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Iranische Kamikaze-Drohnen setzen Ukrainern offenbar schwer zu


"Kaum abzufangen"
Iranische Kamikaze-Drohnen setzen Ukrainern offenbar schwer zu

Von t-online, mk

Aktualisiert am 20.09.2022Lesedauer: 3 Min.
Start einer Shahed-136 bei einem Testflug im Iran (Archivbild): In Odessa sollen 14 Drohnen abgeschossen worden sein.Vergrößern des BildesStart einer Shahed-136 bei einem Testflug im Iran: Die Kamikaze-Drohne soll mit Sprengstoff beladen 2.500 Kilometer weit fliegen können. (Quelle: Screenshot/Youtube@UkrainianMilitaryYouTube)
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Iranische Kampfdrohnen haben das Schlachtfeld in der Ukraine erreicht. Bislang ist gegen die fliegenden Killer wenig auszurichten.

Mitte Juli berichtete die US-Regierung erstmals, dass Russland Hunderte Kampfdrohnen bei seinem Verbündeten Iran bestellt habe, um diese im Krieg gegen die Ukraine einzusetzen. Inzwischen kommen die fliegenden Killer offenbar regelmäßig auf dem Schlachtfeld zum Einsatz – und verlangsamen den Vormarsch der Ukrainer bei der Rückeroberung der von Russland besetzten Gebiete.

Vorige Woche veröffentlichte das ukrainische Verteidigungsministerium erstmals Bilder von Trümmern einer iranischen Drohne vom Typ Shahed-136. Auf den Trümmerteilen ist zwar der russische Name Geran-2 zu lesen, eine genauere Untersuchung der Bauteile zeigte aber, dass es sich um das iranische Fabrikat handelte. Die Drohne sei bei Kupiansk in der Region Charkiw von ukrainischen Kräften abgeschossen worden, hieß es aus Kiew.

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Ukraine: Schon mehrere Angriffe mit Shahed-136

In anderen Fällen scheint die Abwehr der iranischen Drohnen allerdings nicht zu gelingen. So berichtet das "Wall Street Journal" unter Berufung auf den Kommandeur einer ukrainischen Artillerieeinheit von mehreren russischen Angriffen mit der Shahed-136, ebenfalls in der Region Charkiw. Dabei habe die Einheit allein in der vergangenen Woche vier selbstfahrende Haubitzen und zwei gepanzerte Truppentransporter verloren. Bei einem Testangriff mit einer Shahed-136 hätten die Russen vorigen Monat zudem ein von den USA geliefertes 155-Millimeter-Geschütz vom Typ M777 zerstört, berichtet der Kommandeur im "Wall Street Journal".

Das Tückische an der Shahed-136: Sie kann mit Sprengstoff beladen bis zu 2.500 Kilometer weit fliegen und dann als Kamikaze-Drohne auf ein Ziel herabstürzen. Fachleute sprechen bei diesem Waffentyp von "loitering munition", was soviel bedeutet wie Lauerwaffe. Mit einer Länge von 3,5 Metern und einer Flügelspannweite von 2,5 Metern ist die Shahed-136 sehr wendig, ihre geringe Flughöhe erschwert die Abwehr obendrein. "Wenn eine Shahed-136 erstmal auf ihr Ziel fixiert ist, ist sie kaum noch abzufangen", sagte der US-Luftwaffenexperte Scott Crino dem "Wall Street Journal".

Berüchtigt als "Aramco-Killer"

Diese Eigenschaften haben die Shahed-136 schon in anderen Konflikten zu einer gefürchteten Waffe gemacht. So soll der Angriff auf den Öltanker "MT Mercer Street" im Golf von Oman im Juli 2021 mit einer Shahed-136 erfolgt sein, berichtet der österreichische Berufssoldat und Kriegsforscher Markus Reisner im Fachportal "zenith". Auch der Angriff auf saudische Erdölanlagen nahe der Formel-1-Rennstrecke in Dschidda im März dieses Jahres erfolgte Reisner zufolge mit einer Shahed-136, was ihr den Namen "Aramco-Killer" eingebracht habe; Aramco ist der Name des staatlichen saudischen Ölkonzerns.

Russland nutzt die Shahed-136 im Krieg gegen die Ukraine offenbar sehr geschickt in Verbindung mit seinen Fähigkeiten in der elektronischen Kriegsführung. So könne Russland das ukrainische Radar "blenden", um die Drohne "wie auf einem 'Zauberteppich' ins Ziel fliegen" zu lassen, schreibt Kriegsforscher Reisner. Eine andere Möglichkeit sei, die Shahed-136 im Doppelpack starten zu lassen, wobei eine der Drohnen eine Radarstation angreift und die zweite beispielsweise einen Panzer oder ein Artilleriegeschütz. Zum Einsatz kommen die Drohnen bislang vor allem dort, wo die russische Armee durch den Vormarsch der Ukrainer ihre Artillerie nicht mehr einsetzen kann wie bisher.

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Ukraine bittet um Anti-Drohnen-Technologie

"Russland ist durch den Einsatz der iranischen Drohnen in der Lage, seinen strategischen Abnützungskrieg gegen die Ukraine fortzuführen oder gar noch zu intensivieren", beschreibt Markus Reisner die Bedrohungslage. Laut "Wall Street Journal" hat die Ukraine bei der US-Regierung bereits moderne Anti-Drohnen-Technologie angefragt, um der Bedrohung durch die Shahed-136 zu begegnen.

Wie viele Drohnen der Iran Russland schon geliefert hat und noch liefern will, ist unklar. Das Land verfügt über eine der größten Drohnenflotten in der Region, die Flotte umfasst nach israelischen Informationen mindestens 48 Modelle, von denen einige auf erbeuteten US-Fabrikaten basieren. Die russische Drohnenflotte allein kann es dagegen kaum mit den ukrainischen Fähigkeiten in diesem Bereich aufnehmen.

Verwendete Quellen
  • wsj.com: Russia’s Use of Iranian Kamikaze Drones Creates New Dangers for Ukrainian Troops (Bezahlangebot, englisch; Stand: 20. September 2022)
  • magazin.zenith.me: Liebesgrüße aus Teheran (Stand: 20. September 2022)
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