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Russland: Putin lässt Wissenschaftler festnehmen – Das ist der Grund


"Um das Ego zu streicheln"
Putin lässt Raketenwissenschaftler festnehmen – drei sind schon tot

Von t-online, das

Aktualisiert am 04.02.2024Lesedauer: 3 Min.
RUSSIA-PUTIN/Vergrößern des BildesWladimir Putin: Das russische Regime soll Wissenschaftler wegen angeblichen Geheimnisverrats inhaftiert haben. (Quelle: Sputnik/reuters)
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Der russische Präsident Wladimir Putin preist gerne die eigenen Hyperschallraketen an. Jetzt sollen aber immer mehr Entwickler der Waffen festgenommen worden sein – aus zum Teil fadenscheinigen Gründen.

In Russland sind offenbar zahlreiche Wissenschaftler unter fadenscheinigen Begründungen festgenommen worden. Ihnen wird vorgeworfen, angeblich geheime Informationen zur Entwicklung russischer Hyperschallraketen an das Ausland weitergeben zu haben, berichtet die britische BBC.

Putin hatte erstmals 2005 von der Entwicklung der Raketen gesprochen. 2018 hatte er sie dann in einer Rede mit einem Video angepriesen: "Sie wird praktisch unverwundbar sein, und ihre Geschwindigkeit wird Hyperschall sein. Sie wird wie ein Meteorit sein." In der Rede hatte Putin auch dem Westen gedroht: "Niemand hat uns zugehört. Hören Sie uns jetzt zu." Er dankte auch den Waffenentwicklern: "Sie alle sind wahre Helden unserer Zeit."

Video | Videos sollen einen Angriff auf Russlands Panzer zeigen
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Quelle: t-online

Vorwurf Staatsverrat

Die Raketen werden von Russland auch im Krieg gegen die Ukraine eingesetzt. Mitte Januar teilte etwa das ukrainische Militär mit, dass bei einem großflächigen russischen Luftangriff auch Raketen des Typs Kinschal zum Einsatz gekommen seien. Die Rakete kann aufgrund ihrer Geschwindigkeit kaum von Flugabwehrsystem abgefangen werden. Mehr zu der Rakete lesen Sie hier.

Laut den Recherchen sitzen seit 2018 zwölf Wissenschaftler in Haft, die an der Entwicklung der Hyperschallsysteme gearbeitet haben sollen. Ihnen wird Staatsverrat vorgeworfen. Die Wissenschaftler sollen dabei in Moskau sowie in der sibirischen Stadt Nowosibirsk vom russischen Inlandsgeheimdienst FSB verhaftet worden sein.

Die Wissenschaftler sollen aus Sicht des russischen Staates geheime Informationen zu den Raketen an das Ausland weitergereicht haben. Dem widerspricht der Anwalt Jewgeni Smirnow, der die Wissenschaftler vertritt. Die Forscher in Nowosibirsk seien etwa in den militärischen Teil der Entwicklung überhaupt nicht involviert gewesen, sondern hätten sich lediglich mit Aerodynamik befasst.

"Um das Ego zu streicheln"

Vielmehr geht es laut Smirnow der russischen Führung darum, mit den Verhaftungen den vermeintlichen Wert der Raketen hervorzuheben, "um das Ego zu streicheln, um zu zeigen, dass russische Raketen die besten sind und man versucht, sie zu stehlen".

Laut dem Bericht soll es bei den Verhaftungen zum Teil zu umfangreichen Hausdurchsuchungen gekommen sein. Unter anderem sollen die FSB-Agenten in einem Fall eine Grube ausgehoben haben, da sie in einer Garage Gold und Diamanten vermuteten.

Einer der Vorwürfe soll etwa sein, dass die Wissenschaftler Forschungsergebnisse in ausländischen Publikationen veröffentlicht oder an internationalen Projekten teilgenommen haben sollen. Dabei sei dies zum Teil in den Arbeitsverträgen der Inhaftierten festgelegt und auch vom Ministerium für Bildung und Wissenschaft erwünscht gewesen. "Erst haben sie ihn mit einem Besenstiel zu ausländischen Zeitschriften gejagt, und jetzt stecken sie ihn ins Gefängnis", klagt etwa ein namentlich nicht genannter Verwandter von Wladislaw Galkin, einem Professor am Polytechnikum der Stadt Tomsk.

Mehrere Todesfälle

Nach den Verhaftungen hatten zahlreiche Wissenschaftler einen offenen Brief unterzeichnet. Die russische Führung reagierte darauf aber kaum: "Wir haben diesen Aufruf gesehen, aber die russischen Sonderdienste arbeiten, sie erfüllen ihre Aufgaben. Dies ist eine sehr ernste Anschuldigung", sagte Präsidentensprecher Dmitri Peskow.

Insgesamt sollen von den zwölf Inhaftierten bereits drei verstorben sein: Wladimir Kudrjawzew starb noch vor der ersten Gerichtsverhandlung, nachdem sein Haus zuvor durchsucht worden war. Roman Kowaljow kam einen Monat nach seiner Festnahme ums Leben. Der Physiker Dmitry Kolker starb zwei Tage nach seiner Verhaftung. Er hatte zuvor bereits an Bauchspeicheldrüsenkrebs gelitten. Zwei weitere Wissenschaftler erhielten jeweils Haftstrafen von 12 Jahren, ein weiterer steht unter Hausarrest.

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