Papst besucht Holocaust-Mahnmal und Nonnen in Bratislava
Bratislava (dpa) - Am zweiten Tag seiner Reise in die Slowakei will Papst Franziskus zahlreiche Menschen aus Politik, Kirche und Gesellschaft treffen. Von frΓΌhmorgens bis zum Abend reiht sich ein Termin an den anderen.
Der 84-JΓ€hrige soll laut Plan bereits am Montagmorgen zum prunkvollen PrΓ€sidentenpalais in der slowakischen Hauptstadt aufbrechen, wo ihn PrΓ€sidentin Zuzana Caputova empfangen will. Dort sind auch Begegnungen mit rund 250 Vertretern der Zivilgesellschaft und Diplomaten anberaumt.
Am spΓ€ten Nachmittag kommt Franziskus mit der jΓΌdischen Gemeinde in Bratislava zusammen. Das Treffen ist auf einem Platz geplant, an dem einst eine im Jahr 1893 erbaute Synagoge stand. Diese hatte sogar den Zweiten Weltkrieg ΓΌberstanden. 1969 rissen die Kommunisten sie zusammen mit dem frΓΌheren Ghetto ab. Heute steht auf dem zentralen Platz ein Holocaust-Mahnmal. Bratislava galt lange als Zentrum fΓΌr jΓΌdisches Leben. Im Holocaust kamen jedoch Tausende Juden aus Bratislava um.
Zwischen dem dicht getakteten Programm findet sich ein interessanter "privater Besuch" in einer karitativen Einrichtung, gefΓΌhrt von Nonnen. Dass Franziskus das "Zentrum Bethlehem" besuchen will, hat in der Slowakei fΓΌr Γberraschung gesorgt, denn die Einrichtung des Schwesternordens Missionarinnen der NΓ€chstenliebe von Mutter Teresa ist weitgehend unbekannt.
Die Nonnen helfen vor allem BedΓΌrftigen und Obdachlosen, wie der frΓΌhere Sprecher der slowakischen Bischofskonferenz, Marian Gavenda, erklΓ€rte. Franziskus zeige mit seinem Besuch nicht nur SolidaritΓ€t mit den Menschen am Rande der Gesellschaft, sondern appelliere auch an die Wohlhabenden. Es sei auch ein Zeichen an die Amtskirche, vermutet der frΓΌhere ParlamentsprΓ€sident Frantisek Miklosko, eine Symbolfigur der katholischen Slowakei.
Der Programmpunkt ist in jedem Fall typisch Franziskus. Der Argentinier fordert immer wieder auf, BedΓΌrftigen zu helfen. Der Vatikan impfte beispielsweise bereits in mehreren Aktionen Obdachlose gegen Covid-19. Zuletzt empfing er auch afghanische FlΓΌchtlinge im Rahmen der PrΓ€sentation eines Dokumentarfilms im Vatikan. Auch in seinen Schriften nimmt Franziskus immer wieder Bezug auf Armut.
Die Slowakei mit rund 5,5 Millionen Einwohnern gilt als streng katholisch. Nach Vatikan-Angaben wird mit knapp mehr als drei Millionen Menschen der ΓΌberwiegende Teil der BevΓΆlkerung dem rΓΆmisch-katholischen Glauben zugerechnet. Die katholische Ortskirche und Regierung gelten als konservativ. Γber den Klerus in der Slowakei heiΓt es zudem, er sei mehr mit sich selbst beschΓ€ftigt und blicke kaum um sich. Franziskus mahnte bereits bei einem ΓΆkumenischen Treffen am Sonntag in der Apostolischen Nuntiatur, der vatikanischen Botschaft, in Bratislava zur StΓ€rkung der Gemeinschaft in Europa.
Bei dem abendlichen Treffen kurz nach seiner Ankunft in Bratislava sprach der Heilige Vater auch die Jahre der "atheistischen Verfolgung" an, in denen die Menschen nicht in Religionsfreiheit lebten. In den Jahren des Kommunismus litten viele GlΓ€ubige unter dem Regime.