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Iwan Golunow: Internationale Solidarität mit russischem Journalisten


Investigativ-Journalist in Haft
Russische Zeitungen veröffentlichen beispiellosen Solidaritätsaufruf

Von afp, dpa, jmt

Aktualisiert am 10.06.2019Lesedauer: 2 Min.
Der Journalist Iwan Golunow vor Gericht in einer Zelle: Landesweit solidarisieren sich Journalisten und Medien mit ihm.Vergrößern des BildesDer Journalist Iwan Golunow vor Gericht in einer Zelle: Landesweit solidarisieren sich Journalisten und Medien mit ihm. (Quelle: Dmitry Serebryakov/dpa-bilder)
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Iwan Golunow recherchierte zu Korruption unter hochrangigen Moskauer Verwaltungsbeamten – nun wirft ihm die Polizei angeblichen Drogenhandel vor. Eine Welle der Empörung überzieht Russland.

Aus Solidarität mit einem verhafteten Investigativ-Journalisten haben am Montag gleich drei russische Zeitungen ihre Ausgaben mit dem selben Titel herausgebracht. Jeweils in Großbuchstaben stand auf den Zeitungen "Kommersant", "Wedomosti" und "RBK" zu lesen: "Ich bin/wir sind Iwan Golunow". Die Aktion ist in Russland bislang beispiellos. "Wir erwarten, dass das Gesetz von jedem geachtet wird und für jeden gilt", hieß es weiter. Bereits am Freitag hatten dutzende Journalisten vor dem russischen Innenministerium in Moskau demonstriert. Eine Online-Petition für die Freilassung des Reporters hatte bis Montagnachmittag mehr als 140.000 Unterzeichner.

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Der prominente russische Investigativ-Journalist Iwan Golunow war nach seiner Verhaftung am Donnerstag wegen angeblichen Drogenhandels unter Hausarrest gestellt worden. Ein Haftrichter in Moskau ordnete am Samstag zunächst zwei Monate Arrest an, statt wie üblich Untersuchungshaft zu verhängen. Journalisten im ganzen Land feierten das fast wie einen Sieg. Denn sein Arbeitgeber, Kollegen, Unterstützer und die Menschenrechtsorganisation Amnesty International vermuten ein politisches Motiv hinter dem Vorgehen gegen den Reporter, der in sensiblen Bereichen recherchierte.

Wurde Golunow in Haft gefoltert?

Golunows Anwalt zufolge wird dem prominenten Journalisten des Investigativ-Portals Medusa versuchter Handel mit einer "großen Menge" an Drogen vorgeworfen. Golunow bestreitet die Anschuldigungen und gibt an, in Gewahrsam gefoltert worden zu sein – ihm seien die Drogen untergeschoben worden. Am Samstag wurde er vorübergehend in ein Moskauer Krankenhaus verlegt, wo Ärzte nach Angaben seines Anwalts gebrochene Rippen, Prellungen und eine Gehirnerschütterung feststellten. Die Polizei sprach lediglich von Kratzern auf dem Rücken und einem geschwollenen Auge.

Die Polizei gibt an, in Golunows Rucksack knapp vier Gramm der psychoaktiven Designerdroge Mephedron sowie Kokain gefunden zu haben. Ein weiteres Päckchen mit Drogen und eine Waage seien in der Wohnung des 36-Jährigen entdeckt worden. Zu den zunächst veröffentlichten Fotos eines angeblichen Drogenlabors in Golunows Wohnung räumte die Polizei später ein, dass nur eines der Bilder tatsächlich aus der Wohnung des Beschuldigten stamme.

Recherchen über Korruption in Moskau

Golunows Arbeitgeber Medusa und sein Anwalt wiesen die Anschuldigung zurück. Sie warfen den Behörden vor, Golunow für seine Recherchen bestrafen zu wollen. Der 36-Jährige recherchierte zuletzt über Korruption unter hochrangigen Verwaltungsbeamten in Moskau. Er hatte enthüllt, wie die Beamten mit illegalen Geschäften im Beerdigungsgewerbe riesige Summen abschöpfen. Medusa erklärte, Golunow habe bereits mehrere Morddrohungen erhalten. Die Nachrichten-Website hat ihren Sitz im benachbarten EU-Mitgliedstaat Lettland, um der russischen Zensur zu entgehen.


Auch Amnesty International bezeichnete die gegen Golunow erhobenen Anschuldigungen als zweifelhaft. Das Vorgehen gegen den Journalisten folge einem "leider altbekannten Muster". Dass Drogen Menschen untergeschoben werden, um sie mittels eines Strafverfahrens mundtot zu machen, hat auf dem Gebiet der früheren Sowjetunion eine lange Geschichte. Russland liegt in der Rangliste der Pressefreiheit von Reporter ohne Grenzen auf Platz 149. Damit rangiert es noch hinter Mexiko, Simbabwe und Algerien.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagenturen AFP, dpa
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