6).

So kann Technik in Zukunft helfen

Brockmann setzt in der Zukunft auf die Software in den Autos. "Das Fahrzeug müsste selbst einbremsen, wenn die Software merkt, dass der Fahrer falsch auf die Autobahn fährt", erklärt der Wissenschaftler. "Stopp-Hände" an den Auffahrten wie in Österreich würden zwar nicht schaden. Bei bewussten Falschfahrten oder Demenz seien sie aber unwirksam.

Auch denkbar seien Warnungen, die etwa mittels Autosoftware übers Cockpit ausgespielt werden oder über eine App auf dem Handy. Hier gibt es nach Angaben von Brockmann bereits vereinzelte Lösungen. Er sieht hier nur den Nachteil, dass bei zu häufigen Warnungen vor Falschfahrern die Autofahrer abstumpfen und die Warnungen nicht mehr ernst nehmen. Die ausgesprochenen Warnungen vor Falschfahrern übers Radio hält Brockmann für sinnvoll.

Geisterfahrer: Das sollten Sie tun

Sehen Sie einen Geisterfahrer, rufen Sie sofort die Polizei per Notruf an die 110, mit Angaben zur eigenen Position, erklärt der Auto Club Europa (ACE).

Hören Sie eine Warnmeldung im Radio, sollten Sie dem ACE zufolge folgende sieben Punkte beherzigen:

  1. Radio und Verkehrsfunk eingeschaltet lassen.
  2. Ruhe bewahren, Geschwindigkeit kontrolliert verringern und Warnblinkanlage einschalten.
  3. Am Rand der äußersten rechten Spur fahren.
  4. Standstreifen zum Ausweichen im Notfall im Auge behalten.
  5. Keinesfalls andere Fahrzeuge überholen.
  6. Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug halten.
  7. Abfahren von der Autobahn am nächsten Parkplatz, an der nächsten Raststätte oder an der nächsten Ausfahrt.

In keinem Fall sollte man aber auf eigene Faust versuchen, einen Geisterfahrer oder eine Geisterfahrerin zu stoppen. Das gilt insbesondere auch für alle, die etwa aus dem Verkehrsfunk bereits von einem falsch fahrenden Fahrzeug auf dem Streckenabschnitt wissen, auf dem sie selbst unterwegs sind.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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