NGO: Mindestens 100 Menschen im Iran droht die Todesstrafe
Wegen der Proteste im Iran kΓΆnnte das Regime Menschenrechtlern zufolge 100 Menschen hinrichten lassen. Elf von ihnen sind bereits zum Tode verurteilt.
Im Zusammenhang mit den anhaltenden Protesten im Iran droht mindestens hundert Menschen im Land die Todesstrafe. Die in Norwegen ansΓ€ssige Menschenrechtsorganisation Iran Human Rights (IHR) erklΓ€rte am Dienstag, 100 im Rahmen der Proteste festgenommenen Menschen wΓΌrden TatbestΓ€nde zur Last gelegt, die im Iran mit dem Tod bestraft werden kΓΆnnen. Elf davon seien bereits zum Tode verurteilt worden, ein groΓer Teil der Festgenommen habe nur begrenzt Zugang zu anwaltlicher Hilfe.
FΓΌnf der insgesamt 100 von der Todesstrafe bedrohten Menschen seien Frauen. FΓΌr zwei bereits zum Tode Verurteilte hatte die iranische Justiz in den vergangenen Tagen Berufungsverfahren zugelassen.
Zwei MΓ€nner bereits hingerichtet
Die iranischen BehΓΆrden wollten mit den Todesurteilen die Menschen dazu bringen, "nach Hause zu gehen", sagte IHR-Chef Mahmood Amiry-Moghaddam der Nachrichtenagentur AFP. Die Urteile hΓ€tten zwar "gewisse Auswirkungen", sie fΓΌhrten aber nach EinschΓ€tzung seiner Organisation eher zu "grΓΆΓerer Wut gegenΓΌber der Staatsmacht". Die Strategie der Regierung, "ΓΌber Exekutionen Angst zu verbreiten", sei gescheitert.
In den ersten zwei Dezemberwochen waren die beiden 23-jΓ€hrigen MΓ€nner Mohsen Schekari und Madschidresa Rahnaward hingerichtet worden. Die BehΓΆrden warfen ihnen Gewalt gegen SicherheitskrΓ€fte vor.
Einem am Montag verΓΆffentlichten Bericht der in den USA ansΓ€ssigen Nichtregierungsorganisation Human Rights Activists News Agency (HRANA) zufolge stieg die Zahl der Hinrichtungen im Iran im Jahr 2022 im Vergleich zum Vorjahr um 88 Prozent. Die Zahl der Todesurteile habe um acht Prozent zugenommen, die meisten davon seien wegen Mordes oder Drogendelikten verhΓ€ngt worden.
IHR: Γber 400 getΓΆtete Demonstranten
Nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Amnesty International ist der Iran nach China das Land mit den zweitmeisten vollstreckten Todesurteilen. Demnach wurden im Land allein 2021 mindestens 314 Menschen hingerichtet.
Der Iran wird seit Monaten von heftigen Protesten erschüttert. Ausgelâst wurden sie durch den Tod der jungen Kurdin Mahsa Amini am 16. September. Die 22-JÀhrige war nach ihrer Festnahme durch die Sittenpolizei wegen eines angeblich nicht ordnungsgemÀà getragenen Kopftuchs gestorben.
Am Dienstag verΓΆffentlichten aktualisierten Zahlen des IHR zufolge wurden bisher insgesamt 476 Demonstranten getΓΆtet. Die oberste iranische SicherheitsbehΓΆrde hatte Anfang Dezember von mehr als 200 Toten gesprochen, einschlieΓlich getΓΆteter SicherheitskrΓ€fte.
- Nachrichtenagentur AFP