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Israel-Iran-Konflikt: So erleben Menschen in Israel die aktuelle Lage


So erleben Menschen in Israel die Situation
"So etwas gab es noch nie"


Aktualisiert am 14.06.2025 - 15:10 UhrLesedauer: 5 Min.
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Im Video: Hier schlagen Raketen in Tel Aviv ein. (Quelle: t-online)
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Israels Armee holt aus zum Schlag gegen den Iran. Der antwortet mit Gegenangriffen. Wie nehmen Menschen aus Israel die Angriffe wahr? t-online hat mit ihnen gesprochen.

"Rising Lion" – Aufsteigender Löwe – heißt die Operation, mit der die israelische Regierung gegen führende Militärs im Iran vorgeht und versucht, das Atomprogramm des Landes zu stoppen. Der Iran reagierte noch am selben Tag und attackierte Israel mit zahlreichen Raketen, die insbesondere im Großraum Tel Aviv einschlugen.

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Israel ist seit Freitagnacht im Alarmzustand. Doch wie fühlt sich das für die Menschen dort an? t-online hat mit drei von ihnen gesprochen:

Jenny Havemann: "Vertrauen. Nicht in Regierung. Aber ins Militär"

Social Media ist ein Gradmesser. Nicht nur für Stimmungen. "Mein Mann und ich waren am Abend noch aus in Tel Aviv", erzählt Jenny Havemann über den Vorabend der Angriffe. Die 39-jährige Politikanalystin und Bloggerin lebt mit ihrer Familie in Raʿanana unweit von Tel Aviv. "Es wurde ein bisschen später. Und als wir zurück waren, habe ich schon gemerkt: Es wird unruhig."

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Den Grund dafür machte sie weitab von Israel fest, in der US-Hauptstadt Washington. Auf der Plattform X ist das Ganze als "Pizza-Index" bekannt: "In Social-Media-Gruppen gab es Meldungen, dass die Pizzerien rund ums US-Verteidigungsministerium im Pentagon mit Bestellungen überschwemmt werden." Für sie war das ein Zeichen dafür, dass man sich dort auf eine Ausnahmesituation eingestellt habe.

Später in der Nacht, kurz vor 3 Uhr, heulten in Ra'anana die Sirenen. So wie in ganz Israel. "Wir haben dann unsere drei Kinder geschnappt und sind in den Bunker in unserer Wohnung", erzählt Jenny Havemann. Für sie und das ganze Land sei das mittlerweile Alltag.

Den Tag nach den Angriffen hat Havemann so erlebt: "Die Straßen sind leer, die Supermärkte sind voll." Die Menschen sicherten sich Lebensmittel wegen der iranischen Angriffe.

Havemann beschäftigen aber noch andere Dinge: Sie bezeichnet sich selbst als "modern-orthodox". Am Freitagabend beginnt der Sabbat. Dann schaltet sie auch alle sozialen Medien ab. "Wir sind dann komplett blind", sagt Havemann und meint: "Auch vor Warnungen im Netz vor möglichen Angriffen aus dem Iran." Die Rabbiner in ihrem Umfeld raten offiziell ab, am Sabbat die Synagoge zu besuchen. "Klar, es gab Einschränkungen während Corona. Aber so etwas gab es noch nie", sagt Havemann.

Ihre Position zum Schlag der israelischen Armee: "Das Regime im Iran bestreitet das Existenzrecht Israels." Die Spitzen des Landes haben immer wieder gesagt, sie wollten Israel "auslöschen", sagte Havemann. Selbst die Atomenergiebehörde IAEA habe zuletzt gewarnt, dass Iran nicht mehr weit von der Atombombe entfernt sei. "Wenn der Iran die Atombombe hat, bedeutet das faktisch das Ende Israels."

Trotzdem zweifelt die 39-Jährige auch an dem Kurs der israelischen Regierung. Allerdings treffe das nicht auf das Militär zu: "Wir haben Vertrauen. Weniger in unsere Regierung. Aber in unsere Armee."

Tuval G.: "Heute ist alles anders"

"Wir sind angespannt, alle sind zu Hause, aber wir versuchen, unser Leben zu Hause weiterzuführen, während wir alle darauf warten, dass im Ernstfall der Alarm ausgelöst wird und wir in den Schutzraum gehen müssen", sagt Student Tuval G. Der 26-Jährige lebt in Modi'in-Maccabim-Re'ut zwischen den Großstädten Tel Aviv und Jerusalem, möchte aber seinen vollen Namen nicht nennen.

Seine Familie und er haben für den Fall einer militärischen Eskalation vorgesorgt. "Wir haben genügend Wasser und Lebensmittel besorgt; in den Nachrichten sagt man uns, dass wir uns auf mehrere Tage vorbereiten sollen." Normalerweise trifft sich freitagabends auch bei ihm die ganze Familie zum gemeinsamen Essen. Fünfzehn bis zwanzig Leute kommen in der Regel zusammen, allerdings nicht an diesem Wochenende. "Das fällt heute aus, alle meine Freunde und teilweise auch ihre Väter wurden heute früh von der Armee eingezogen und sind bereits vor Ort im Einsatz."

Für den Studenten ist es nicht der erste Angriff dieser Größenordnung. "Aber ich habe das Gefühl, heute ist es anders. Wir erleben gerade, wie Geschichte geschrieben wird." Das iranische Regime arbeite seit zwanzig Jahren gezielt daran, Waffen zu entwickeln, um Israel zu zerstören. "Uns allen war klar, dass irgendwann der Tag kommen würde, an dem Israel Maßnahmen ergreifen muss, um unser Leben zu schützen", sagt der junge Mann.

In der Familie haben sie nach dem israelischen Angriff zunächst die Nachrichten verfolgt. "Als uns die Lage klarer wurde, haben wir uns als Familie beraten und sind losgegangen, um ausreichend Wasser und Lebensmittel einzukaufen", sagt Tuval G.

Rund 45 Minuten standen sie im Supermarkt in der Schlange. Zu Hause wurden die Vorräte im Schutzraum verstaut. "In Israel haben viele der moderneren Häuser einen eigenen Schutzraum – das ist ein Zimmer, das ganz normal aussieht, aber aus speziellen Materialien gebaut ist, mit stahlverstärkter Tür, Fenstern und Luftzufuhr, das uns im Ernstfall bei einem Raketenangriff schützt." Zudem habe man zahlreiche Akkus geladen für den Fall, dass es zu einem Stromausfall kommt.

Für die nächsten Tage werde die Familie weiter zusammenbleiben. "Wir sitzen als Familie zusammen, verfolgen die Nachrichten und beobachten, wie sich die Lage entwickelt", sagt der Student und ergänzt: "Wir sind angespannt, aber sehen es auch als notwendigen Schritt, das Atomprogramm des Iran zu stoppen." Allerdings wünscht sich der 26-Jährige eine Zeit ohne Krieg: "Wir hoffen auf eine bessere Zukunft für alle — eine Zukunft ohne Krieg und ohne Bedrohung unserer Existenz."

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Alex A.: "Es hat sich angefühlt wie der Jüngste Tag"

Der Alarm weckte bei Alex A. direkt düstere Erinnerungen: "Es war sehr beängstigend, die Alarme waren in ihrer Intensität und Dauer anders als sonst. Es fühlte sich an wie der Jüngste Tag oder eine Wiederholung des 7. Oktober 2023", berichtet der 32-jährige Datenwissenschaftler aus Tel Aviv.

Dennoch gehe es ihm gut. Gemeinsam mit Freunden befindet er sich in einem Sicherheitsraum seiner Eltern. Bei den ersten Alarmen musste er aber anderweitig Unterschlupf finden. "Die Gebäude in Tel Aviv sind alt und unsicher", erklärt er. Nach dem ersten Alarm habe er nach einem besseren Sicherheitsraum mit Toilette gesucht, zudem habe er sich mit Snacks und Wasser eingedeckt.

Bezüglich der israelischen Angriffe ist er geteilter Meinung. "Wir sind besorgt über die Auswirkungen auf die Geiseln und den Verfall der Moral unter den Soldaten", gibt er zu bedenken. Dennoch unterstütze er die Militäroperation gegen den Iran.

Ein "selbstbewusster Kampf gegen den Terrorismus und den islamischen Fundamentalismus" sei für ihn der einzige Weg, um Frieden in die Region zu bringen.

Verwendete Quellen
  • Eigene Interviews von t-online
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