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Italiens Schuldenberg: Finanzminister Olaf Scholz warnt vor Einmischung


Italiens Schuldenberg
Finanzminister Olaf Scholz warnt vor Einmischung

Von dpa
Aktualisiert am 12.10.2018Lesedauer: 3 Min.
Bundesfinanzminister Olaf Scholz (Archivbild)Vergrößern des BildesBundesfinanzminister Olaf Scholz (Archivbild) (Quelle: imago-images-bilder)
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Seine hohe Schuldenlast macht Italien zum Sorgenkind der Eurozone, die Regierung will noch mehr Geld ausgeben. Olaf Scholz rät allerdings von Belehrungen ab.

Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) hat vor übertriebenen Sorgen und Belehrungen wegen der Finanzlage Italiens gewarnt. Wenn man einen Rat geben wolle, laute der: "Seid vorsichtig mit dem was ihr macht", sagte Scholz am Freitag bei der Jahrestagung von Internationalem Währungsfonds (IWF) und Weltbank im indonesischen Nusa Dua. Es gehe hier um die Handlungsstrategie und Haushaltspläne eines Staates. "Das ist kein Thema der Europäischen Union, sondern des Staates Italien", sagte er und warnte vor zu starker Einmischung.

Finanzexperten betonten bei dem Treffen, man dürfe sich in keine Panik hineinreden. IWF-Chefin Christine Lagarde hatte Italien tags zuvor aufgefordert, die Schuldenregeln der Europäischen Union einzuhalten. "Ich möchte alle daran erinnern, dass wenn man Mitglied eines Clubs ist und sich entscheidet, in diesem Club zu bleiben, dann spielt man nach den Regeln dieses Clubs."

Ziel eines ausgeglichenen Haushalts verschoben

Die italienische Regierung hält nach Angaben von Finanzminister Giovanni Tria an den umstrittenen Haushaltsplänen fest auch wenn als Reaktion auf höhere Schulden die Zinsen auf Staatsanleihen steigen und es für Italien somit teurer wird, Schulden zurückzuzahlen. Die populistische Fünf-Sterne-Bewegung und die rechte Lega wollen neben einer Absenkung des Rentenalters eine Grundsicherung einführen.

Die Haushaltspläne sehen Mehrausgaben von 36,7 Milliarden Euro vor. Davon würden fast sieben Milliarden Euro durch Kürzungen an anderer Stelle, etwas mehr als acht Milliarden Euro durch zusätzliche Einnahmen und die übrigen rund 22 Milliarden Euro über neue Schulden gedeckt, so Tria.

Italien peilt mittlerweile einen ausgeglichenen Haushalt auch erst nach 2021 an. Das Parlament in Rom stimmte am Donnerstag für eine Verschiebung des bisherigen Termins im Jahr 2020, der von der Vorgängerregierung festgelegt wurde. Die im Juni gewählte neue Regierung hat dagegen kein konkretes Datum dafür festgelegt. Sie peilt im kommenden Jahr vielmehr eine Defizitquote von 2,4 Prozent an, drei Mal so hoch wie die Zielmarke ihrer Vorgänger. Die EU-Kommission hat die Haushaltspläne kritisiert.

Euro soll stabil bleiben

Die Sorge um die italienische Haushaltspolitik trübte zuletzt die Stimmung der Anleger am Aktienmarkt in Europa deutlich ein. Bis zum 15. Oktober muss Rom den Haushaltsentwurf bei der EU-Kommission einreichen, die diesen dann prüft. Italien weist einen enormen Schuldenberg von etwa 2,3 Billionen Euro auf, das sind mehr als 130 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP). In der EU sind nach gemeinsam vereinbarten Regeln lediglich 60 Prozent erlaubt, um die Finanzstabilität des Euros nicht zu gefährden.

Auch andere Länder der EU reißen die Maastricht-Hürde bei den Gesamtschulden, Deutschland kehrt erst in diesem Jahr voraussichtlich wieder unter die 60-Prozent-Grenze zurück erstmals seit 2002.

Italiens Finanzminister Giovanni Nia traf sich in Nusa Dua unter anderem auch mit seinem US-Amtskollegen Steven Mnuchin. "Wir haben die Grundlagen der italienischen Wirtschaft diskutiert und die Anstrengungen seiner Regierung, Wachstum zu steigern und die öffentlichen Schulden zu reduzieren", twitterte Mnuchin nach dem Treffen am Freitag.

Auch staaliche Risiken müssen bedacht werden

Bundesbank-Präsident Jens Weidmann warnte indes vor einer hohen Belastung der Bilanzen italienischer Banken mit Staatsanleihen. "Wir sehen die Entwicklung, dass die Bankbilanzen in Italien in letzter Zeit eher mehr Staatsanleihen aufweisen als weniger", sagte Weidmann.

Im Falle einer gemeinsamen Einlagensicherung in Europa würde die Gefahr bestehen, dann über dieses Instrument auch Ausfallrisiken für Staaten zu übernehmen, sagte Weidmann. Man müsse sich deshalb als Grundlage für eine gemeinsame Einlagensicherung nicht nur um faule Kredite in Bankbilanzen kümmern, sondern auch um staatliche Risiken. Er schlug vor, die regulatorische Privilegierung von Staatsanleihen aufzulösen – also die Befreiung der Banken von der Pflicht, für solche Kredite an den Staat Eigenkapital zurückzulegen.

Scholz wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass die Diskussion um eine gemeinsame Einlagensicherung in Europa derzeit keine Priorität habe. Deutschland ist zwar für eine gemeinsame Bankenunion mit gemeinsamen strengeren Regeln, zeigt sich aber bisher skeptisch, in diesem Rahmen auch – ähnlich wie bei der deutschen Einlagensicherung ein System zu etablieren, durch das deutsche Institute etwa bei Schieflagen italienischer Banken mithaften müssten.

Verwendete Quellen
  • dpa
  • Reuters
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