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Israel-Iran-Konflikt: Angriff weckt Hoffnung auf das Ende des Regimes


Eskalation im Nahen Osten
"Hoffentlich bald vorbei": Iraner wollen Regime-Ende

Von t-online, jha

15.06.2025 - 17:14 UhrLesedauer: 3 Min.
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Feuer in einer Ölraffinerie in Teheran: Die Menschen im Land befürchten, dass alles noch schlimmer wird. (Quelle: IMAGO/Ahmad Hatefi/imago-images-bilder)
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Die islamische Republik steht unter Beschuss. Doch was bedeutet das für die Menschen im Land? Die Angst vor dem Krieg mischt sich mit Hoffnung auf Veränderung.

Israel hat seit Freitag Ziele im Iran angegriffen, darunter Atomanlagen, Militäreinrichtungen und Regierungsgebäude. Die Angriffe haben Dutzende Menschenleben gefordert und weite Teile Teherans ins Chaos gestürzt.

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In der Hauptstadt berichten Einwohner von stundenlangen Explosionen, brennenden Gebäuden und überforderten Einsatzkräften. Die nächtlichen Detonationen seien so laut gewesen, dass sie die Fenster zum Vibrieren brachten, schilderte eine Bewohnerin dem Magazin "Zeit": "Ich dachte zunächst, es gewittert, aber nur Sekunden später wusste ich, es ist Krieg."

Schon in den ersten beiden Tagen wurden laut der iranischen Zeitung "Etemad" mehr als 120 Menschen getötet und rund 900 verletzt. Die Attacken trafen neben Teheran auch Städte wie Schiras, Yazd, Karadsch und Kerman. Im Gegensatz zu Israel verfügt der Iran über kein flächendeckendes Frühwarnsystem oder Schutzbunker. Viele Menschen suchten Schutz in U-Bahn-Schächten oder improvisierten Kellerräumen.

Angst, Flucht und Verunsicherung

Die iranische Hauptstadt gleicht einem Krisengebiet: Überfüllte Supermärkte, kilometerlange Schlangen vor Tankstellen, Menschen, die im Schlafanzug auf die Straße fliehen. "Alle sind auf die Straße gerannt. Die Schlangen an den Tankstellen waren enorm", erzählt eine Lehrerin aus Teheran der "Zeit". Selbst in ländlicheren Regionen wie Kermanschah sei die Lage angespannt.

Die iranische Regierung bleibt in der Defensive. Israel hat dem Land empfindliche Schläge verpasst – und wohl mehr als ein Dutzend hochrangige Militärs getötet. Erst rund 18 Stunden nach Beginn der israelischen Angriffe startete das Militär einen Gegenschlag mit Drohnen und Raketen. Der oberste Führer, Ajatollah Ali Chamenei, drohte im Staatsfernsehen mit Vergeltung und sprach davon, das "zionistische Regime" vernichten zu wollen. Wo er sich derzeit aufhält, ist unklar.

Hoffnung und vereinzelter Widerstand

Trotz der Zerstörung teilen viele Iraner eine Hoffnung: Dass der Krieg das Ende der Islamischen Republik einleiten könnte. "Ich bin nicht allein", sagte eine 70-jährige Bewohnerin Teherans der "Zeit". "Alle, die mich angerufen haben, sagen: 'Hoffentlich ist es bald vorbei.' Sie wollen, dass es endet. Dass das jetzt das Ende des Regimes ist und wir wieder aufatmen können."

Während der israelischen Angriffe kam es laut dpa vereinzelt zu Protesten in Teheran, etwa auf dem Basar. Auf einigen Dächern riefen Menschen Parolen wie "Tod der Islamischen Republik". Noch gibt es keine organisierte Opposition, aber der Wunsch nach einem Umbruch wird lauter. Derartige Rufe erinnern an die Protestwellen der vergangenen Jahre, insbesondere an die Bewegung "Frau, Leben, Freiheit" im Jahr 2022, die das Regime damals an den Rand des Kontrollverlusts brachte. Damals stellte die Regierung mithilfe brutaler Gewalt die Ordnung wieder her.

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Und auch jetzt versucht der Staat, die Informationslage unter Kontrolle zu halten. Das Staatsfernsehen spielte das Ausmaß der Angriffe am Freitag noch herunter. Zudem ist das Internet vielerorts gedrosselt, unabhängige Berichte gelangen nur schwer aus dem Land. Zudem wurden kritische Stimmen in sozialen Netzwerken schnell gelöscht.

Auswirkungen auf das tägliche Leben

Die wirtschaftlichen Folgen sind jedoch weithin spürbar. Schon vor den Angriffen war die iranische Wirtschaft durch internationale Sanktionen und politische Isolation schwer angeschlagen. Der Krieg verschärft nun die ohnehin prekäre Lage vieler Menschen im Land weiter. Die Währung des Iran ist nach Kriegsausbruch im freien Fall. Der Rial hat seit Donnerstag rund zwölf Prozent seines Wertes gegenüber dem Euro verloren, wie aus Angaben inoffizieller Wechselstuben hervorgeht. Devisenhändler berichteten von einem Eingreifen der Behörden aus Sorge vor weiterem wirtschaftlichem Chaos. Auf dem Schwarzmarkt kostet ein Euro mittlerweile mehr als eine Million Rial. Brot, Fleisch und Reis werden knapp. Schulen, öffentliche Gebäude und Banken bleiben vielerorts geschlossen.

Die israelischen Angriffe treffen gezielt auch Infrastruktur und Energieversorgung. In einigen Vierteln Teherans fiel die Wasserversorgung aus, ein Öllager im Nordwesten geriet in Brand. Und ein Ende ist nicht in Sicht. Laut CNN will Israel den Militäreinsatz "Wochen, nicht Tage" fortsetzen. Israels Verteidigungsminister Israel Katz hatte zuvor auf X erklärt: "Teheran wird brennen", sollte es weitere iranische Angriffe geben. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu drohte dem Iran: "Er wird einen sehr hohen Preis zahlen für den vorsätzlichen Mord an Zivilisten, Frauen und Kindern."

Wie es weitergeht, weiß niemand. Während die Regierung ihre Macht zu festigen versucht, wächst in Teilen der Bevölkerung der Wunsch nach dem Ende des Regimes. In einigen Stadtteilen helfen sich Nachbarn gegenseitig, verteilen Wasser, nehmen Geflüchtete aus anderen Bezirken auf oder organisieren private Hilfsaktionen. Viele hoffen auf ein freies Land – und fürchten zugleich, dass noch schlimmere Tage bevorstehen.

Verwendete Quellen
  • Mit Material der Nachrichtenagenturen dpa und afp
  • zeit.de: Warten auf das Ende (kostenpflichtig)
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