Viele Tote bei Protesten Myanmar erlebt den bislang blutigsten Tag seit dem Putsch
In Myanmar eskaliert die Gewalt von Armee und Polizei immer mehr. Allein am Samstag starben Dutzende Menschen, darunter auch Kinder. Das Militär feiert sich unterdessen selbst.
Am bislang blutigsten Tag der Proteste gegen die Militärherrschaft in Myanmar haben Armee und Polizei fast 90 Menschen getötet. "Mindestens 89 Menschen wurden bis zum frühen Abend getötet", erklärte die örtliche Organisation für politische Gefangene (AAPP) am Samstag. Laut den Vereinten Nationen waren auch Kinder unter den Opfern. Aus Anlass einer Militärparade zum Tag der Armee hatte die Protestbewegung zu neuen Demonstrationen aufgerufen.
"Wir erhalten Berichte über Dutzende von Toten, einschließlich Kindern, hundert Verletzte an 40 Orten und Massenverhaftungen", erklärte das Büro des UN-Hochkommissars für Menschenrechte auf Twitter. Eine Sprecherin sprach sogar von 91 Toten, jedoch hätten die Berichte noch nicht verifiziert werden können.
Schüsse auf "unbewaffnete Zivilisten"
Das Militär Myanmars habe Schande über sich gebracht, indem es auf "unbewaffnete Zivilisten" geschossen habe, schrieb der britische Botschafter Dan Chugg auf Twitter.
Unter den Opfern in Yangon soll ein 21-jähriger Zivilist namens Chit Bo Nyein sein. Nyein habe in dem Teeladen seiner Familie ausgeholfen, als er erschossen worden sei, sagte ein Familienangehöriger der Deutschen Presse-Agentur. Nach Schätzungen von AAPP wurden bislang knapp 3.070 Menschen festgenommen. Mindestens 330 wurden getötet.
In einer Ansprache in der Hauptstadt Naypidaw verteidigte der Oberbefehlshaber der Streitkräfte, Min Aung Hlaing, die Machtübernahme durch das Militär als "unvermeidlich", weil die Regierung von Suu Kyi und ihre Partei in "ungesetzliche Handlungen" verwickelt gewesen seien. Er versprach erneut Wahlen abzuhalten, ohne aber ein Datum zu nennen.
Russland und Myanmar wollen Beziehung verstärken
An der Parade nahm auch der russische Vize-Verteidigungsminister Alexander Fomin laut Staatsagentur Tass teil. Demnach wollen Russland und Myanmar ihre Beziehungen verstärken. Beide Staaten wollten eine militärische und militär-technische Zusammenarbeit entwickeln, so Tass. Myanmars Oberbefehlshaber, Min Aung Hlaing, sagte laut der britischen BBC, dass Russland ein wahrer Freund sei.
Dem Bericht zufolge hatten keine offiziellen Vertreter anderer Länder an der Parade teilgenommen. Die USA, die Europäische Union und Großbritannien hatten nach dem Militärputsch vom 1. Februar Sanktionen verhängt.
- Nachrichtenagentur dpa